Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy
befehlen, erwiderte Trim.
274. Kapitel.
Aber Euer Gnaden zwei Rasirmesser müssen frisch abgezogen werden: – und ich will meine Monteromütze herrichten lassen und die Uniform des armen Lieutenants Le Fever anziehen, die mir Euer Gnaden geschenkt haben, um sie zu seinem Andenken zu tragen. Und wenn dann Euer Gnaden frisch rasirt sind, – und ein reines Hemd anhaben, und Ihre blaue Uniform mit Gold oder die feine von Scharlach, – einmal die Eine und ein ander Mal die Andere, – und Alles zum Angriff bereit ist, – dann wollen wir keck anrücken, als gälte es der Face einer Bastion; und während Euer Gnaden Frau Wadman im Wohnzimmer auf dem rechten Flügel attakiren, – will ich Jungfer Brigitte in der Küche auf dem linken Flügel angreifen; und wenn wir den Paß genommen haben, dann stehe ich dafür, sagte der Corporal, indem er mit den Fingern über dem Kopfe schnippte, – daß der Sieg unser ist.
Wenn ich es nur recht mache, sagte mein Onkel Toby, aber ich versichere dich, Corporal, ich wollte lieber bis an den Rand einer Transchée marschiren.
Ein Frauenzimmer ist doch etwas ganz Anderes, sagte der Corporal.
Ich kann mir's denken, sagte mein Onkel Toby.
275. Kapitel.
Wenn irgend etwas, was mein Vater sagte, meinen Onkel Toby in der Periode da er verliebt war aufbringen konnte, so war es die seltsame Anwendung, die mein Vater immer von einem Ausdruck des Einsiedlers Hilarion machte, der, wenn er von seiner Enthaltsamkeit, seinen Nachtwachen, seinen Geißelungen und andern handwerksmäßigen Theilen seiner Religion sprach, – übrigens mit mehr Muthwillen als sich für einen Einsiedler ziemte, – zu sagen pflegte, dies seien die Mittel, deren er sich bediene, um seinem Esel (damit meinte er seinen Körper) den Kitzel zu vertreiben.
Das gefiel nun meinem Vater ausnehmend; es war nicht nur eine lakonische Art sich auszudrücken, – sondern zugleich ein Pasquill auf die Begierden und Gelüste des gemeineren Theils von uns; so daß es gar manche Jahre im Leben meines Vaters dessen beständige Ausdrucksweise war; – er bediente sich nie des Wortes Leidenschaften, – sondern sagte statt dessen immer Esel, – so daß man in Wahrheit sagen konnte, er habe sich während dieser ganzen Zeit auf den Beinen oder dem Rücken seines eigenen oder irgend eines andern Menschen Esels befunden.
Ich muß Ihnen hiebei den Unterschied zwischen
Meines Vaters Esel und
Meinem Steckenpferd zu Gemüthe führen, – damit wir diese Charaktere beim Weitergang in unserer Phantasie soweit als möglich auseinander halten.
Was mein Steckenpferd betrifft, so ist es, wenn Sie ein wenig zurückdenken wollen, keineswegs ein böses Thier; es hat kaum ein Haar oder einen Zug vom Esel an sich. – Es ist das heitere kleine Narrheitsfüllen, das Sie gerade herumträgt – eine Grille, ein Schmetterling, ein Bild, ein Jux – eine Belagerung des Onkels Toby – oder irgend ein Ding, auf das man sich hinauf bemüht, um daraus den Sorgen und Drangsalen des Lebens aus dem Wege zu galopiren. – Es ist das nützlichste Vieh in der ganzen Schöpfung; – und ich sehe wahrhaftig nicht ein, wie die Welt ohne es bestehen könnte.
Was aber meines Vaters Esel betrifft – O besteigen Sie ihn, – besteigen Sie ihn – besteigen Sie ihn (jetzt habe ich's drei Mal gesagt, nicht wahr?) – besteigen Sie ihn ja nicht; – es ist ein lüsternes Thier; – und wehe dem Mann, der ihm den Kitzel nicht vertreibt!
276. Kapitel.
Nun mein lieber Bruder Toby, sagte mein Vater, als er ihn zum ersten Mal traf, nachdem sich jener verliebt hatte, – was macht dein Asinus? [Englisch
Ass
daher das folgende Wortspiel
Ass, Arse
.]
Mein Onkel Toby dachte in diesem Augenblick mehr an die Stelle, wo er die Blase gehabt hatte, als an Hilarious Metapher, und da bekanntlich die Gedanken, die uns gerade im Kopfe herumgehen, eine ebenso große Macht über den Ton eines Wortes haben als die Gestalt der Dinge, so glaubte er, mein Vater, der in seinen Worten nicht sehr wählerisch war, habe nach jenem Punkt gefragt und sich dabei des Volksausdrucks bedient. Ungeachtet daher meine Mutter,
Dr.
Slop und Herr Yorick im Zimmer saßen, hielt er es für angezeigt, sich des gleichen Ausdrucks zu bedienen wie mein Vater. Wenn ein Mann zwischen zwei Unschicklichkeiten so eingeklemmt ist, daß er nothwendig die eine davon begehen muß, – so habe ich immer die Bemerkung gemacht, – daß er, er mag wählen welche er will, von der Welt getadelt wird. Es soll mich daher
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