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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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unübersichtlich.“
    Er deutete mit dem Kopf auf das Chaos in seiner Wohnung und im Treppenhaus. Noch immer schleppten seine Freunde Kisten aus ihr heraus und trugen sie die Treppe hinunter. Ulli schob Julia in Gittes Wohnung und zog die Tür hinter ihnen zu. Sie hatte seit der Trennung nicht mehr mit ihm gesprochen und war nicht wild darauf das zu ändern.
    „Möchtest du einen Kaffee?“
    „Ja gern, bin schon lange auf den Beinen.“
    Er war ihr in die Küche gefolgt und setzte sich wie selbstverständlich an den Tisch.
    „Ich wollte dir danken“, begann er das Gespräch.
    „Wofür?“
    Überrascht sah sie ihn an, schenkte ihm einen Kaffee ein und setzte sich.
    „Dafür, dass du mich verlassen hast.“
    Vor Schreck trank Julia einen Schluck Kaffee, der noch viel zu heiß war und sie sich verbrannte.
    „ Ehrlich, das war klasse von dir“, fuhr Ulli fort, „Ohne dich hätte ich nie die Kathi kennengelernt und sie ist wirklich eine super Frau.“
    Plötzlich wurde Julia bewusst, wie sie aussah. Da es Samstagmorgen war, hatte sie sich einen alten schlabbrigen Pullover angezogen, darunter trug sie bequeme Leggins. Die waren zwar schon lange aus der Mode, aber sie waren so schön gemütlich und Julia fühlte sich nicht ganz so dick darin, da sie nichts einengte. Zudem hatte sie gerade geweint und war ohnehin nicht geschminkt. Nun schämte sie sich für ihr aussehen. Im Grunde hätte Ulli sie verlassen müssen und nicht umgekehrt.
    „Das ist schön.“
    Julia versuchte einen stabilen Eindruck zu vermitteln, glaubte allerdings, dass sie gleich vornüber auf den Tisch fallen würde.
    „Ja, das ist es.“ Ulli sah zufrieden aus, dass es Julia direkt unheimlich wurde. „Und deshalb dachte ich, ich frage dich, ob du gern die Wohnung haben möchtest. Du hast über die Jahre so viel Arbeit hineingesteckt, da wäre es nur fair, wenn du sie bekommst.“
    Jetzt glaubte Julia wirklich die Fassung zu verlieren und sah ihn mit großen Augen an, völlig unfähig etwas zu sagen.
    „Weißt du, Julia, ich zieh doch heute mit der Kathi zusammen. Wir haben uns ein Haus gekauft und wollen bald heiraten.“
    „Ach ja? “
    Mehr konnte sie nicht sagen, ohne wieder in Tränen auszubrechen.
    „Freust du dich für mich?“
    „Und ob“, mühsam formte sie die Worte, dessen Buchstaben ihr schwer gefallen war zu ordnen.
    „Na dann, will ich auch mal wieder.“ In einem Zug trank er seinen Kaffee aus. „War doch damals eine gute Idee, dass du auch den Mietvertrag unterschrieben hast. So werde ich mich nur austragen lassen und alles bleibt beim Alten. Sogar die Miete bleibt so niedrig. Ist doch toll, oder?“
    Ulli hatte sich erhoben und lachte sie an.
    „Ich werde dir dann später, bevor ich geh den Schlüssel reinreichen. Bist du dann zu Hause?“
    „Nein, ich muss noch mal weg.“
    „Na, macht ja nichts, dann schmeiß ich den Schlüssel in den Briefkasten.“
    „Okay.“
    Sie hatte ihn zwar nicht zur Tür bringen wollen, war aber wie aus einem Reflex ebenfalls aufgestanden. Unvermittelt kam er noch einmal auf sie zu und nahm sie in seine Arme.
    „Danke“, sagte er, „ich finde schon allein raus.“
    Und schon war er verschwunden. Vollkommen kraftlos ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und starrte aus dem Fenster. Draußen zog dicker Nebel vorbei, der es unmöglich machte etwas anderes zu sehen, als eine graue Wand, die zum Nachmittag immer dunkler wurde, bis es endlich Nacht war.
     

5. Kapitel: Allein leben
    Spät a m Abend stand sie in einer leeren Wohnung, die ihr schon immer sehr geräumig vorgekommen war, nun aber glaubte sie, sich in ihr zu verlieren. Jeder Schritt hallte. Es war kalt und wirkte, als sei es klamm. Sie konnte nicht einmal in jedem Raum Licht machen, da er einfach alles mitgenommen hatte. Im Wohnzimmer stolperte sie beinah über das Ungetüm des Fernsehers, den sie gemeinsam angeschafft hatten und er offensichtlich keine weitere Verwendung dafür sah.
    Mit ihrer spärlichen Habe würde sie niemals die große Wohnung füllen können. Sie war mitten im Raum stehen geblieben und versuchte sich daran zu erinnern, wie es war hier zu leben. Über acht Jahre war das ihr zu Hause gewesen. Es konnte doch nicht so schwer sein sich zu erinnern wie es ausgesehen hatte? Es wollte ihr jedoch nicht mehr einfallen.
    Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Voller Schreck drehte sie sich um, damit rechnend auf Ulli zu stoßen, der noch etwas vergessen haben könnte.
    „Ist hier jemand eingebrochen?

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