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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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nicht wundern, wenn sie auch meinen Onkel Toby tadelt.
    Mit meinem A—h geht es weit besser, Bruder Shandy, erwiderte mein Onkel Toby. – Mein Vater hatte sich bei diesem Angriff sehr viel von seinem Asinus versprochen und würde ihn gern wiederholt gebracht haben; aber da
Dr.
 Slop in ein unmäßiges Gelächter ausbrach – und meine Mutter: Gott steh' uns bei! rief – so wurde meines Vaters Esel aus dem Felde geschlagen; – das Lachen wurde allgemein, – so daß er ihn längere Zeit nicht wieder zum Angriff vorbringen konnte.
    Und so ging die Unterhaltung ohne ihn weiter.
    Jedermann behauptet, Sie seien verliebt, Schwager Toby, sagte meine Mutter, – und wir wollen hoffen, daß es wahr ist.
    Ich glaube, ich bin so sehr verliebt, Schwägerin, erwiderte mein Onkel Toby, als der Mensch gewöhnlich ist. – Hem! machte mein Vater. – Und wann haben Sie es gemerkt? fragte meine Mutter.
    Als die Blase aufging, antwortete mein Onkel Toby.
    Die Antwort meines Onkels Toby machte meinen Vater guter Laune, – und so setzte er seinen Angriff zu Fuß fort.

277. Kapitel.
    Die Alten sind darüber einig, Bruder Toby, sagte mein Vater, daß es zwei verschiedene Arten von Liebe gibt, je nachdem das Gehirn oder die Leber davon angegriffen ist; – ich glaube daher, jeder Verliebte sollte sich zuerst darüber klar zu werden suchen – in welchem von diesen zwei Fällen er sich befindet.
    Bruder Shandy, erwiderte mein Onkel Toby, das ist ja ganz gleichgiltig, wenn der Mann nur heirathet, seine Frau liebt und einige Kinder zeugt.
    Einige Kinder! rief mein Vater, fuhr von seinem Stuhl auf, sah meiner Mutter ins Gesicht und drängte sich zwischen ihr und
Dr.
 Slop hindurch. – Einige Kinder! wiederholte mein Vater und fing an auf- und abzuschreiten.
    Ich will damit nicht sagen, mein lieber Bruder Toby, sagte mein Vater, der sich indessen gefaßt und hart hinter den Stuhl meines Onkel Toby's gestellt hatte, – ich will damit nicht sagen, daß es mir leid thäte, und wenn du ein Dutzend bekämst; – im Gegentheil, es würde mich sehr freuen – ich würde gegen jedes derselben so lieb sein wie ein Vater, Toby.
    Mein Onkel Toby streckte seine Hand unbemerkt hinter seinen Stuhl, um die meines Vaters zu drücken.
    Ja noch mehr, fuhr dieser fort, indem er meines Onkels Toby Hand fest hielt, – du hast so viel von der sanften Milch der menschlichen Natur und so wenig von ihren Herbigkeiten, mein lieber Toby, – daß es Schade ist, daß die Welt nicht mit Geschöpfen bevölkert ist, die dir gleichen! und wenn ich ein asiatischer Monarch wäre, setzte mein Vater hinzu, der sich sofort mit allem Feuer in dieses Project warf, – so würde ich dich zwingen, – wofern es deine Kraft nicht zu sehr mitnehmen, – oder deine Grundfeuchtigkeit zu rasch auftrocknen, – oder dein Gedächtniß oder deine Phantasie schwächen würde, Bruder Toby, was derartige gymnastische Uebungen, wenn sie übermäßig vorgenommen werden, leicht thun, – sonst lieber Toby, würde ich dir die schönsten Weiber in meinem Reiche zuführen und würde dich zwingen,
nolens volens
, mir jeden Monat einen Unterthanen zu zeugen.
    Als mein Vater die Worte »jeden Monat« aussprach, – nahm meine Mutter eine Prise Tabak.
    Ich aber, erwiderte mein Onkel Toby, möchte kein Kind
nolens volens
zeugen, das heißt, ob ich möchte oder nicht, und wenn ich dadurch dem größten Fürsten der Welt einen Gefallen thun könnte.
    Es wäre auch grausam von mir, dich dazu zu zwingen, Bruder Toby, sagte mein Vater, – aber ich wollte dir damit eigentlich nur zeigen, daß es nicht deine Zeugung eines Kindes, – falls du dessen fähig sein solltest, – ist, worüber ich dich ins Klare setzen wollte, sondern das Liebes- und Heirathssystem, nach dem du zu Werke gehst.
    Wenigstens, bemerkte Yorick, ist in Kapitain Shandy's Ansicht von der Liebe viel Vernunft und einfacher Menschenverstand. Ich habe in den übelangewendeten Stunden meines Lebens, die ich nicht zu verantworten habe, so viele blühende Dichter und Redner meiner Zeit gelesen und aus ihnen doch niemals so viel Gutes herausgezogen.
    Ich wollte, Yorick, Sie hätten Plato gelesen. sagte mein Vater; daraus würden Sie erfahren haben, daß es zweierlei Arten von Liebe gibt.
    Ich weiß, daß die Alten zweierlei Arten von Religion hatten, erwiderte Yorick: – eine für das Volk und eine für die Gebildeten; – aber es will mich bedünken, diese beiden Sorten von Menschen hätten mit einer Art Liebe recht gut auskommen

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