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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Nacht damit verbringen, durch die Stadt zu kriechen und Eure Einladung jedem Turmwächter zu überbringen. Es ist unmöglich. Ich …«
    »Allio«, sagte Hern und trommelte nervös mit den Fingerspitzen auf die Stuhllehne, sodass seine Ringe im Licht glitzerten. »Ich habe noch einundzwanzig andere Geister, die meine Energie beanspruchen. Das ist sehr ermüdend, und ich habe darüber nachgedacht, auszumisten. Daher ist jetzt mehr als jemals zuvor die Zeit, dich als nützlich zu erweisen. Schließlich war ich bereits freundlicher als viele andere Meister, nachdem ich dich selbst nach dem unglücklichen Brandvorfall als meinen Geist behalten habe. Wäre es nicht eine Schande, wenn ich dich jetzt aufgeben müsste, nur weil du nicht bereit warst, ein wenig zusätzliche Mühe aufzuwenden?«
    Die Asche wirbelte mit einem zischenden Geräusch auf ihrem Tablett im Kreis, um schließlich in einem niedergeschlagenen Haufen liegen zu bleiben. »Natürlich, Meister«, sagte sie leise. »Ich würde nicht einmal daran denken, Euch zu enttäuschen.«
    »Das wusste ich«, sagte Hern mit einem kalten Lächeln. »Dann mal los.«
    Die Asche verbeugte sich, glitt vom Tablett und verschwand mit einem leisen Rauschen über den Rand des Balkons. Hern allerdings war bereits aufgestanden; er ging in seinen Salon und schrie, dass seine Haushälterin aufwachen und die Küche vorbereiten solle, weil er Gäste erwartete. Sobald die alte Frau mit der Arbeit begonnen hatte, schloss Hern sich in seinem Büro ein und zog die Notizen hervor, die er genau für eine solche Gelegenheit vorbereitet hatte. Banage zu Kompromissen zu zwingen, um seinen Liebling zu retten, war ein süßer Sieg gewesen, aber das hier versprach noch viel erfreulicher zu werden. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, während er sich vorlehnte und anfing, an seiner Rede zu feilen.
    Als der erste Turmwächter ankam, war er bereits fertig. Mehr als jemals zuvor war er davon überzeugt, endlich die Chance gefunden zu haben, Banage etwas Kostbares wegzunehmen. Er ließ den Stift fallen und ging los, um seine Gäste zu begrüßen. Er bestand nur aus selbstbewusstem Lächeln und Charme, und ausnahmsweise war nicht das Geringste davon aufgesetzt.

Kapitel 4

    D ie Sonne war kaum über die Hügel aufgestiegen, als Eli gähnend und ziemlich zerzaust aus seinem Zimmer im Haus auf Beinen auftauchte. Er stieg die baufällige Treppe nach unten und bemerkte überrascht, dass das Haus ungefähr fünf Meter weiter von dem trockenen Bachbett entfernt stand als gestern. Einen Moment lang hielt Eli inne; dabei fragte er sich, ob er sich Sorgen machen sollte, weil er den Umzug einfach verschlafen hatte, tat es jedoch mit einem Achselzucken ab. Mit so etwas musste man rechnen, wenn man Slorn besuchte.
    Auf dem flachen, sandigen Ufer, auf dem das Haus noch gestern gestanden hatte, war Slorn bereits fleißig bei der Arbeit. Er stand ruhig da und rieb sich mit seinen langen Fingern geduldig die Schnauze. Um ihn herum lagen in einem weiten Kreis die verschiedensten Nähutensilien. Es gab Stoffballen, riesige Garn- und Zwirnrollen, Scheren, Knöpfe, Nadeln – alles, was man eventuell brauchen könnte, um einen Mantel zu fertigen. Die meiste Zeit stand Slorn einfach nur da, bewegungslos wie eine Statue, aber alle paar Minuten ging er zu einem der Gegenstände, zum Beispiel zu einem Stück Seide oder einer Nadel, die aus einem Knäuel gefärbter Wolle ragte, und starrte ihn an, als wäre es der einzige Gegenstand auf der Welt, der seiner Beachtung würdig war. Der Bärenmann schien Eli nicht zu bemerken, selbst als der Dieb an den Rand seines Kreises trat und sich räusperte. Eli, der es schnell leid wurde, ignoriert zu werden, überließ den Handwerker seinem Strandgut und zog los, um seinen Schwertkämpfer zu suchen.
    Er musste nicht weit gehen. Josef befand sich auf der anderen Seite des Hauses, wo der ausgetrocknete Wasserlauf fast die baumbewachsene Böschung unterspült hatte. Nico war wie immer bei ihm. Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt, saß auf einem flachen weißen Stein und beobachtete Josef. Sie trug Kleidung, die irgendwann Pele gehört haben musste: ein langärmliges Hemd und eine Hose mit weiten Taschen, die ihr zur Abwechslung tatsächlich passte. Es war ein schöner Kontrast zu ihrem ansonsten äußerst abgerissenen Aussehen, aber ihr scharfer Blick unterband jedes Kompliment, das Eli ihr vielleicht gemacht hätte, bevor sie ihre Augen wieder auf Josef

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