Leb wohl, liebes Hausgespenst!
dann zu jeder Zeit bei mir erscheinen. So haben wir es ausgemacht, und er hat sich seitdem fest an diesen Pakt gehalten. Obwohl er es ja nicht nötig gehabt hätte. Er hätte ja trotzdem immer bei mir aufkreuzen können.“
„Aber der Krach neulich nachts im Hotel...“
„Das war etwas anderes. Er war wütend auf mich... deinetwegen.“
„Ach so.“
„Auf keinen Fall dürfen wir versuchen, ihn reinzulegen. Er ist ja auch viel stärker als wir und viel mächtiger. Er könnte sich furchtbar rächen.“
„Du hast Angst vor ihm?“
„Ich hätte Angst, wenn ich ihm gegenüber im Unrecht wäre. Solange ich ein gutes Gewissen habe, bin ich bereit, den Kampf gegen ihn aufzunehmen.“
„Aber schade ist es schon. Ich würde riesig gern mal auf Schatzsuche gehen.“
„Das kannst du ja auch. Ich wäre zwar ein bißchen traurig... aber verstehen könnte ich es schon.“
„Zu seinen Bedingungen? Nein, das kommt nicht in Frage. „
„Gut, dann sage ich ihm Bescheid, wenn ich ihn das nächste Mal treffe.“
„Ja, einen schönen Gruß von mir und...“ Günther stockte.
Sie hatten inzwischen die Lichtung erreicht, auf der Monika ihm zum ersten Mal begegnet war.
Dort saß, auf einem Baumstumpf, die Beine zierlich übereinandergeschlagen, ein Junge in einem altmodischen blauseidenen Anzug, einer weißgepuderten Perücke und weit auseinanderstehenden blauen Augen in einem pfiffigen, kleinen Gesicht.
Günther glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
„Das ist er!“ flüsterte Monika ihm zu.
„Ja, ich bin’s!“ erklärte der seltsame Junge mit schönem Selbstgefühl. „Du brauchst mir also nichts zu bestellen, sondern kannst mir ins Gesicht sagen, was du willst!“
„Amadeus!“ stotterte Günther, noch immer ganz verdonnert.
„Jedenfalls siehst du jetzt, daß ich nicht geschwindelt habe“, sagte Monika.
„Das hätte ich nie gedacht!“
„Also... was ist?“ fragte Amadeus. „Willst du den Schatz, oder willst du ihn nicht, Günther?“ Er sprach Günther sehr komisch aus, mit der Betonung auf der zweiten Silbe.
„Den Schatz möchte ich schon...“
„Aha!“
„...aber ich will nicht auf Monika verzichten! Ich will sie zu Hause bei ihren Eltern besuchen, ihr Pferd sehen, den Seerosenteich, die Ruine…“„Impossible! Das dulde ich nicht!“
„Dann will ich sie wenigstens in Ottobrunn treffen! Nach der Schule!“
„Oh non! Das werde ich empêcher! Ich werde es nicht zulassen!" Mit einem verschmitzten Lächeln fügte er hinzu: „Ja, meine kleine Monique, daran hast du wohl noch gar nicht gedacht! Daß ich jetzt auch in deine Schule gehen kann. Oh, das wird ein Spaß!“
„Amadeus, um Gottes willen...“
Amadeus, den es ohnehin viel Kraft kostete, sich am hellen Tag sichtbar zu machen, begann zu flackern. „Monique! Nicht dieses Wort!“
„Entschuldigung!“ sagte sie sofort. „Ich hab’s nicht absichtlich getan!“
Amadeus beruhigte sich, und seine Konturen wurden wieder deutlicher.
„Wir wollen deinen Schatz nicht!“ erklärte Günther plötzlich mit Entschiedenheit. „Wir wollen nur, daß du Monika in Zukunft in Ruhe läßt.“
„Mais je suis son ami! Ich bin ihr Freund!“
„Ein schöner Freund, der sich ausdenkt, wie er sie in der Schule unmöglich machen kann.“
Amadeus wandte sich ihr zu. „Dieser Günther“, sagte er mit hochgezogenen Brauen, „mir scheint, er hat wenig Sinn für Humor.“
„Er hat ja recht, Amadeus!“ sagte Monika verzweifelt. „Du darfst nicht in die Schule kommen! Versprich mir das! Ach, hätte ich dich nur nicht aus deinem Bannkreis herausgeholt.“ Amadeus grinste unbekümmert. „Das fällt dir reichlich spät ein.“
„Ich hab’s doch für dich getan! Dir zuliebe! Damit du mit uns verreisen konntest!“
„Das ist nicht wahr! Du hattest Angst, ich könnte deine Leute ärgern, während du weg wärst.“
„Ja, das auch! Aber, Amadeus, bitte, sieh doch ein... ist es nicht schrecklich, wenn man vor seinem besten Freund Angst haben muß?!“
„Ich bin also dein bester Freund?“ Amadeus plusterte sich auf. „Hast du es gehört, Günther? Ich bin ihr bester Freund... nicht du!“
„Dann mußt du dich aber auch wie ein Freund verhalten“, forderte Günther.
„Muß ich das? Wer sagt das? Willst du mir etwa Vorschriften machen, du Knirps?“
„So groß wie du bin ich noch lange!“
Monika zupfte ihn am Arm. „Hör auf damit! Du kannst dich nicht mit ihm messen!“
Im gleichen Augenblick begann Amadeus auch schon ins
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