Lebe die Liebe
»Aber nur vor Gericht«, fügte er hinzu. Als er Dianas fragenden Blick bemerkte, stand er auf und ging hinüber zum Fenster. »Für die Öffentlichkeit wird sie die reiche, verwöhnte Frau bleiben, die ihren Mann umgebracht hat und ihren Freispruch nur der Tatsache verdanken kann, dass sie einflussreich und berühmt ist. Ich kann sie zwar vor dem Gefängnis bewahren, aber nicht davor, von der Öffentlichkeit als schuldig angesehen zu werden.«
»Ich kann mich erinnern«, antwortete Diana leise, »dass mir einmal ein Rechtsanwalt, den ich sehr bewundere, gesagt hat, ein Anwalt müsse immer objektiv bleiben.«
Caine sah sie an und wandte dann den Blick schnell wieder ab. »Du musst nicht alles glauben«, murmelte er.
Diana stellte ihr Glas ab und ging zu ihm. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich zum Abendessen einladen würde?«
Es kostete Caine große Anstrengung, nicht die Hand auszustrecken und sie zu berühren. Abrupt drehte er sich um und ging zurück zum Schreibtisch. »Nein, ich habe heute noch viel zu tun.«
»Gut, dann werde ich unten im Kühlschrank nachsehen, was noch da ist, und uns hier ein Abendessen machen.«
»Nein.«
Diana war bereits auf dem Weg zur Tür. Sie blieb stehen, und es dauerte einen Moment, bevor sie nach dieser Abfuhr ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. Ohne ihn anzusehen, fragte sie leise: »Möchtest du, dass ich dich allein lasse?«
»Ich habe dir gesagt, dass ich noch viel zu tun habe.«
»Ich könnte ja warten«, bot sie unsicher an. »Wir könnten nachher in meiner Wohnung essen.«
Caine starrte zu ihr hinüber. Sie drehte ihm immer noch den Rücken zu und machte auch keine Anstalten, ihn anzusehen. Sie bot ihm an, da weiterzumachen, wo sie vor dem Wochenende bei seinen Eltern aufgehört hatten. War es nicht das, was er früher immer gewollt hatte? Eine aufregende, unkomplizierte Liebesaffäre mit einer hübschen Frau? Genau das hatte er jahrelang praktiziert. Nur, jetzt wollte er das nicht mehr. Eine solche Affäre erschien Caine plötzlich leer und nichtssagend.
Er blickte auf seine Hände. Wie oft hatte er in den letzten zwei Wochen über sich und Diana nachgedacht. Manchmal war er so weit gewesen, sie ohne Rücksicht auf seinen Stolz anzuflehen, wieder zu ihm zurückzukommen. Dann hatte er überlegt, einfach zu ihr zu fahren und sie zu zwingen, wieder mit ihm zu schlafen. Es gab wohl keine Möglichkeit, die ihm in dieser Zeit nicht in den Sinn gekommen wäre, aber alle hatte er wieder verworfen. Er hatte eingesehen, dass man keinen Menschen zur Liebe zwingen konnte – schon gar nicht eine Frau wie Diana.
Caine brauchte Diana, sehnte sich nach ihr und sah doch keinen Weg, sie zurückzugewinnen. Es tat weh zu wissen, dass seine Liebe nicht erwidert wurde, und doch blieb ihm nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden.
»Danke für das Angebot«, entgegnete er kühl, »aber ich bin nicht interessiert.«
Diana schloss die Augen und zwang sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Ich habe dir sehr wehgetan, Caine«, flüsterte sie. »Und ich wünschte, ich könnte es wiedergutmachen.«
»Ich komme auch ohne dein Mitleid aus, Diana.«
Jetzt drehte sie sich doch um und sah ihn flehend und zugleich zärtlich an. »Caine, einen Augenblick, bitte. Das ist doch …«
»Hör auf, Diana.«
»Caine, bitte …«
Er schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. »Hör endlich auf! Geh nach Hause, ich muss arbeiten.«
»Aber ich muss mit dir reden«, versuchte Diana es noch einmal.
»Ich aber nicht mit dir«, fuhr er sie an. »Ich hab mich schon genug zum Narren gemacht. Meinst du, ich will mir noch einmal anhören, warum du mir nicht geben kannst, was ich von dir will?« Er schüttelte heftig den Kopf, ehe er fortfuhr: »Ich glaube nicht, dass ich das noch einmal ertragen könnte.«
»Caine, hör mir doch wenigstens zu.« Jetzt war auch ihre Stimme laut geworden. Verzweiflung stieg in Diana auf. Sie wusste nicht, wie sie an ihn herankommen sollte.
Bevor sie noch weitersprechen konnte, war er plötzlich aufgesprungen, kam mit wenigen Schritten auf sie zugestürmt und riss sie in seine Arme. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihre Schultern, und sein Mund presste sich so hart auf ihren, dass sie leise aufstöhnte.
Zum Teufel mit der Liebe, dachte Caine. Wenn das alles war, was sie von ihm wollte, körperliche Befriedigung, dann sollte sie es haben. Er achtete nicht auf ihre Gegenwehr, hielt sie eisern fest und spürte, wie ihre Kraft
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