Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
mit einer Pistole in der Hand den Türrahmen ausfüllte. Den zweiten Schlag mit dem Rohr gegen den Kopf merkte er gar nicht mehr.
Morejant stand über dem am Boden liegenden jungen Mann, das Metallrohr immer noch hoch erhoben, während der andere Arm stark blutete. Tanser kramte kurz in einem Medikit, das an seinem Gürtel hing, und warf ihm eine Aderpresse zu, damit er die Blutung stoppen konnte.
»Wo sind Harris und Zell?«
»Tot«, keuchte Morejant, ohne sich von der Gestalt auf dem Boden wegzubewegen. »Noch eine Minute, und er hätte mich auch kaltgemacht – du bist gerade noch rechtzeitig gekommen.« Er beugte sich über den Körper, richtete sich wieder auf und sah Tanser an.
»Boss, ich glaube, er atmet noch. Willst du ihm den Rest geben?«
Tanser war in die Betrachtung des Messers versunken, das sich nur zwei Zoll von seinem Kopf entfernt bis zum Heft in die Stahlwand gebohrt hatte. Er zog es heraus und pfiff leise durch die Zähne; die Kristallklinge war unversehrt, die Schneide wies keine einzige Scharte auf. Kurzerhand schob er das Messer in seinen Gürtel.
»Boss?«, wiederholte Morejant.
»Nein!« Tanser steckte die Pistole ins Halfter und trat weiter in den Raum hinein. Er bückte sich, packte den Hemdkragen des Bewusstlosen und hielt den Mann am Genick in die Höhe, als sei er eine Katze; Blut tropfte vom Hemd und sammelte sich auf dem Boden.
»Versorge endlich deinen Arm«, schnauzte Tanner den wie blöde gaffenden Morejant an, »und schnapp dir eine Pistole. Jetzt werden wir ein Wörtchen mit dem Sergeant reden.«
Während der letzten fünfzehn Minuten hatten sie sich nicht gerührt; sie waren immer noch da, aber nicht in Reichweite. Immer wieder mal feuerte jemand ein paar Pellets in den Korridor, in dem sie sich verschanzt hatte – nur damit sie nicht einschlief, dachte sie mit einem Anflug von makabrem Humor. Sie gab sich nicht die Mühe, die Aufmerksamkeit zu erwidern.
Miri nutzte die Kampfpause dazu, ihre Waffe neu zu laden, die restliche Munition zu prüfen und mit sich zu hadern; sie hätte auf Val Con hören und sofort zum Shuttle zurückrennen
sollen. Vor allen Dingen hätte es ihr nicht passieren dürfen, dass sie sich auf ihrer Flucht durch den Korridor von ihm trennte.
Aber Selbstvorwürfe halfen ihr nicht weiter. Sie verdrängte die negativen Gedanken und veränderte ihre Position; abrupt wurde ihre Aufmerksamkeit geweckt, als sich am Ende des Korridors etwas bewegte.
Miri hob die Pistole und lauerte darauf, dass der Kerl in Schussweite kam. Doch er schleuderte lediglich die Last, die er in den Armen schleppte, in den Gang hinein; das Bündel prallte auf den Boden und rollte ein Stück weit in ihre Richtung.
Wie erstarrt saß sie da, die Waffe auf die Gestalt hinten im Korridor gerichtet, doch ihr Blick heftete sich auf den Mann, der völlig reglos und in seltsam verrenkter Stellung dalag.
Nein, dachte sie. Oh nein, Val Con, du darfst nicht …
»Sergeant?«, brüllte der Kerl am Ende des Ganges.
Sie sah nicht zu ihm hin. »Was wollen Sie, verdammt noch mal?«
»Ich will Ihnen nur sagen, Sergeant, dass Ihr Freund noch lebt. Aber das wird sich sehr schnell ändern, wenn Sie uns nicht binnen fünfunddreißig Sekunden Ihre Pistole und Ihren Gürtel zuwerfen.«
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Woher soll ich wissen, dass er nicht doch schon tot ist? Wie käme ich dazu, Ihnen zu glauben?«
»Das Risiko müssen Sie schon eingehen, Sergeant. Sie haben noch fünfzehn Sekunden.«
Mit einer heftigen Bewegung sicherte sie die Pistole, sprang auf die Füße und schleuderte die Waffe mit aller Kraft von sich.
Die Pistole landete einen Schritt von Tanser entfernt, schlitterte über den Boden und wurde von seinem linken Stiefel gebremst. Im nächsten Moment flogen der Gürtel und die Tasche durch den Korridor.
Tanser lachte. »Sie haben ein hitziges Temperament. Und nun kommen Sie zu uns wie ein braves Mädchen – ganz langsam. Nicht, dass Sie noch stolpern und erschossen werden, weil jemand glaubt, sie wollten uns austricksen. Sie und Ihr Freund haben fünf unserer Männer getötet. Macht Sie das stolz?«
»Hey«, sagte Miri, als sie vorsichtig über Val Cons Körper stieg. Auf dem dunklen Hemd bildete das Blut einen noch dunkleren Fleck; sie konnte nicht feststellen, ob er noch atmete. Dann wandte sie sich an Tanser. »Na klar bin ich stolz. Jeder hat mal seinen Glückstag.«
23
Tanser übernahm es persönlich, sie zusammen mit anderen
Weitere Kostenlose Bücher