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Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Titel: Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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Gemeinden – augenzwinkernd, aber verlässlich.
    Gesichert wurde der Aufstieg Amsterdams, als 1648 beim Westfälischen Frieden in Münster, der auch den Dreißigjährigen Krieg beendete, die Weltmacht Spanien nach acht blutigen Jahrzehnten endlich die Niederlage gegenüber ihren nördlichen niederländischen Provinzen eingestand und deren Unabhängigkeit anerkannte. Damit endete der Aufstand der Calvinisten gegen den katholisch-habsburgischen »Tyrannen« glorreich wie der Kampf von David gegen Goliath. Innerhalb des damaligen europäischen Staatensystems etablierte sich ein einmaliges revolutionäres Gebilde: die Republik der Vereinigten Niederlande.
    Es war ein föderalistischer Bund. Kein erblicher Monarch hatte die oberste Gewalt inne. Die »Generalstaaten«, in denen die Vertreter der Stände aus allen Provinzen permanent in Den Haag tagten, bestimmten die Politik der Republik nach innen und außen. Den militärischen Oberbefehl über alle Truppen hatte ein Statthalter; aufgrund der historischen Verdienste ein Prinz aus dem Hause Oranien. Diese niederländische Republik, geboren im Aufstandsjahr 1568, hatte Bestand bis 1795. Erst 1815, nach einem Intermezzo revolutionär-napoleonischer Machtübernahme, wurde auf dem Wiener Kongress das Königreich der Niederlande proklamiert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts machte es sich ohne Revolution auf den Weg zu einer parlamentarischen Monarchie, die bis heute Bestand hat.
    Schon 1879 wurde am Rembrandtplein 11–15 das Mille Colonnes festlich eröffnet. Ein Etablissement nach Pariser Vorbild mit vielen zierlichen Säulen, das schnell zum beliebten Treffpunkt einer bunt gemischten Gesellschaft aus Kaufleuten, Künstlern und Journalisten wurde. Sänger hatten hier ihren Auftritt, Kleinkünstler vergnügten das Publikum mit Sketchen. Kaum ein Abend, an dem es im Mille Colonnes nicht rappelvoll war.
    Wer sich das ruhmreiche »Goldene Jahrhundert« zum Vorbild nahm, wusste, dass die Bedeutung Amsterdams und der Reichtum seiner Bürger auf dem Hafen gründete. Dieser Ruhm war längst hinfällig. Ein Beobachter beschrieb um 1870 die Hauptstadt als eine »stille, um nicht zu sagen verschlafene Hafenstadt mit ungefähr 250   000 Einwohnern, … das Haupttransportmittel waren Gemüsekarren und Handwagen«. Die Hafenstadt stagnierte in allen Bereichen, weil ihre wichtigste Lebensader schrumpfte: Die Zuiderzee (heute: IJ sselmeer), über die seit Jahrhunderten die Schiffe mit Gütern aller Art von der Nordsee ihren Weg nach Amsterdam nahmen, versandete. Als der niederländische König im November 1876 den Nordsee-Kanal einweihte, der Amsterdam quer durch die Dünen mit IJ muiden am Meer verband, war die entscheidende Grundlage geschaffen, dass Handel und Wandel wieder aufblühen konnten.
    Aber Amsterdams Kaufleute investierten nicht nur in die Wirtschaft: Im sumpfigen Gelände südwestlich der innerstädtischen Grachten begann der Bau des prächtigen Rijksmuseums, ein Zuhause für die holländischen Maler des »Goldenen Jahrhunderts«, die inzwischen Weltruhm genossen. 1885 wurde es eingeweiht, und im Jahr darauf traf sich erneut ein festlich gestimmtes Einweihungskomitee, um auf der verlängerten südlichen Achse des Museums die Fertigstellung des Concertgebouw zu feiern. Das elegante Konzerthaus mit goldener Lyra am Dachfirst, das damals im Niemandsland entstand, ist ebenfalls bis heute ein Magnet – einer der besten Konzertsäle der Welt und ein nicht weniger exzellentes Orchester.
    Die Vision der Stadtväter steckte an. Ab 1863 hatte die deutsch-französische Zirkusdynastie Carré während der September-Kirmes ihr Zelt in Amsterdam aufgeschlagen, berühmt für ihre Pferdenummern mit akrobatischen Einlagen. Ihr fester Sitz war ein großer Bau in Köln. Jetzt riskierten die Zirkusleute den hohen finanziellen Einsatz für einen Ableger in Amsterdam. Im Dezember 1887 waren alle 2200 Plätze des neuen glanzvollen Zirkus-Theaters besetzt, als mit großem Orchester ein Gala-Programm Premiere hatte. In den Ställen konnten mindestens siebzig Pferde untergebracht werden. Bis heute steht der breite helle Bau an der Amstel unweit der Magere Brug, auf dem originellen Flachkuppeldach der rote Schriftzug CARRÉ .
    Juni 1886: das Concertgebouw entsteht und wird ein Konzerthaus mit internationalem Renommee
    1889 war wieder eine Einweihungsfeier das Stadtgespräch von Amsterdam. Die Hauptstadt fand Anschluss an das neue Verkehrsmittel, das seit einigen Jahrzehnten über alle Grenzen hinweg

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