Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Solidarität braucht, und deshalb bin ich immer für meine Freunde da.« Sie blickte ihn aufmerksam an und wunderte sich, als sie sah, dass es in seinen Zügen arbeitete. Er schien nervös zu werden. »Hast du verstanden, was ich mit dem ganzen Sermon ausdrücken wollte, zäher Bursche?«
Er schloss die Augen und neigte leicht den Kopf.
»Gibst du mir denn recht, oder habe ich die ganze Zeit umsonst gequasselt?«, fragte sie nach einer Weile, die ihr in ihrer Anspannung wie eine halbe Ewigkeit vorkam.
»Ich gebe dir recht, und ich bin froh, dass du so deutliche Worte gefunden hast.« Er drückte die Schultern durch und lächelte sie wie erlöst an.
»Es ist schön, dich zur Freundin zu haben.« Er griff nach dem Becher, nahm einen tiefen Schluck und bot danach ihr den Wein an.
Sie streckte die Hand aus, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne, um ihm forschend ins Gesicht zu sehen. Sein Lächeln vertiefte sich, die Augen strahlten, und er nickte.
Mit einem seltsamen Kribbeln im Bauch nahm sie ihm den Becher ab, trank den restlichen Wein aus und erwiderte dann sein Lächeln.
Er grinste, sprang auf die Füße und bückte sich, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie schob ihre Hand in die seine.
»Glaubst du, dass unser Essen mittlerweile fertig ist?«, erkundigte er sich, während sie den Gartenweg entlangschlenderten und auf die hinter Blumen verborgene Tür zusteuerten.
»Ich glaube, dass es mittlerweile endgültig ruiniert ist«, entgegnete sie. »Aber ich war noch nie eine gute Köchin.«
Eine halbe Stunde zuvor hatte sich der Schiffsantrieb selbsttätig wieder eingeschaltet. Val Con wollte gerade nach seinem Becher greifen, als er über Miris Schulter blickte und eine Bewegung wahrnahm.
Der Boden fing an, sich zu wellen, und die Farben changierten zwischen Braun und Purpurrot. Seufzend schloss er die Augen.
»Fängt das jetzt schon an? Dauerte es beim letzten Mal nicht fast eine Stunde, ehe diese Phänomene auftraten?«
Er machte die Augen wieder auf. »Was, du siehst das auch?«
»Glaubst du, du bist was Besonderes? Obwohl ich keine … oh-oh … jetzt geht es aber richtig los.« Die Wand direkt hinter ihm flackerte in einem orangeroten Licht. »Hässlich. Orange gehörte noch nie zu meinen Lieblingsfarben.« Sie stöhnte auf. »Was für eine blöde Art, einen Schiffsantrieb zu konzipieren.«
Val Con kostete von seinem Wein. »Ich hätte während der Ausbildung doch besser aufpassen sollen.« Mit dem Becher in der Hand deutete er in die Runde. »Glaubst du, diese Effekte hängen mit dem Antrieb zusammen?«
»Das weiß ich sogar mit Bestimmtheit«, versicherte sie. »In dem Buch Raumschifftriebwerke für Dummies steht, dass der Elektronenaustausch-Antrieb darauf basiert, dass ein Elektron die Fähigkeit besitzt, in einem neuen Orbit anzukommen, ehe es den alten verlässt. Demzufolge muss sich das Schiff und alles darin – einschließlich wir beide – an zwei Orten gleichzeitig befinden, solange der Antrieb aktiviert ist.« Sie trank einen Schluck und versuchte darüber hinwegzusehen, dass der Tisch anfing zu glühen und zu pulsieren.
Val Con starrte sie mit ungläubiger Miene an. »Korrigiere mich, wenn ich mich irre. Aber das bedeutet ja, dass jedes Elektron von diesem Schiff und allem, was sich darin befindet – und das schließt uns beide ein –, doppelt vorkommt, während sich das Schiff in Fahrt befindet.«
»Klingt einleuchtend, aber ich bin Soldatin und keine Physikerin.«
Über ihre Schulter eilte er in den Kontrollraum. Die Tür verschwamm in einem wilden Farbengewitter, in dem schwarze Blitze zuckten; aus der Steuerkonsole quollen violette und magentafarbene Dämpfe, während die Pilotenbank in einem blauen, mit serpentingrünen Streifen durchschossenen Glanz flirrte.
Er holte tief Luft und blies den Atem wieder aus. Dann äußerte er leise etwas in einer Sprache, die sich anhörte, als würde Glas mit einem Stahlhammer zerschmettert.
»Was hast du gesagt?«, fragte Miri neugierig.
»Ach, vergiss es. Es schickt sich nicht, dass das jüngste von Edgers Geschwistern hört, wie einer seiner Brüder schlecht über ihn spricht.«
»So etwas Ähnliches dachte ich mir«, erwiderte sie. Sie trank ihren Wein aus und stellte den Becher vorsichtig auf der flackernden Tischplatte ab. »Wie stark unterscheiden sich die Turtles eigentlich von uns Menschen? Vielleicht spielen sich diese komischen Effekte für sie viel zu schnell ab und sie bemerken sie nicht einmal. Oder ihre Augen sind anders
Weitere Kostenlose Bücher