Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
spröder Stimme.
    Es war nicht geheuchelt, was sie von sich gab. Er wusste, dass sie sich elend fühlte, als eine Verräterin an der Kunst ihres Herrn. Er gewährte ihr einen kurzen Blick an ihm vorbei auf das Bild.
    Sie schauderte. »Welch überirdische Kunst   – und durch mein Versäumnis unvollendet!« Sie würgte Speichel herab, um ihre Kehle zu befeuchten, während sie eine weitere Träne vergoss. Tränen der Schande, nicht der Angst.
    »Raleeha, ich war stets zufrieden mit dir und deinen Diensten«, sagte er ehrlich enttäuscht. »Ich hatte keine Sklavin vor dir, die meine Bedürfnisse derart zu befriedigen wusste wie du. Aus diesem Grund«, die schmalen Finger gaben sie frei, »wirst du leben.«
    »Herr«, rief sie vor fassungsloser Freude und sank vor ihm auf die Knie, küsste den Saum seines Gewandes und die Stiefelspitzen. »Niemals mehr werde ich unachtsam sein!«
    Er berührte sie an der Schulter, und sie sah dankbar zu ihm auf. Dann erschrak sie, als sie in seiner rechten Hand einen dünnen Dolch erkannte. Ihr Schrecken gefiel ihm.
    »Du sagtest, deine Augen hätten dich getäuscht?«
    »Ja, Gebieter.«
    »Dann werde ich nur sie bestrafen, denn der Rest deines Leibes, Raleeha, ist unschuldig und wird mir weiterhin gute Dienste leisten.« Mit der linken Hand hielt er ihren Schopf fest. Blitzschnell stach die Rechte zweimal nach unten und zerstörte die Augäpfel, ehe sie zu blinzeln vermochte.
    Die junge Frau schrie auf, aber sie rührte sich nicht in seinem Griff und nahm die Bestrafung hin. Klare Flüssigkeit und Blut rannen ihre Wangen hinab, folgten den Bahnen der Tränen.
    Sinthoras atmete tief ein und fühlte einen Hauch Genugtuung. Er ließ die vollen schwarzen Haare los und wischte seinen Dolch daran ab, ehe er ihn verstaute. »Ich erwarte, dass du dich sehr bald sicher und schnell durch mein Haus bewegst, so als könntest du sehen«, sprach er und löste die mittlere Schnalle des Halsbandes. »Geh zu Kaila und lass dich behandeln. Für heute bleibst du von weiteren Diensten verschont. Erkennst du meine Güte?«
    »Ja, Gebieter«, weinte sie und presste die Hände vor die zerschnittenen Augen.
    »Beweise mir, dass du sie trotz deines Fehlers verdient hast. Hinaus!«
    Die junge Frau erhob sich, tastete unsicher um sich und stöhnte dabei vor Schmerzen. Sie brauchte lange, bis sie den Ausgang gefunden hatte.
    »Wäre es meine Sklavin gewesen«, hörte er Helòhfors Stimme in seinem Rücken, »wäre sie Fressen für meine Nachtmahre gewesen.«
    Sinthoras drehte sich zu ihm um. Der Seelenberührer hatte sein Instrument bereits auseinandergebaut und verpackt, den Koffer geschlossen. Er stand neben dem Sessel.
    »Wäre sie eine herkömmliche Sklavin, hätte sie ihr Leben verwirkt und nicht einmal als Mahl für meinen Nachtmahr dienen dürfen«, erwiderte der Alb. »Aber sie ist eine Lotor und mir dazu hörig. Ihr Leid erquickt mich mehr als ihr Tod.«
    »Ihr denkt, sie wird Euch diese Tat vergeben?«
    »Sie denkt, sie sei selbst schuld daran«, verbesserte Sinthoras ihn lächelnd. »Ich habe ihr vergeben.« Dann lachte er böse. »Ich muss sie nicht verstehen, Helòhfor. Sie soll mir nur dienen.«
    Der Seelenberührer entgegnete nichts und rief seine Sklaven. »Und ich muss Euch nicht verstehen, Sinthoras. Ihr sollt mich nur bezahlen. Schickt das Gold in mein Haus.«
    »Das tue ich. Meinen Dank für Eure Dienste, und lasst Euch sagen, dass sie außergewöhnlich sind. Eine herausragende Erfahrung, die ich beim nächsten Bild wiederholen möchte.« Er wandte sich von ihm ab, durchschritt den Raum und hielt auf eine andere Tür zu. »Nun verzeiht. Ich muss mir neue Farbe besorgen.«

    Raleeha stolperte den Gang hinab zu den Quartieren der Sklaven, um sich Linderung verschaffen zu lassen. Die Schmerzen schienen durch die Augen in ihr Hirn zu sickern, ihre Beine wurdenschwächer.
    »Kaila?«, schrie sie gequält, als sie das Portal hinter sich gelassen hatte. »Kaila?«
    »Ja, Raleeha?«, hörte sie die Aufseherin sagen und gleich danach erschrocken die Luft einziehen. Sie war ebenso ein Mensch wie sie, nur um einiges älter. »Meine Güte! Bei den Infamen!«
    »Der Gebieter war gnädig zu mir. Ich hätte den Tod verdient«, erwiderte sie sogleich, um seine Tat zu verteidigen. Dann spürte sie, dass sie am Arm gepackt und geführt wurde. »Er schickt mich zu dir, um mich verarzten zu lassen.« Kaila drängte sie rasch zu einer Bank, als die Beine unter ihr nachgaben.
    »Die Albae kennen keine Gnade,

Weitere Kostenlose Bücher