Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Berg.
Es hatte über eine Stunde gedauert, um die Blutung der Schusswunde zu stillen. Sie hatte geschwitzt, geflucht, und die ganze Zeit stand Tanser mit der Pistole in der Hand hinter ihr und schnauzte sie an, den Job bloß nicht zu verpfuschen.
Zum Schluss verarztete sie die Verletzung im Gesicht. Das Rohr hatte ein Auge nur um Haaresbreite verfehlt und die rechte Wange in einer diagonalen Linie aufgeschlitzt. Sie hatte sich große Mühe gegeben; die Narbe würde glatt verheilen und mit der Zeit verblassen.
Seine Lider zuckten, und er schlug die Augen auf. Die vollen Lippen verzogen sich zu einem matten Lächeln. Er hob eine Hand und legte sie auf ihr Knie.
»Was denkst du?«
Sie blinzelte. »Dass ich dich liebe«, antwortete sie und legte ihre Hand über seine. »Eine blöde Geschichte, aber was kann ich tun?«
»Es akzeptieren?«, schlug er vor. Leise fügte er hinzu: »Wenn ich dir sage, dass ich dich auch liebe, wirst du es mir glauben?«
»Ja, ich denke schon.« Sie lachte. »Hast du mich vor meiner Lust gerettet, damit ich mich für die Liebe aufspare? Das klingt wie ein Melodrama, Captain eines Sternenschiffs!«
»Scout Commander genügt«, murmelte er. »Wie bestellt man hier was zu essen?«
Sie trank ihren Kaffee aus und grinste ihn an. »Man sagt der Krankenschwester – das bin zufällig ich –, dass man hungrig ist. Die bringt dann irgendein leichtes, gesundes Gericht, zum Beispiel eine Suppe.«
Seufzend schloss er die Augen. »Wie auch immer. Nimm bitte zur Kenntnis, dass ich großen Hunger habe.«
Miri stand auf. »Okay, Kumpel, aber beklag dich nicht!«
24
Justin Hostro legte Borg Tansers drei Seiten umfassenden Bericht wieder hin, legte die Hände zu einer Pyramide aneinander und blickte auf den Riss in der Schreibtischplatte.
Beide lebten; der Mann hatte Verletzungen davongetragen, würde aber genesen. In diesem Punkt hatte er Edgers Wünsche erfüllt. Jetzt stand er vor der Frage, wie die zwei bestraft werden konnten, ohne dass der Verdacht auf die Juntavas fiel. Vielleicht kam er doch noch aus dem Schlamassel heraus, ohne sein Geschäft oder gar sein Leben zu verlieren.
Ihm kam eine Idee; er suchte die Stelle im Bericht heraus, in dem die havarierte Yacht beschrieben wurde, und las sie noch einmal aufmerksam durch. Dann stand er auf, schlenderte an die Kom-Anlage und tippte den Kode für Edgers Suite ein.
Der junge Bursche ohne Rückenpanzer nahm das Gespräch an; er verbeugte sich, als er Hostro erkannte, und bat ihn, sich zu gedulden, während er den T’carais holte. Ohne Hostros Antwort abzuwarten, verschwand er, und auf dem Schirm erschien ein abstraktes Muster in schrillen Farben, das der Anrufer sich ansehen konnte.
Hostro schauderte und richtete den Blick auf Belansiums Planetenlandschaft, die über dem Kom hing. Er war immer noch in die Betrachtung vertieft, als Edgers Stimme ihn in die Realität zurückriss.
»Justin Hostro? Sie wünschen mich zu sprechen?«
Er verneigte sich. »Ganz recht, Sir. Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass Ihre Verwandten von Mitgliedern meiner Familie, die den Auftrag hatten, sie zu suchen, aufgegriffen wurden. Beide sind wohlauf, befinden sich gegenwärtig aber nicht in Freiheit. Meine Absicht ist es, sie laufen zu lassen und ihnen ihre Waffen zurückzugeben. Außerdem erhalten sie von mir ein Schiff, mit dem sie ihre Reise fortsetzen können, denn laut Aussagen meines Piloten hat sich der Antrieb des Schiffs, auf dem sie sich vorher aufhielten, spontan eingeschaltet, und plötzlich war das Schiff verschwunden.«
Eine längere Pause trat ein. »Ihre Nachricht stimmt mich glücklich, Justin Hostro«, verkündete Edger schließlich. »Und nun bitte ich Sie, mir noch einen Wunsch zu erfüllen.«
»Gern, Sir. Wenn es in meiner Macht steht.«
»Ich sehne mich danach, die Stimmen meiner Schwester und meines Bruders zu hören. Bitte veranlassen Sie, dass sie ein paar Worte auf Band sprechen, ehe sie wieder in Freiheit entlassen werden, und Ihre Familie bringt diese Aufzeichnung nach ihrer Rückkehr dann zu mir.«
Justin Hostro lächelte. »Nichts einfacher als das, Sir. Es wird genauso geschehen, wie Sie es wünschen.«
Val Con und Miri saßen unter dem Proviantautomaten auf dem Boden.
»Was glaubst du, worauf sie noch warten?«, sinnierte er, ein Glas Milch in der Hand, während er sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. »Seit Tagen dümpeln wir im Normalraum herum. Wenn wir beide doch so wertvoll sind, dürfte
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