Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Kacheln und flocht ihr kupferrotes Haar zu einem langen Zopf. Sie trug eine Hose aus schwarzem Leder, so wie er, dazu eine weiße Bluse, die mit silbernen Kordeln verziert war. Um einen Unterarm hatte sie ein schwarzes Tuch gebunden, und die mit einem Gurt an ihrem Oberschenkel befestigte Pistole war alles andere als Dekoration.
Sie grinste. »Hast ordentlich eins auf die Birne gekriegt, was?«
»Ich werd’s überleben.« Langsam setzte er sich auf, und zu seiner Verwunderung spürte er, dass das Messer noch im Ärmel steckte.
Er musterte sie verstohlen, bemerkte ihre straffen Schultern und die weichen, fließenden Bewegungen, mit denen sie den Zopf flocht. Dass diese sanften Hände höchst kompetent mit einer Waffe umgehen konnten, hatte er bei dem Feuergefecht gesehen. Die Mentalschleife zeigte ihm an, dass er die Frau überwältigen konnte – wenn es die Situation erforderte. Aber um sie tatsächlich auszuschalten, würde er sie töten müssen; sie war eine Kämpferin, und es genügte nicht, sie nur vorübergehend außer Gefecht zu setzen.
Er ließ die Kalkulation verblassen, und zu seinem gelinden Erstaunen stellte er fest, dass es ihm widerstrebte, die Frau umzubringen.
Laut seufzend überkreuzte er die Beine, bewusst ihre Pose imitierend, und stützte die Hände neben den Schenkeln auf.
Abermals verzog sie den Mund zu einem Grinsen. »Bist ’n zäher Bursche.« Es klang irgendwie bewundernd. Sie war mit Flechten fertig, schlang einen Knoten in das Ende des Zopfes und schnippte die rote Haarpracht lässig über die Schulter. Dann legte sie ihre schmale Hand auf den Pistolengriff.
»So, und jetzt erzähl mir mal, wie du heißt, was du hier tust und für wen du arbeitest.« Sie legte den Kopf schräg und sah ihn mit strenger Miene an. »Ich zähle bis zehn.«
Er zuckte die Achseln. »Ich heiße Connor Phillips, bin von Beruf Lademeister und arbeitete zuletzt auf dem freien Handelsschiff Salene. Zurzeit bin ich auf der Suche nach einem neuen Job.«
Sie lachte, zog die Pistole und entsicherte sie.
»Ich habe eine Schwäche für hübsche Männer«, säuselte sie, »deshalb gebe ich dir eine zweite Chance. Aber dieses Mal sagst du die Wahrheit, zäher Bursche, andernfalls puste ich dein Gesicht weg und verteile deine Überreste im Universum. Accazi?«
Er hielt ihrem Blick stand und nickte bedächtig.
»Leg los.«
»Mein Name …« Er verstummte und fragte sich, ob der Schlag gegen den Kopf seinen Geist verwirrt hatte. Diese Ahnung, die sich in ihm regte, war unglaublich intensiv …
»Mein Name lautet Val Con yos’Phelium. Ich arbeite als Agent für Liad. Ich bin hier, weil ich kürzlich eine Mission beendet habe, die mich auf diese Welt führte. Als ich zum Raumhafen lief, weil ich den Shuttle kriegen wollte, kam ich an einer Laderampe vorbei und sah, dass eine einzelne Frau mit mehreren anderen Personen in einen Streit verwickelt war.« Er lupfte eine Augenbraue. »Der Shuttle ist mittlerweile sicherlich gestartet …«
»Vor einer Viertelstunde.« Mit einem unergründlichen Blick aus ihren grauen Augen starrte sie ihn an. »Du bist ein Liad-Agent?«
Er seufzte und hielt in einer für ihn typischen Geste die Handflächen nach oben. »Man könnte es auch Spion nennen.«
»Aha.« Sie sicherte die Pistole, schob sie in das Futteral zurück und nickte. »Das gefällt mir. Das gefällt mir sogar sehr gut.« Als Nächstes zog sie seine Waffe aus ihrem Gürtel, warf sie ihm zu und deutete mit einem Rucken des Kopfes auf die Tür. »Verschwinde.«
Seine Linke schoss vor, und er fing die Pistole auf. Während er sie in das Halfter steckte, schüttelte er den Kopf.
»Willst du dich nicht auch vorstellen? Mir verraten, wer du bist, was du hier treibst und wer dein Auftraggeber ist?« Plötzlich lächelte er. »Wegen dir habe ich höllische Kopfschmerzen …«
Ihr ausgestreckter Arm zeigte zur Tür. »Hau ab. Verzieh dich. Schieß in den Wind. Verdufte!« Sie zog wieder ihre Pistole. »Letzte Chance.«
Er neigte den Kopf und kam rasch auf die Füße – und als er hochblickte, stand sie schon vor ihm und zielte mit der Pistole auf seinen Bauch.
Diese Dame meint es ernst, dachte er bei sich und verbiss sich ein Schmunzeln. »Du hast nicht zufällig einen Flugplan für den Shuttleverkehr zur Hand? Meine Informationen sind offensichtlich nicht mehr aktuell.«
Sie runzelte die Stirn. »Nein, zufällig habe ich keinen Flugplan. Und jetzt zieh Leine, du Draufgänger. Die Abflugzeiten der Shuttles findest du
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