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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Feuerzange und den Schürhacken fallen zu lassen.
    Vermeide jede Art von Scherz und Muthwillen in deiner Unterhaltung mit ihr, und thue was in deiner Macht liegt, um alle Bücher und Schriften, die darauf zielen, von ihr fern zu halten; es gibt einige fromme Traktätlein, – wenn du sie dahin bringen kannst, daß sie sie liest, – so wird es gut sein; aber lasse sie ja nicht in Rabelais, Scarron oder Don Quijote hineinsehen; –
    Das sind lauter Bücher, die zum Lachen reizen; und du weißt, lieber Toby, daß es keine ernsthaftere Leidenschaft gibt als Liebesverlangen.
    Stecke eine Nadel in die Brust deines Hemdes, ehe du in ihr Zimmer trittst.
    Und wenn sie dir erlaubt auf dem Sopha neben ihr zu sitzen, und dir Gelegenheit gibt deine Hand auf die ihrige zu legen, – so hüte dich ja es zu thun; – du kannst deine Hand nicht auf die ihrige legen, ohne daß sie die Temperatur der deinigen spürt. – Das und noch möglichst viele andere Dinge mußt du aber im Dunkel für sie lassen; dadurch wird ihre Neugierde stets wach erhalten; und wenn sie hierdurch nicht erobert wird und dein Esel immer noch ausschlägt, was allerdings sehr zu vermuthen ist, – so mußt du dir zuerst einige Unzen Blut unter den Ohren lassen, wie die alten Scythen gethan, welche hiedurch die unmäßigsten Anfälle von Geschlechtstrieb geteilt haben sollen.
    Avicenna ist ferner dafür, daß man den betreffenden Theil mit Syrup von Nieswurz salbe, auch für gehörige Ausleerungen und Abführungen sorge, – und ich glaube, daß er da Recht hat. – Endlich darfst du nur wenig oder kein Ziegenfleisch oder Rothwild essen – namentlich aber kein Fohlenfleisch; – auch mußte du dich so viel du kannst der Pfauen, Kraniche, Wasserhühner und Taucher enthalten.
    Was dein Getränk anbelangt, so werde ich dir nicht erst zu sagen brauchen, daß es ein Aufguß von Eisenkraut und Selleri sein muß, der nach Aelian von so großer Wirkung sein soll; – wenn das aber deinem Magen in die Länge wiedersteht, – so setze damit eine Zeitlang aus, – und nimm statt dessen Gurken, Melonen, Portulak, Wasserlilien, Geißblatt und Lattich.
    Jetzt fällt mir im Augenblick nichts mehr ein, was für dich gut wäre. Außer etwa: wenn ein neuer Krieg ausbräche. – So wünsche ich dir denn alles Gute, lieber Toby, und
    verbleibe dein dich liebender Bruder
    Walter Shandy .

279. Kapitel.
    Während mein Vater diesen Instructionsbrief schrieb, rüsteten mein Onkel Toby und der Corporal Alles für den Angriff. Da man von dem Wenden der feinen Scharlachhosen (wenigstens für den Augenblick) abgestanden war, so lag nichts mehr vor, was gehindert hätte, den Angriff schon am nächsten Morgen zu beginnen; er wurde dem gemäß auf elf Uhr bestimmt.
    Komm, mein Schatz, sagte mein Vater zu meiner Mutter, wir thun nur unsere Bruder- und Schwesterpflicht, wenn wir zu meinem Bruder Toby hinabgehen. – um ihm bei seinem Angriff Muth zu machen.
    Mein Onkel Toby und der Corporal waren schon seit einiger Zeit gerüstet, als mein Vater und meine Mutter eintraten, und wollten sich, da es gerade elf Uhr schlug, eben in Bewegung setzen; – die Schilderung dieses Ausmarsches ist jedoch mehr werth, als daß wir sie nur so in das Sahlband des 8. Bandes [Bezieht sich auf die 1. Auflage.] eines solchen Werkes einweben dürften. – Mein Vater hatte nur noch so viel Zeit, meinem Onkel Toby seinen Instructionsbrief in die Rocktasche zu stecken und ihm mit meiner Mutter Glück zu dem Angriff zu wünschen.
    Ich sähe gar zu gerne durch das Schlüsselloch, sagte meine Mutter, – nur aus Wißbegierde –
    Nenne das Kind nur bei seinem rechten Namen, mein Schatz, versetzte mein Vater, –
    Und sieh' durch das Schlüsselloch so lang du willst. [Hier schließt der 8. Band der 1. Auflage.]

280. Kapitel.
    Ich rufe alle Mächte der Zeit und des Geschicks, die uns auf unserer Laufbahn in dieser Welt aufhalten, zu Zeugen an, daß ich erst in dem Augenblick recht an die Liebschaft meines Onkels Toby kommen konnte, als die Wißbegierde meiner Mutter, wie sie die Sache nannte, – oder ein anderer Trieb in ihr, wie mein Vater zu verstehen gab, – sie zu dem Wunsch veranlaßte, durch das Schlüsselloch zu sehen.
    Nenne das Kind bei seinem wahren Namen, mein Schatz, sagte mein Vater, und sieh' durch das Schlüsselloch, solang du willst.
    Nur ein Aufwallen jenes etwas herben Humors, der, wie ich schon oft bemerk habe, in meines Vaters Gewohnheit lag, konnte ihn zu einer solchen Unterschiebung

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