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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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– so stehe ich doch dafür, daß diese Melodie nicht vor zwölf Monaten gespielt werden wird.
    Wir haben unsere Maßregeln nicht gut getroffen, sagte mein Onkel Toby und sah Trim fragend an.
    Ich wette meine Monteromütze, sagte Trim. – Nun war Trims Monteromütze, wie ich Ihnen schon früher erzählte, seine beständige Wette; und da er sie an diesem Abend neu geputzt hatte, um darin zum Angriff vorzugehen, – so sah der Einsatz um so bedeutender aus. – Ich wollte meine Monteromütze gegen einen Schilling wetten, Euer Gnaden, – wenn es nämlich passend wäre, eine Wette vor Euer Gnaden anzubieten, fuhr Trim mit einem Bückling fort.
    Es liegt durchaus nichts Unpassendes darin, sagte mein Vater, – es ist eben eine Redensart; denn wenn du sagst, du wolltest deine Monteromütze gegen einen Schilling wetten, – so meinst du damit nur, – du glaubest –
    Nun was glaubst du denn eigentlich?
    Daß die Wittwe Wadman es keine zehn Tage mehr aushält, Euer Gnaden.
    Und woher, Freund, hast du denn deine Weiberkenntniß? fragte
Dr.
 Slop spöttisch.
    Aus meiner Liebesgeschichte mit einer papistischen Pfarrerin, sagte Trim.
    Er meint eine Beguine, bemerkte mein Onkel Toby. –
    Dr.
 Slop ärgerte sich zu sehr, um auf diese Unterscheidung zu hören; mein Vater aber ergriff diese Gelegenheit beim Schopf, um Hals über Kopf über alle Nonnen- und Beguinenorden herzufallen, als einen thörichten, muffigen Plunder. – Das konnte
Dr.
 Slop nicht mit anhören; – und da mein Onkel Toby einige Anordnungen wegen seiner Hosen, – und Yorick wegen seiner vierten Generalabtheilung zu treffen hatte, – um deren Angriffe am nächsten Tage abzuwehren, – brach die Gesellschaft auf. Mein Vater blieb somit allein, und da er noch eine halbe Stunde bis Schlafengehen hatte, ließ er sich Feder, Tinte und Papier geben, und schrieb meinem Onkel Toby den folgenden Instructionsbrief:
    Mein lieber Bruder Toby.
    Was ich dir zu sagen habe, betrifft die Natur der Frauenzimmer und das Werben um dieselben; und vielleicht ist es für dich ganz gut – obschon weniger für mich, – daß du eine schriftliche Instruction hierüber bekommst, und ich in der Lage bin, sie dir zu geben.
    Hätte es dem, der unsere Schicksale bestimmt, gefallen, und hättest du nicht unter der eigenen Erfahrung zu viel leiden müssen, so wäre ich ganz zufrieden damit gewesen, daß du statt meiner jetzt deine Feder in die Tinte tauchtest; da dies aber nicht der Fall ist – Frau Shandy ist in meiner Nähe und richtet das Bett her – so habe ich diejenigen Winke und Belehrungen, die nach meiner Ansicht dir von Nutzen sein können, ohne Ordnung und wie sie mir eben in den Kopf gekommen sind, hier hingeworfen, – und beabsichtige dir damit ein Zeichen meiner Liebe zu geben, wobei ich darüber nicht im Zweifel bin, mein lieber Toby, wie es von dir aufgenommen werden wird.
    In erster Linie was die religiöse Seite der Sache anbelangt, möchte ich dir – obschon ich an dem Glühen meiner Wange abnehme, daß ich darüber erröthe zu dir über einen Gegenstand zu sprechen, von dem ich ja trotz deiner ungezierten Geheimhaltung der Sache weiß, wie wenige seiner Pflichten du vernachlässigst, – möchte ich dir doch über die Dauer deiner Bewerbung eine Pflicht zu Gemüthe führen, die du ja nicht versäumen solltest; daß du nämlich nie, Morgens oder Nachmittags, an dein Unternehmen gehest, ohne dich vorher dem Schutze des allmächtigen Gottes zu empfehlen und Ihn zu bitten, daß Er dich von dem Uebel erlösen möge.
    Rasire alle 4–5 Tage wenigstens, nach Bedarf auch öfter den oberen Theil deiner Stirne; damit deine Geliebte, wenn du aus Vergeßlichkeit die Perrücke in ihrer Gegenwart abnimmst, nicht wahrnehmen kann, wie viel die Zeit weggenommen hat, – und wie viel Trim.
    Es wird gut sein alle Gedanken an Kahlköpfigkeit von ihr fern zu halten.
    Halte dir beständig vor Augen, Toby, und handle darnach als nach einer sicheren Maxime: –
    »Daß die Frauen blöde sind;« – und es ist recht gut so, – sonst wäre es gar nicht mit ihnen auszuhalten.
    Trage keine zu enge Hosen, lasse sie aber auch nicht zu lose um deine Schenkel hängen, wie die Pluderhosen unserer Vorfahren.
    Die richtige Mitte verhindert alle Schlüsse hieraus.
    Was du zu sagen hast, ob es viel oder wenig sei, sprich ja mit einer leisen sanften Stimme; – das Schweigen und Alles was sich ihm nähert, webt Träume mitternächtiger Heimlichkeit um das Gehirn; deshalb vermeide auch ja, die

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