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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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der Nähe?« flüsterte sie.
    »Ich denke schon«, entgegnete er ebenso leise. Er atmete heftig; sie konnte den Schweiß riechen, der ihm aus allen Poren drang. Nervös blickte er sich um. »O Gott«, stieß er hervor.
    »Die Polizei müßte in ein paar Minuten hier sein«, sagte Angela mitfühlend.
    Er nickte. »Gut.«
    »Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Wen hat sie unten im Haus erwischt?«
    »Todd und Kathy«, antwortete sie.
    »Sind sie tot?«
    Angela seufzte. »Ja. So tot, wie man nur sein kann.«
    »O Gott.«
    »Sie muß einen Grund für das alles haben.«
    Jim schnaubte kaum hörbar. »Sie ist durchgedreht. So einfach ist das.«
    »Hast du Anzeichen dafür gesehen, daß es so kommen wurde?«
    »Nein«, sagte er.
    Angela glaubte etwas gehört zu haben, vermochte in der Dunkelheit jedoch nicht auszumachen, was es gewesen sein könnte. »Weißt du, vielleicht sollten wir nicht auf die Polizei warten. Mein Wagen steht nicht weit von hier geparkt.«
    »Warum hast du das nicht eher gesagt? Laß uns von hier verschwinden.«
    Sie verfolgten den Weg zurück, den sie gekommen war.
    Angela hoffte, daß sie auch wirklich noch wußte, woher sie gekommen war. Der Wald sah bei Nacht so anders aus als am Tag. Sie stießen auf eine Lichtung, die überquert zu haben sie sich nicht erinnern konnte, und sie blieb zögernd stehen.
    »Vielleicht sollten wir im Schutz der Bäume bleiben«, sagte sie.
    »Wo steht dein Wagen?« wollte Jim wissen.
    »Ich bin mir nicht mehr ganz sicher«, gab Angela zu.
    Trockenes Gras knisterte ganz in ihrer Nähe. Angela erstarrte. Jim wandte sich gehetzt um. Sie konnte nicht das geringste sehen. Er hob wieder einen Finger an die Lippen, und Angela nickte unmerklich. Es hätte der Wind sein können.
    Nur, daß der Wind kein Gewehr durchlud.
    Sie hörten das unverkennbare Geräusch.
    »Keine Bewegung«, befahl Mary.
    Es überraschte Angela, daß Mary nicht einfach ohne Vorwarnung geschossen hatte. Aber als Mary sich dann nicht gleich sehen ließ, wurde es Angela klar, daß ihre Freundin zu weit entfernt war, um einen sicheren Schuß abgeben zu können. Sie hatte aber wohl eingesehen, daß sie sich nicht näher anschleichen konnte, ohne von ihnen gehört zu werden. Angela erinnerte sich an das, was der Zivilbeamte über das Nachladen gesagt hatte. Mary blieb möglicherweise nur noch ein Schuß im Magazin.
    Angela wandte sich Jim zu. Sie erwartete schon halb, daß er sich auf und davon machen würde, ahnte dann aber, warum er dies nicht tat – er wußte nicht, in welche Richtung er laufen sollte. Mary hatte nur sehr wenig gesagt, und Bäume stellten merkwürdige Sachen mit Stimmen und Geräuschen an; es war unmöglich zu bestimmen, woher genau sie kamen. Trotzdem, so dachte Angela, macht es wenig Sinn, auf Mary zu warten – was sie vorhatte, hatte sie auf der Party mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Angela bemerkte, daß Jim wie erstarrt vor Furcht dastand.
    »Lauf los«, zischte Angela ihm zu.
    »Nein«, sagte Mary hinter ihnen.
    Angela drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um sehen zu können, wie Mary das Gewehr an die Schulter hob. Sie war ungefähr zehn Meter von ihnen entfernt, und ein paar tiefhängende Äste versperrten ihr die freie Bahn. Sie machte einen Schritt vor.
    »Bleib stehen«, forderte Mary.
    »Warte«, schrie Angela und schob sich vor Jim, der so kurz und hastig atmete, daß man meinte, er würde jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Mary kam noch einen Schritt auf sie zu.
    »Geh aus dem Weg, Angie«, sagte sie mit kalter Stimme.
    »Ich werde nicht zulassen, daß du ihn umbringst!« brüllte Angela. Sie schrie so laut sie konnte, in der Hoffnung, die Polizei so auf ihre Spur bringen zu können. Mary ging weiter auf sie zu.
    »Ich muß ihn umbringen«, sagte Mary.
    »Aber warum?« fragte Angela.
    »Weil er kein menschliches Wesen ist«, antwortete Mary.
    »Red keinen Unsinn«, versuchte Angela sie zu beschwichtigen. »Denk mal darüber nach, was du eigentlich tust.«
    »Ich weiß ganz genau, was ich tue«, sagte Mary. Sie bedeutete ihrer Freundin mit dem Lauf des Gewehres, zur Seite zu gehen. »Geh mir aus dem Weg, Angie. Ich meine, was ich sage.«
    »Nein«, erwiderte Angela.
    Mary wurde wütend. »Du verstehst das nicht. Ich muß es tun. Das ist deine letzte Chance. Ich werde dich töten, wenn mir nichts anderes übrigbleibt, um ihn zu erwischen.«
    Angela sah sich über die Schulter nach Jim um. Er stärkte ihr nicht den Rücken,

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