Lebe die Liebe
nie im Leben mehr an jemanden binden, aus Angst davor, ihn wieder verlieren zu können?« Seine Augen blickten hart und kalt. »Ich wusste gar nicht, dass du so feige bist, Diana.«
»Ich bin nicht feige. Ich will nur selbst entscheiden, ob ich mich an jemanden binde oder nicht. Ich will nicht wieder verletzt werden, und ich will meine Karriere …«
»Wieso setzt du ganz automatisch voraus, dass ich dir wehtun werde?«, unterbrach er sie. »Und was, zum Teufel, hat deine Karriere damit zu tun, dass ich dich liebe? Wer sagt denn, dass du zwischen mir und deinem Beruf wählen musst?«
»Wo steckt ihr denn? Der Champagner ist schon fast …« Serena kam ins Zimmer gestürmt und blieb dann abrupt stehen, als sie in Caines und Dianas Gesichter blickte. »Oh, tut mir leid«, sagte sie schnell und drehte sich wieder um. »Ich sag den anderen, dass ihr gleich kommt.«
»Nein, bitte.« Diana streckte eine Hand aus, als wollte sie ihre Schwägerin damit aufhalten. »Sag den anderen bitte, dass ich müde war und ins Bett gegangen bin.« Ohne Caine noch einmal anzusehen, drehte sie sich um und lief aus dem Zimmer.
»Oh Caine, es tut mir so leid.« Serena bemerkte, wie ihr Bruder Diana mit unbewegtem Gesicht nachsah. »Einen schlechteren Augenblick hätte ich mir wohl gar nicht aussuchen können.«
»Macht nichts.« Caine nahm noch einen Schluck. »Wir hatten sowieso alles gesagt, was es zu sagen gab.«
»Caine …« Serena ging zu ihm und legte einen Arm um seine Taille. »Brauchst du jemanden, der dir zuhört?«
»Nein, ich brauche nur etwas zu trinken – und zwar möglichst eine ganze Flasche.«
»Du liebst Diana. Nicht wahr?«
»Gut geraten«, antwortete Caine und prostete seiner Schwester zu.
Serena ging nicht darauf ein. »Aber im Moment würdest du ihr am liebsten den Hals umdrehen, oder?«
»Wieder richtig geraten.«
»Man braucht dich nur anzusehen, dann weiß man schon Bescheid. Ich habe zwar keine Ahnung, was hier vorgefallen ist, aber …«
»Wir haben uns gestritten, und während wir noch mittendrin waren, habe ich ihr gesagt, dass ich sie liebe.« Er zuckte mit den Schultern und atmete tief durch. »Es scheint, ich habe mir dafür nicht den richtigen Augenblick ausgesucht.«
»Dräng sie nicht, Caine«, sagte Serena eindringlich. »Sie muss selbst damit fertig werden. So, und jetzt gehst du ins Bett«, kommandierte sie plötzlich und griff nach seinem Arm.
Caine lächelte. »Das hätte ich mir auch nicht gedacht, dass ich noch einmal Ratschläge von meiner kleinen Schwester annehmen muss. Ist es wirklich schon so lange her, dass du deinen rechten Haken an mir ausprobiert hast?«
Serena stand auf und versuchte ihn mit sich zu ziehen. »Geh jetzt ins Bett, oder ich probier das mit dem Haken noch einmal«, drohte sie.
Caine stand auf, legte einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du warst immer schon ein kleiner Satan«, sagte er. »Aber ein lieber.«
Serena lächelte zu ihm auf. »Du auch, großer Bruder.«
12. K APITEL
Diana saß allein in dem leeren Gerichtssaal. Ihre Hände waren eiskalt und zitterten leicht. Sie wusste, dass sie aufstehen, hinausgehen und nach Hause fahren sollte, aber sie hatte Angst, dass ihre Beine ihr nicht gehorchen würden, wenn sie jetzt aufstand.
Dabei hätte sie eigentlich jubilieren müssen. Sie hatte gewonnen, und das war eigentlich ein Grund zum Feiern. Chad Rutledge war freigesprochen worden. Beth Howards Vater musste sich auf eine Anklage wegen falscher Zeugenaussage gefasst machen – und Beth ebenso, fügte Diana in Gedanken hinzu und sah hinüber zum Zeugenstand. Es war nicht damit zu rechnen, dass Beth wirklich verurteilt werden würde. Die Geschworenen wussten, dass das Mädchen nur aus Angst gelogen hatte, und wer heute miterlebt hatte, wie Beth im Zeugenstand zusammengebrochen war, konnte nur noch Mitleid empfinden.
Diana vergrub ihr Gesicht in den Händen, als sie daran dachte, wie sie das Mädchen auseinandergenommen hatte. Sie glaubte, ihre eigene Stimme noch einmal zu hören. War das wirklich sie, die da so eiskalt und überlegt das ganze Lügengebilde zerpflückt hatte? Hinter sich hatte sie immer wieder Chads Zwischenrufe gehört, sie solle Beth in Ruhe lassen. Dann hatte der Richter Chad von der weiteren Verhandlung ausgeschlossen, und dann endlich hatte Beth unter Tränen, manchmal kaum verständlich, die Wahrheit erzählt.
Noch nie hatte Diana sich so einsam gefühlt. Wenn doch jetzt Caine bei ihr wäre! Nein, sie hatte kein
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