Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Lächeln lag in seinem Gesicht. Er wirkte geradezu verträumt. Bis er sich umdrehte und sie direkt ansah. Als ob zwischen ihr und ihm nicht eine massive Holztür den Blick versperrte.
    Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter und sie begann sich zu schütteln. Breit grinste er sie an. Ihr kam es vor, als würde er eine Ewigkeit direkt vor Gittes Tür stehen geblieben sein. Dann endlich drehte er sich um und verschwand mit einem Pfeifen auf den Lippen. Das hatte er noch nie getan.
     
    „Du glaubst nicht, wen ich vorhin auf dem Weihnachtsmarkt getroffen habe?“
    Gitte setzte sich leicht angeschlagen zu Julia aufs Sofa.
    „Keine Ahnung, aber du wirst es mir sicher gleich erzählen.“
    „Ulli.“
    „Na und? Was ist daran schon besonders, den sehe ich schließlich beinah täglich, wenn ich darauf warte, dass er endlich abhaut.“
    „Er war aber nicht allein.“
    „Auch das ist jetzt ja nicht so ungewöhnlich. Du bist doch auch nicht allein auf dem Weihnachtsmarkt gewesen.“
    „Sag mal, interessiert dich das überhaupt?“
    „Sicher, erzähl ruhig weiter.“
    Julia war unschlüssig, ob sie es tatsächlich wissen wollte.
    „Er hatte eine Frau dabei.“
    „Und?“
    „Ich glaube, das war seine Neue.“
    „Na und.“
    Jetzt war sich Julia in der Tat sicher, dass sie weitere Informationen nicht ertragen würde.
    „Er hatte einen Arm um sie gelegt und sie verliebt angesehen.“
    „Und, wie sah sie aus?“
    Es war wie ein Reflex diese Frage zu stellen.
    „Gut. Groß, sehr viel größer als du. Blonde lange Haare, sehr hübsch ...“
    „Und?“
    „Und dünn. Tut mir leid. Ich dachte nicht, dass Ulli auf solche Hungerhaken steht.“
    „Solltest du vergessen haben, dass auch ich mal dünn war?“
    „Aber ehrlich, die sah ganz schön dumm aus, das ist bestimmt so ein blödes, blondes Weibchen.“
    „Lass gut sein. Dann hat er eben eine Neue. Was soll’s?“
    Julia war danach sich augenblicklich ins Bett zu legen. Eine Schwere Grippe schien sie plötzlich heimsuchen zu wollen, gepaart mit unendlicher Müdigkeit.
    „Es war bestimmt richtig, dass du dich von ihm getrennt hast. Du solltest warten, bis der Richtige kommt. Und ehrlich, Ulli war doch nie wirklich das, was man sich von einem Traummann erwartet, oder?“
    Müde sah Julia ihre Freundin an.
    „Und denk immer daran, zu jedem Typ gibt es eine Frau, die ihn nicht haben wollte.“
    „Ich glaube ich geh jetzt ins Bett.“
    „Warte, ich bin noch nicht fertig.“
    „Was denn noch? Ich hatte einen wirklich schweren Tag.“
    „Aber das wird dir gefallen.“
    „Sie hatte einen riesigen Pickel mitten im Gesicht, der sie vollkommen entstellte.“
    „Nein, das hat nichts mit der zu tun, wobei das auch nicht schlecht gewesen wäre.“
    „Was kann es dann wohl sein?“
    „Ich habe jemanden getroffen.“
    Auf einmal war Julia hellwach.
    „Ehrlich? Das ist ja super. Erzähl, wo, wann, wie, warum? Lass kein noch so peinliches Detail aus.“
    Gitte tat worum sie gebeten wurde und berichtete in allen Einzelheiten von dem gut aussehenden Arzt, der sie angesprochen hatte. Er sei eigentlich viel zu jung für sie, aber er konnte so wahnsinnig gut küssen.
    „Du hast schon mit ihm geknutscht?“
    Julia überlegte, wie lange das bei ihr her sein musste.
    „Wahnsinn sage ich dir. Mir wurden echt die Knie weich.“
    „Und, wirst du ihn wieder sehen?“
    „Sicher.“
    Gitte hatte einen Gesichtsausdruck angenommen, den Julia noch nie bei ihr gesehen hatte. Es muss sie schwer erwischt haben, dachte sie und war ein wenig neidisch. Zumal Julia selbst noch nie wirklich verliebt war und nicht wusste, aus welchem Grund immer alle so einen Aufstand darum machten.
    Was Gitte anging, so hatte sie es sich laut Julias Meinung mehr als verdient, sich endlich wieder zu verlieben. Anfänglich glaubte Julia, dass Gitte eben kein Mensch sei, der eine ernsthafte Beziehung eingehen könnte. Es hatte lange gedauert, bis Gitte soweit Vertrauen in ihre Freundin setzte und ihr den wahren Grund ihres Single-Daseins erzählte.
     
    Theoretisch hätte Julia diesen Grund sogar noch kennenlernen können. Denn Markus lebte mit Gitte zusammen in ihrer Wohnung, als Julia bereits bei Ulli eingezogen war. Damals zeichnete sich allerdings bereits ab, dass Markus Gitte das Herz brechen würde.
    Seitdem sie Anfang zwanzig war lebte sie mit ihm zusammen. Er studierte Geschichte, während sie den Lebensunterhalt verdiente. Alles hätte sie für ihn getan und gegeben. Was in finanzieller Sicht sogar den