Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy
der Corporal zu Stande brachte. – In der Schlacht schlage ich den Tod nicht soviel an – nur soll er mich nicht so schändlich treffen wie den armen Joe Gibbons, der gerade sein Gewehr reinigte. – Was ist der Tod? – Ein Druck am Drücker, – ein zolltiefer Stoß mit dem Bajonnet bald dahin bald dorthin macht Alles. Sieh' an der Linie hinunter – rechts – da sieh! Da liegt Jack! Gut! – Es ist so gut als ob er (der Tod) ein Regiment zu Pferd bekommen hätte. – Nein! – es ist Dick. – Dann schadet es Jack auch nichts. – Gleichviel welcher! – wir rücken weiter – in heftiger Verfolgung; selbst die Wunde, die den Tod bringt, wird nicht gefühlt, – das Beste ist, man geht ihm gerade entgegen; – der Mann, der flieht, ist zehn Mal mehr in Gefahr, als der ihm ins Gesicht sieht. – Ich habe ihm hundert Mal ins Gesicht gesehen, setzte der Corporal hinzu, – und weiß was er ist. Gar nichts will er heißen im Feld, Obadiah. – Aber in einem Hause ist er sehr schrecklich, sagte Obadiah. – Auf einem Kutschbock schlag ich ihn gar nichts an, sagte Jonathan. – Im Bett, versetzte Susanna, muß er meiner Meinung nach am natürlichsten sein. – Und wenn ich ihm entrinnen könnte, wenn ich in das elendste Kalbfell kröche, aus dem je ein Tornister gemacht wurde, so würde ich es nicht im Bett thun, – sagte Trim; aber das ist natürlich.
Eine Natur ist für die andere, sagte Jonathan. – Und deshalb thut es mir so leid um meine Herrin, rief Susanne – Sie wird es nie überwinden. – Am meisten in der Familie dauert mich der Kapitain, sagte Trim; die Frau wird ihr Herz durch Weinen erleichtern, – und der Herr durch darüber Sprechen, – aber mein armer Kapitain wird es im Stillen bei sich behalten. – Da werde ich ihn wieder einen ganzen Monat lang in seinem Bett seufzen hören, wie er's um den Lieutenant Le Fever that. – Seufzen Euer Gnaden doch nicht so erbärmlich, pflegte ich zu ihm zu sagen, wenn ich so neben ihm lag. – Ich kann nichts davor, Trim, sagte dann mein Herr; 's ist ein so trauriger Fall, – ich bringe ihn nicht aus dem Kopf. – Euer Gnaden fürchten doch selbst den Tod nicht. – Ich hoffe, Trim, ich fürchte nichts, pflegte er zu antworten, als ein Unrecht zu thun. Nun, setzte er dann allemal hinzu, was auch geschehen mag, so will ich mich jedenfalls Le Fever's Knaben annehmen. Und damit fielen seine Gnaden in Schlaf, als ob er ein beruhigendes Tränklein genommen hätte.
Ich höre Trims Geschichten von dem Kapitain gar zu gerne, sagte Susanna. – Es ist der gutherzigste Herr, der je gelebt hat, sagte Obadiah. – Ja wohl, und so tapfer wie nur irgend Einer vor einer Abtheilung herschritt, sagte der Corporal. – Nie gab es einen bessern Offizier in des Königs Armee – oder einen besseren Menschen in Gottes Welt; denn er wäre gegen die Mündung einer Kanone marschirt, und wenn er die angezündete Lunte schon am Zündloch gesehen hätte; – und doch hat er bei all dem ein Herz so weich wie ein Kind für andere Leute; – er könnte keinem Hühnchen ein Leid anthun. – Einen solchen Herrn, sagte Jonathan, würde ich eher für sieben Pfund jährlich kutschiren, als einen Anderen für acht. – Jonathan, sagte der Corporal und schüttelte ihm die Hand, ich danke dir für die zwanzig Schilling, gerade wie wenn du sie mir in meine Tasche gethan hättest. – Ich würde ihm bis zum Tag meines Todes aus reiner Liebe dienen. Er ist mir Freund und Bruder; – und wüßte ich, daß mein armer Bruder Tom todt wäre, – fuhr der Corporal fort und zog sein Taschentuch heraus, – und hätte ich 10,000 Pfund im Vermögen, so würde ich jeden Schilling dem Kapitain vermachen. – Trim konnte die Thränen nicht zurückhalten, als er diesen testamentarischen Beweis von seiner Anhänglichkeit an seinen Herrn gab. – Die ganze Küche war gerührt. – Erzählen Sie uns doch die Geschichte von dem armen Lieutenant, sagte Susanna. – Herzlich gerne, erwiderte der Corporal.
Susanna, die Köchin, Jonathan, Obadiah und Corporal Trim bildeten einen Kreis um das Feuer – und nachdem die Küchenmagd die Küchenthüre geschlossen hatte, – begann der Corporal.
129. Kapitel.
Ich will ein Türke sein, wenn ich nicht meine Mutter so vollständig vergessen habe, als ob mich die Natur in Lehm geformt und nur so nackt, ohne eine Mutter an den Ufern des Nil ausgesetzt hätte. – Ihr gehorsamster Diener, Madame. – Ich habe Ihnen sehr viel Mühe gemacht, – ich wollte, es wäre der Mühe
Weitere Kostenlose Bücher