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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Handel abgeschlossen, und für Slorn endete das Ganze mit dem Kopf eines Bären, aber dem Körper und Geist eines Mannes. Ich weiß nicht, warum er es getan hat, aber eines weiß ich sicher.« Eli deutete mit zwei Fingern auf seine Augen und flüsterte: »Diese schwarzen Augen sind nicht nur Show. Es sind Bärenaugen, echte Bärenaugen, und sie können so sehen, wie Geister sehen.«
    Josef schenkte ihm einen neugierigen Blick. Es war offensichtlich, dass er nicht verstand, wie eindrucksvoll das war, also erklärte Eli weiter. »Du weißt, dass Magier Menschen sind, welche die Stimmen der Geister hören können, richtig? Na ja, trotzdem können selbst die besten Magier die Geisterwelt nicht sehen. Manchmal können wir sie spüren, besonders, wenn die Geister sehr stark sind, aber wir können sie nicht sehen. Es ist, als ob unserer Art einfach dieser Sinn abgeht; als wären unsere Augen halb kaputt und sähen nur ungefähr die Hälfte der Welt. Deswegen beschweren sich die Geister ständig über die menschliche Blindheit – für sie sind wir blind. Die meisten Geister sehen nicht einmal so, wie wir es tun. Wie dieser Tisch.« Er klopfte auf das schwere Holz, an dem er lehnte. »Er hat keine Augen, kein Sehvermögen, wie wir es verstehen; und doch sind für diesen Tisch wir diejenigen, die blind sind. Slorn jedoch ist anders.« Eli drehte sich so, dass er wieder aus dem Fenster blicken konnte. »Er kann so sehen, wie sie sehen, und das verschafft ihm als Handwerker einen enormen Vorteil. Die Dinge, die er fertigt, stehen im wahrsten Sinne des Wortes auf einer anderen Ebene, selbst im Vergleich zu den Werken anderer Formmagier – weil Slorn der einzige menschliche Handwerker ist, der tatsächlich sehen kann, was er tut.«
    Josef schürzte die Lippen. »Warum in aller Welt haben ihn die Formmagier dann rausgeworfen? Wenn er so gut ist, sollte man meinen, dass sie wie verrückt hinter ihm her sind.«
    »Das wären sie auch«, sagte eine genervte Stimme hinter ihnen, »wenn sie uns finden könnten.«
    Eli, Josef und Nico wirbelten herum. Pele lehnte am Türrahmen, ihre Miene drückte ihre schlechte Laune aus. Eli entspannte sich, als er sie sah, aber Josef wirkte verstimmt, und Nico war stinksauer. Keiner von ihnen war es gewohnt, dass es Leuten gelang, sich an sie heranzuschleichen. Pele dagegen verschränkte die Arme und schenkte jedem von ihnen einen mürrischen Blick.
    »Das nächste Mal, wenn ihr über euren Gastgeber klatschen wollt«, sagte sie, »tut es nicht innerhalb dieses erweckten Hauses. Wenn ich sage, dass die Wände hier Ohren haben, ist das nicht nur eine Redewendung.«
    »Spiel hier nicht die Kratzbürste, Pele«, meinte Eli. »Wenn deine Wände zugehört haben, dann wissen sie auch, dass ich meinen Begleitern nichts erzählt habe, was ich Slorn nicht auch schon ins Gesicht gesagt hätte. Trau mir wenigstens so weit, Süße.«
    Pele blieb skeptisch. »Slorn will euch draußen sehen. Euch alle.«
    Eli, Josef und Nico tauschten einen Blick, dann standen sie auf und verließen das Haus. Pele bildete die Nachhut, aber Eli ließ sich zurückfallen, bis der Schwertmann und die Dämonenbrut ein gutes Stück vor ihnen waren.
    »Also«, sagte er leise mit einem Seitenblick zu Pele, »jetzt heißt es immer ›Slorn‹?«
    »Die Tradition der Formmagier verlangt Abstand zwischen einem Meister und seinem Schüler«, erklärte Pele. »Eigentlich sollte er mich als mein Vater gar nicht unterrichten, aber es ist ja nicht so, dass es jemand anderen gäbe.« Sie sah auf, als sie das Haus verließen, und starrte Richtung Norden auf die jetzt schneebedeckten Berge. »Ich erinnere mich nicht einmal mehr an den Berg der Formmagier.«
    »Nun«, sagte Eli und legte einen Arm um ihre Schulter, »da hast du nicht viel verpasst. Es ist schrecklich langweilig dort.«
    Pele starrte ihn böse an, und Eli zog seinen Arm zurück, bevor sie sich von ihm befreien konnte. Dann eilte er zum ausgetrockneten Bachbett und stellte sich neben Josef an den Rand von Slorns Kreis.
    Slorn selbst stand in der Mitte des Kreises, neben einem sorgfältig aufgestapelten Haufen von Materialien, die seine strenge Prüfung bestanden hatten. Es war unmöglich, sein Bärengesicht zu deuten, aber seine Bewegungen waren nervös, als er seine Gäste näher heranwinkte.
    »Ich habe die Materialien für den Mantel vorbereitet«, erklärte er schroff. »Aber bevor ich mich an den Stoff mache, muss ich noch ein letztes Maß nehmen.«
    »Was?«, fragte Josef.

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