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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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erklärte. Angst, dass sich seine Eltern scheiden ließen und er noch weniger Aufmerksamkeit als jetzt bekam. Angst, dass er Schuld an dem Dilemma sein könnte. Angst, dass er es nicht schaffen würde, seine Mutter zu entlasten. Angst, dass sie von seinen Gedanken erfahren könnten, die deutlich seinen Egoismus widerspiegelten. Schlicht Angst.
    Andreas' Füße bogen selbsttätig in Richtung Badezimmer ab, was eine Gnade war, denn kaum, dass er vor der Toilette stand, stülpte sich sein Magen um.
    In Ermangelung von Essen kam nur wenig hoch, aber er ekelte sich trotzdem. Als er sich wieder aufrichtete, tanzten die Fliesen vor seinen Augen und die Toilettenschüssel wurde zum Schwarzen Loch, das sein Universum in sich einsog.
    Mit einer Hand griff er nach dem Waschbecken und hielt sich daran fest, bevor er den Wasserhahn öffnete, um sich den Mund auszuspülen. Danach ging es ihm besser, doch das vage Gefühl der Angst blieb ihm erhalten.
    Um Himmels willen. Hatte seine Mutter diese schrecklichen Sachen wirklich gesagt? Oder träumte er? Hatte sie ihn beschuldigt, ihr gemeinsam mit seinem Vater die Firma aus der Hand nehmen zu wollen?
    Hysterisch lachte Andreas auf.
    Der verdammte Konzern interessierte ihn nicht die Bohne. Weder Milchkühe noch sahniger Joghurt oder Miesmuschelfarmen konnten ihm mehr als eine hochgezogene Augenbraue entlocken. Ja, das Geld gab er gerne aus, aber die Firma leiten? Zumal gegen den Willen seiner Mutter? Nein. Auf keinen Fall. Allein bei dem Gedanken stieg die Übelkeit von Neuem in ihm hoch.
    Ängstlich starrte er sein eigenes Spiegelbild an. Aber lief es nicht darauf hinaus? Wenn seine Mutter auf diesem Weg verblieb, weiterhin schlecht mit ihrem Körper und ihrer Kraft wirtschaftete, würde sein Vater ihn früher oder später brauchen. Und sein Großvater würde auch verlangen, dass er endlich ins Familienunternehmen einstieg und seinem Namen Ehre machte.
    Was dann? Würde sich der Hass seiner Mutter täglich über ihn ergießen? Würde sie ihn beschimpfen, wie sie ihren Partner beschimpft hatte? Gnadenlos, ungerecht, beißend?
    Bastard. Fettwanst.
    Auf dem Gebiet der Beziehungen war Andreas ein Neuling, aber der Gedanke, Sascha auf diese Weise zu beschimpfen, kam ihm schrecklich vor. Wie der Anfang vom Ende; von den Anschuldigungen ganz zu schweigen. Wenn man dieses Niveau erreicht hatte, den Bodensatz des Umgangs zwischen zwei Menschen, war dann das Ende nicht vorprogrammiert?
    Seine. Eltern. Scheidung. Fort. Einer von beiden. Wer?
    Andreas fühlte sich taub. Ein erstickendes Vakuum umgab ihn, als er sich in sein Zimmer schleppte und auf halbem Weg von dem Gefühl erfasst wurde, es nicht rechtzeitig zu erreichen.
    Die Panik kam unerwartet, fiel Rücklinks über ihn her und erschreckte ihn zu Tode. Die verbleibenden Schritte dehnten sich zu einem Dornengestrüpp aus, durch das es zu kriechen galt. In der Hoffnung, in der Sicherheit seiner geliebten vier Wände Frieden zu finden, schloss Andreas zitternd hinter sich ab und warf sich auf sein Bett.
    Aber es hörte nicht auf.
    Soweit es innerhalb einer Panikattacke möglich war, wurde er von Entsetzen gepackt. Schwitzend und frierend zugleich vergrub Andreas die Hände in der Füllung seines Kopfkissen, suchte und fand keinen Halt. Verstand nicht, was mit ihm vor sich ging. Wusste nur, dass es aufhören sollte.
    Die Gedanken kreisten unaufhörlich in seinem Kopf.
    Ungefragt schlichen Szenarien in seinen Verstand, liefen vor seinem inneren Auge wie ein alter Super-8-Film. Ein wenig verruckelt, ohne Ton, mit schwachen Farben, halb mit realen Erinnerungen durchsetzt.
    Auf einmal war er wieder klein, lief an der Hand seiner Mutter durch die Gänge der Firma. Überall große Menschen, denen er kaum bis zur Hüfte reichte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie ihn auf den Arm genommen hätte. Das gläserne Treppenhaus machte ihm Angst, die lauten Stimmen ebenso. Er stopfte seinen Daumen in den Mund und bekam dafür einen Klaps auf die Finger.
    Kein von Winterfeld würde am Daumen nuckeln. Was die Leute denn von ihm denken sollten.
    Ein kalter Waschraum, in dem er geparkt wurde, nachdem er um einen niedrigen Tisch im Büro seines Vaters getobt war und dabei eine Tasse umgestoßen hatte. Der Kaffee hatte ihm die Beine verbrüht. Seine Eltern hatten geschimpft und gefragt, ob er sich nicht benehmen könne.
    Er stand in einem der Konferenzräume. Die leblos-grauen Wände waren erdrückend. Er war erwachsen und sprach vor den versammelten

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