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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kalifornien. Wären sie in Kabul zur Welt gekommen, dann wären sie wahrscheinlich Moslems. »Mit sehr wenigen Ausnahmen«, schrieb Bertrand Russell, »akzeptiert ein Mensch die Religion der Gemeinschaft, in der er lebt, was deutlich macht, dass ihn der Einfluss der Umgebung dazu gebracht hat, der fraglichen Religion anzuhängen.« 3 Auf welcher rationalen Grundlage versichert der Gläubige also die exklusive Wahrheit seiner jeweils eigenen Religion und folglich ihrer besonderen Jenseitsvorstellungen?
    In einer meiner Debatten beschuldigte mich mein Gegenüber sogar, ich sei ein Atheist. Im Laufe der Geschichte, so stellte er fest, hätten die Menschen viele Götter verehrt. »Sie glauben nicht an Krishna, oder? Nein. Und wie steht es mit Buddha? Nein. Was ist mit Baal oder Thor oder Poseidon oder Ahura Mazda? Nein. Nun, dann sind Sie ein Atheist. Immerhin lehnen Sie 99 Prozent aller Götter ab. Der einzige Unterschied zwischen Ihnen und mir«, so schloss mein nichtgläubiger Kontrahent, »ist der, dass ich Ihren Gott zu dieser langen Liste hinzufüge.«
    Manche Christen schließen sich diesem Gedankengang weitgehend an. Ich habe mir die Aufzeichnung einer Debatte zwischen einem Vertreter des Christentums und einem Atheisten aus den sechziger Jahren angehört. Der Atheist griff den Islam, den Hinduismus und den Buddhismus scharf an. Was er sagte, war unsinnig, bösartig und intolerant. Der Christ stimmte ihm freudig zu und drückte damit letztlich aus: Mach weiter und prügle auf diese Religionen ein. Ich bin auf deiner Seite. Ich verteidige nur meine
eigene Religion, nämlich das Christentum. Der Atheist fand es skurril, dass jeder Mensch sich von der Vorstellung abgestoßen fühlt, seine eigene Religion könnte albern oder falsch sein, aber bereitwillig zustimmt, dass die anderen Religionen der Welt einiges zu beantworten haben. So kommen wir also wieder zu der Frage des Atheisten: Wenn es so viele Religionen gibt, was macht deine zur wahren und den Rest zu falschen?
    Diese Frage hat eine direkte Bedeutung für das Jenseitsthema. Anscheinend hat jede Religion, zumindest jede der westlichen, eine andere Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Außerdem scheint jede dieser Vorstellungen aus dem betreffenden geografischen Umfeld abgeleitet zu sein. Das wird deutlich, wenn wir die verschiedenen Bilder vom Himmel vergleichen. Für Moslems in der arabischen Wüste ist der Himmel eine Oase mit Palmen und Datteln. Die amerikanischen Ureinwohner stellten sich die ewigen Jagdgründe vor, wo sie Hirsche und Büffel jagen konnten. Die Wikinger hofften, nach dem Tod in Walhalla aufgenommen zu werden, wo sie tagsüber Schlachten kämpfen und nachts ihre Siege feiern würden. Diese Vorstellungen sind ofensichtlich die Produkte kultureller Hofnungen und Erwartungen. Die östlichen Religionen werden bei solchen Debatten meist ignoriert. Wenn Atheisten sie erwähnen, heben sie typischerweise hervor, wie sehr sie sich von westlichen Religionen unterscheiden.
    Die meisten Atheisten nehmen sich wenig Zeit, religiöse Behauptungen genauer zu untersuchen, weil sie das ganze Unterfangen von Anfang an für unsinnig halten. Für viele von ihnen ist Religion eine Art verpfuschte Wissenschaft. Jede einzelne Jenseitsvorstellung ist eingebettet in eine
umfassendere religiöse Erzählung über die Welt, und aus atheistischer Sicht sind diese Erzählungen nichts weiter als primitive Versuche, Phänomene zu erklären, die furchterregend oder geheimnisvoll sind. Bei einer Debatte, die ich im November 2008 mit dem Philosophen Daniel Dennett in Puebla, Mexiko, geführt habe, erklärte Dennett gönnerhaft, Religion sei eine Art Hilfspflanze, ein Vorläufer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Religionen, so argumentierte er, hätten ihre subjektiven und weitgehend fantasievollen Bilder der Realität angeboten, bis die wissenschaftliche Objektivität aufkam. Jetzt aber sei es an der Zeit, krude religiöse Spekulationen durch rationale wissenschaftliche Erklärungen zu ersetzen. Ähnliche Argumente haben auch der Astronom Carl Sagan, der Physiker Steven Weinberg und andere geäußert. Aus der Sicht dieser Atheisten können religiöse Jenseitsvorstellungen jetzt als Teil dieses primitiven Pakets aufgegeben werden.
    Die atheistische Kritik verdient eine Antwort, aber einen ihrer Aspekte können wir von Anfang an ablehnen. Die atheistische Annahme, religiöse Vielfalt untergrabe die Wahrheit religiöser Behauptungen, ist einfach falsch. Wenn es um unterschiedliche

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