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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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feuert er sich innerlich an, sonst dreht er noch durch. Tut ihm eh schon wieder alles weh unten herum vor lauter Ärger und Sorgen! Und arbeitet ihn eh schon wieder das Nachtmahl so gewaltig her, dass eh schon wieder ein jeder weiß, wie das gleich ausgehen wird. Bald wird es wieder so weit sein, dass das ganze Nachtmahl als Wind hinten hinausfahren will, weil er praktisch alles Feststoffliche zu Gas verarbeitet. Eine sehr seltsame Laune der Natur, über die er sich gar nicht freut (und sonst auch keiner!). Gleich wird ihm wieder das erste Junggesellenlied auskommen, na Bravo! Und auch wenn er es in das Schafwollpolsterl hinein singen wird, das ihm die Roswitha immer zum Draufsetzen auf die Holzbank legt und das ein paar Dezibel vom gewaltigen Donnergroll schluckt – es wird sich wieder nicht vermeiden lassen, dass sich alle den Hals nach ihm verdrehen und ihn deppert anschauen, nur weil er die Komantschen pfeifen lässt.
    „Schaut’s mich nicht so deppert an!“
    Vielleicht kommen die Schmerzen aber auch nur von der unverhohlenen Feindseligkeit und Häme, die vom Stammtisch zu ihm herüberschwappen, weil bei ihm öfter als bei anderen die Natur über den starken Willen obsiegt. Wenn einer ansonsten so vorbildlich und klösterlich lebt wie der Biermösel, dann ist er ja bei der breiten ausschweifenden Masse nicht nur beliebt. Wenn er dann auch noch lieber die ganze Zeit bei seiner schwergewichtigen Schwester daheim verbringt als bei den leichten Mädchen im Puff von der gachblonden Discowirtin drüben in Goisern, dann braucht er sich um die blöde Nachrede keine Sorgen mehr machen. Der billige Kalauer auf Kosten von denen, die im Sex keine Stars sind, ist ja ein Dauergast auf jedem Stammtisch der Welt. Und im ganzen Ausseerland gibt es keinen Stammtisch, wo nicht jedes mal wieder der billige Kalauer auf Kosten vom Biermösel die Runde machen täte, der da lautet:
    „Nur Bier, nie Möse!“.
    Auch wenn er jetzt kurz vorm Lebensabend doch schon die gewisse Reife erlangt hat und nicht mehr dauernd dem schnellen sexuellen Abenteuer auf der Triumph hinterher fahren muss – weh tut das schon!
    Aber weil es draußen jetzt schon ganz zugezogen hat und er kurz vor der Zeit im Bild 1 schon so eine schöne Bettschwere beisammen hat, von ihm jetzt abschließend zur ganzen Sex-Problematik nur noch zwei Worte:
    Drauf geschissen!
    Sollen doch die da drüben am Stammtisch ruhig lachen über wen sie wollen, er zettelt wegen so was keine Wirtshausrauferei mehr an, er ist heute ganz Gandhi.
    „Ja freilich Roswitha! Einen noch, kruzifix!“
    Hauptsache, denkt er sich jetzt mit schweren Augen und legt sich auf die Ofenbank, Hauptsache, er sieht jetzt gleich die Schwarzhaarige in den Hauptnachrichten, die ihm wegen ihrer monströsen Mähne so gut gefällt, weil er an den Frauen das Rassige liebt, das Wilde und Unzähmbare.
    Und da ist sie auch schon! Und sie redet gleich wieder davon, dass das ganze Land mehr oder weniger bis zu den Augenbrauen in der Sickergrube steht, womit sie einem wie ihm aber nichts Neues mehr erzählt. Und wie ihm die Roswitha mit ihrem fraulichen Instinkt endlich die ganze Flasche Marillenen zum Bier dazustellt, weil sie das dauernde hin- und herrennen mit ihren Krampfadern und dem nässenden Ausschlag auf der Innenseite von ihren Schenkerin auch nicht mehr so gut verträgt und sie sowieso weiß, dass er nicht ins Bett geht, bevor er die Flasche ganz ausgezwitschert hat, da denkt sich der Biermösel, dass ihn heute sicher nichts und niemand mehr rausbringen wird aus der Roswitha ihren vier Gaststubenwänden.
    Schon gar nicht, wenn es draußen das ganze Land in kleine Fetzen zerreißen täte. Und erst recht nicht, wenn ein paar Rotzbuben die gesamte Bundesregierung entführen täten und er – Biermösel, Inspektor – zusammen mit dem Grasmuck, Inspektor, als Mitglied vom Katastrophenschutz seinen Dienst für das Staatsganze antreten müsste!
    Weil — „Freilich, Roswitha, stell her!“ — drauf geschissen auf das Staatsganze!
    Und – „Danke, Roswitha! Wirklich einmalig!“ – drauf geschissen auf die gesamte Bundesregierung!!

Windbauch
    Die Nacht dann natürlich – furchtbar! Alles ein einziger ausstrahlender Schmerz unten herum, und die Luft herinnen in den vier Wänden von seiner Schlafkammer – zum Kampfhunde-Vergasen! So unsagbar gewaltig sind heute die Junggesellenlieder, die er hinausschmettert, so enorm die Dichte ihrer Abfolge, dass sich dem Kreisky sein tiefer Bass heute wie ein

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