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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Wildente aus der Vogelkoje inzwischen schon wieder zu ihren Artgenossen irgendwo da draußen im Watt oder in der Marsch aufgebrochen. Oder der Kojenschimanski hatte sie geringelt und zum Abendessen mit nach Hause genommen.
    Aber da hörte Heinz Baginski aus dem Gestrüpp an der Seite des Teiches ein Pfeifen, das nicht von einer Stockente kommen konnte. Das musste eine Krickente sein, und wenn er ganz großes Glück hatte, war es vielleicht sogar eine Pfeif- oder eine Knäkente. Er schlang Kamera und Stativ von den Schultern und baute alles wieder so auf, wie er es am Vormittag bereits vergeblich getan hatte. Dann brachte er sein Jagdgerät in eine günstige Schussposition und legte sich auf der Bank im Sichtschutz des Geländers auf die Lauer.
    Die Stockenten glitten langsam über den Teich, keine Welle bewegte das schwarzgrüne Tümpelwasser, die Sonne senkte sich langsam hinter die hohen Baumkronen, im Schatten der Bäume war es windstill und warm. Er spürte die Schwere seiner abgestrampelten Glieder und den Krampf, der sich gerade in seiner rechten Wade bildete, erinnerte sich an die progressive Entspannungstechnik nach Jacobsen, schloss die Augen, atmete tief in seinen Bauch ein, spannte zuerst seine Füße an, entspannte sie dann wieder, ging zu den Waden über, fühlte sich in seine Muskulatur hinein, die Insekten summten eintönig um ihn herum, der Krampf verschwand, die Lider wurden ihm schwer … und Heinz Baginski schlummerte ein.

    Ein Schrei riss ihn aus dem Traum, in dem er in den Weiten der Salzwiesen Dutzende von Pfeif-, Knäk- und Krickenten fotografiert hatte, und Heinz brauchte einen Augenblick, bis er wusste, wo er sich befand. Vor ihm lag der Teich im Dunkel der heraufziehenden Nacht. Im Mondlicht hatten die Enten ihre Köpfe unter das Gefieder gesteckt, und Heinz erkannte, dass er seine Chance erneut verpasst hatte. Jetzt musste er unverrichteter Dinge seine Ausrüstung wieder abbauen und durch den nächtlichen Forst der Vogelkoje zurück zum Zaun und zu seinem Fahrrad finden, möglichst ohne erneut in den Graben zu rutschen. Als er sich mit schmerzenden Gliedern von der harten Bank erhob, merkte er, dass der Schlick in seinen Socken inzwischen hart geworden war und die Gelenke an einer glatten und runden Bewegung hinderte. Er zog die Schuhe und die Socken aus und klopfte zunächst die harte Kruste aus der Baumwolle, bevor er die widerspenstigen Dinger wieder anzog.
    Da ertönte zum zweiten Mal ein gellender Schrei, der Heinz daran erinnerte, warum er überhaupt aufgewacht war, und ihm einen Schauer über den Rücken jagte, so dass er trotz der lauen Sommernacht unvermittelt fröstelte. Das war aus der Richtung des Kojenwärterhäuschens gekommen. Er brauchte noch einige Augenblicke, um Mut zu fassen, dann stand er leise auf und stolperte durch die Dunkelheit die Treppe hinab und an der Pfeife vorbei bis zum Haus. Vorsichtig glitt er an der Seite entlang nach vorne, versuchte durch das Fenster, das so verschmutzt war, dass es gerade noch einen matten Lichtschimmer von innen durchließ, vergeblich einen Blick in die Hütte zu erhaschen, und erreichte die Tür in dem Moment, in dem sie von innen aufgestoßen und ihm mit voller Wucht vor den Kopf geknallt wurde. Heinz Baginski strauchelte und wurde von einer schwarzen Gestalt, die aus dem Haus stürzte, zu Boden gerissen. Es dauerte einige Schrecksekunden, bis er sich wieder gesammelt hatte. Er versuchte sich mühsam aufzurappeln, und da – im Bruchteil einer Sekunde – glaubte er gar, aus den Augenwinkeln noch einen zweiten Schatten wahrzunehmen, der dem ersten folgte. Aber das konnte auch die Folge des Kopfstoßes sein, der ihn quasi ein Echo sehen ließ. Ehe er wieder einen klaren Gedanken fassen und sich aus dem Gestrüpp erheben konnte, waren die Gestalten in der Dunkelheit des Hohlwegs verschwunden, der zur Klappbrücke am Haupteingang führte.
    Heinz Baginski rappelte sich mit schmerzendem Schädel auf, bemerkte nun, da er sich im Gebüsch einen Dorn in den rechten Fuß jagte, dass er noch immer keine Schuhe trug, und humpelte auf einem Bein zur Tür des Kojenwärterhäuschens. Ein kalter, weißer Lichtstreifen fiel auf den Weg davor. Vorsichtig näherte er sich der Türöffnung, immer darauf gefasst, dass noch weitere Gestalten herausstürzen und ihn umrempeln könnten. Aber da kam niemand mehr.
    Als Heinz Baginski nun durch die offene Tür in das beleuchtete Kojenwärterhäuschen spähte, bot sich ihm ein Bild, das genau die Gefühle in

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