Lebe lieber innovativ
geltenden Regeln neu zu überdenken. An jedem Wendepunkt wird es Unsicherheiten geben, doch schauen Sie sich an, wie andere vor Ihnen ähnliche Situationen gemeistert haben und gewinnen Sie daraus Zuversicht. Dann kann sich der Stress in Begeisterung verwandeln und Herausforderungen werden zu Chancen.
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DER UMGEKEHRTE ZIRKUS
Warum können die meisten Menschen in den Problemen ihres Alltags nicht einfach Chancen erkennen? Warum mussten die Studentengruppen, die ich eben beschrieben habe, erst eine Seminaraufgabe gestellt bekommen, um die Grenzen ihrer Vorstellungskraft zu erweitern? Im Grunde liegt es daran, dass wir nicht lernen, Probleme bereitwillig anzunehmen. Stattdessen bringt man uns bei, dass man Problemen am besten aus dem Weg geht oder sich über sie beklagt. Ich habe einmal bei einer Tagung für Führungskräfte der Wirtschaft im Rahmen meines Vortrages Videos von unserem Innovationswettbewerb, dem »Innovation Tournament«, gezeigt. Später am Nachmittag kam dann der Vorstandschef eines Unternehmens auf mich zu und meinte, dass er am liebsten an die Universität zurückkehren würde, wo er dazu aufgefordert sei, Problemstellungen mit kreativen Lösungsansätzen zu begegnen. Ich schaute ihn verwundert an. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass ihn auch sein alltägliches Leben jeden Tag vor Aufgaben stellen würde, bei denen kreatives Denken durchaus
hilfreich sein könnte. Leider hatte er nicht begriffen, dass sich meine Konzepte mühelos auch mit seinem Leben und seinem Beruf in Verbindung bringen lassen. Er betrachtete meine Aufgabenstellung als etwas, was nur in einem kontrollierten, akademischen Umfeld möglich ist. Das ist natürlich nicht der Fall und so soll es auch nicht sein.
Wir können uns jeden Tag selbst Herausforderungen stellen. Das heißt, wir können uns dazu entscheiden, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und Probleme in neuem Licht zu sehen. Je mehr wir uns der Probleme annehmen, desto sicherer und kompetenter werden wir darin, sie zu lösen. Und umso besser werden wir in der Lage sein, in ihnen Chancen zu sehen. Unsere Einstellung ist wahrscheinlich der ausschlaggebendste Faktor für das, was wir erreichen können. Wirklich innovative Menschen konfrontieren sich ganz gezielt mit Problemen und stellen traditionelle Überzeugungen auf den Kopf. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist Jeff Hawkins, der mit dem Hand-Organizer Palm Pilot die Art revolutioniert hat, wie Menschen ihren Lebensalltag organisieren. Jeff reizte die Aufgabe, kleine Computer herzustellen, die für eine breite Masse verfügbar sind. Das war ein hochgestecktes Ziel, und auf dem Weg dorthin stieß er auf zahlreiche weitere Herausforderungen. Doch er räumte auch ein, dass man als Unternehmer immer wieder mit größeren Problemen konfrontiert sei und kreative Lösungen finden müsse, um sie in den Griff zu bekommen.
Gleich zu Beginn stieß Jeff auf die ersten Schwierigkeiten. Als die Firma Palm ihr erstes Produkt, den Zoomer , auf den Markt brachte, scheiterte es kläglich. Anstatt aber niedergeschlagen das Feld zu räumen, starteten Jeff und sein Team eine Anrufaktion bei den Kunden, die den Zoomer gekauft hatten,
und auch bei denjenigen, die das Konkurrenzprodukt, den Newton der Firma Apple , benutzten. Sie fragten die Kunden, welche Funktionen sie sich von dem Computer erhofft hatten. Die Kunden gaben an, erwartet zu haben, dass das Gerät ihre komplizierten Terminpläne organisieren und ihnen helfen würde, mehrere Kalender zu einem zusammenzufassen. Da begriff Jeff, dass der Zoomer viel eher eine Konkurrenz für Kalender in Papierform darstellte als für andere Computer-Produkte. Die Reaktionen überraschten ihn, weil er ursprünglich mit etwas ganz anderem gerechnet hatte. Sie lieferten ihm nützliche Anregungen für die Entwicklung der nächsten Generation des Gerätes, dem sagenhaft erfolgreichen Palm Pilot .
Während der Entwicklungsphase beschäftigten sich Jeff und sein Team auch mit dem Problem, wie die Benutzer Informationen in das neue kleine Gerät eingeben sollten. Jeff wollte es den Nutzern unbedingt ermöglichen, bei der Eingabe von Informationen zusätzlich zu der winzigen Tastatur einen Stift verwenden zu können. Das würde den Vorgang für sie natürlicher machen. Dieser Aufgabe waren die damals erhältlichen Handschrift-Erkennungsprogramme nicht gewachsen. Deshalb entwickelten Jeff und sein Team die neue Schreibschrift Graffiti , die der Computer leichter erkennen konnte.
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