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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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mit anderen Droguen und Spezereien das rothe Meer herauf bis Joddah, in den Hafen von Mecca oder auch nach Tor oder Suez, Städten am Ende des Golfs gelangen können; von da aber mit Karavanen nach dem nur drei Tagereisen entfernten Coptos, dann den Nil hinab nach Alexandrien, wo der Gedanke am Fuß der großen Treppe zur Alexandrinischen Bibliothek hätte landen können; – von diesem Magazin aus konnte er dann abgeholt werden. – Guter Gott! was haben die Gelehrten damals für Handel getrieben!

131. Kapitel.
    Nun hatte mein Vater eine gewisse Art, die etwas an Hiob erinnerte (falls je ein solcher Mann gelebt hat, – denn wenn dies nicht der Fall ist, so ist die Geschichte gleich aus).
    Es wäre übrigens, da es den Gelehrten immer schwer wird, die Periode genau zu bestimmen, in welcher ein so großer Mann lebte, – zum Beispiel ob vor oder nach den Patriarchen u. s. w. – etwas grausam, daraus den Schluß ziehen zu wollen, daß er gar nicht lebte: – das wäre nicht so gehandelt, wie die Herren Gelehrten selbst behandelt sein möchten. – Wie dem nun sei, – mein Vater, sage ich, hatte eine gewisse Art, wenn es ihm sehr schlecht ging, besonders im ersten Anlauf seiner Ungeduld, – wo er sich dann wunderte, weshalb er eigentlich auf der Welt sei – wo er wünschte, er wäre lieber unter dem Boden – bisweilen noch etwas Schlimmeres: – und wenn er besonders aufgeregt war und der Schmerz seine Lippen mit mehr als gewöhnlicher Gewalt berührte, – dann, mein Herr, hätten Sie ihn kaum von Socrates selbst unterscheiden können. – Jedes Wort athmete dann die Gesinnungen einer Seele, die das Leben verachtete und allen seinen künftigen Geschicken unbekümmert entgegen sah. Obschon daher meine Mutter keine Frau von großer Belesenheit war, so war ihr doch der Auszug aus der Rede des Socrates, den mein Vater meinem Onkel Toby gab, nicht ganz neu. – Sie lauschte mit gefaßtem Verständniß und würde dies bis zum Schluß des Kapitels gethan haben, wenn nicht mein Vater (was er eigentlich nicht zu thun brauchte) in jenen Theil der Rede gefallen wäre, wo der große Philosoph seine Verbindungen, Verwandtschaften und Kinder aufzählt; jedoch keineswegs durch ein solches Einwirken auf die Leidenschaften seiner Richter seine Rettung herbeiführen will. – Ich habe Freunde, – ich habe Verwandte, – ich habe drei verlassene Kinder – sagt Socrates. –
    So, rief meine Mutter und riß die Thüre auf, – dann haben Sie eines mehr, Herr Shandy, als mir bekannt ist.
    Bei Gott! ich habe eines weniger, – sagte mein Vater, stand auf und ging zum Zimmer hinaus.

132. Kapitel.
    Es handelt sich um die Kinder des Socrates, sagte mein Onkel Toby. – Der ist ja schon vor hundert Jahren gestorben, erwiderte meine Mutter.
    Mein Onkel Toby war kein Chronolog; – da er aber keinen Schritt anders als auf ganz sicherem Boden thun wollte, legte er seine Pfeife mit Ueberlegung auf den Tisch, stand auf, nahm meine Mutter sehr freundlich bei der Hand und führte sie, ohne ein gutes oder schlimmes Wort zu sagen, hinter meinem Vater her, damit dieser selbst die weitere Aufklärung geben möchte.

133. Kapitel.
    Wäre dieses Buch ein Possenspiel, was anzunehmen eigentlich kein Grund vorliegt, wofern man nicht aller Welt Leben und Meinungen ebensogut als ein Possenspiel betrachten will, wie das meinige, – dann hätte mit dem vorigen Kapitel der erste Act desselben geendet; und dieses Kapitel müßte dann folgendermaßen beginnen:
    Ptr – r – r – ing, – twing, – twang, – prut, – trut eine verdammt schlechte Geige! – Wissen Sie denn, ob meine Geige gestimmt ist oder nicht? – trut – prut. – Das hätten Quinten sein sollen. – Sie ist erbärmlich bezogen. – Tr – a – e – i – o – u – tweng. – Der Steg ist um eine Meile zu hoch und das Stimmholz ist ganz hin, – sonst – trut – prut. – Hören Sie! der Ton ist nicht so schlecht. – Diddel, diddel, diddel diddel, diddel diddel dum. Es will nichts heißen vor guten Richtern zu spielen; – aber da steht ein Mann, – nein, nicht der mit der Rolle unter dem Arm – der ernste schwarzgekleidete Mann. – Der Tausend! nicht der Herr mit dem Degen an der Seite. – O mein Herr, ich wollte lieber Kalliope selbst ein Capriccio vorspielen, als daß ich vor diesem Mann meinen Bogen über die Geige zöge; und doch wette ich meine Cremoneser Geige gegen eine Maultrommel, was doch die größte musikalische Wette ist, die je da war, daß ich

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