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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mich wertvoller«, entgegnete er. »Mir sollte daher nichts geschehen, wenn die Obboona uns hinters Licht führen will.«
    »Demnach wäre die Segnung nichts wert?«, erwiderte Sinthoras in falscher Freundlichkeit. »Das wird die Unauslöschlichenbetrüben zu hören.«
    Caphalor achtete nicht weiter auf ihn, verstaute den Bogen und machte sich daran, Karjuna zu folgen.
    Er tauchte in Schwärze ein, die kalt, nach Stein, Eisen und Öl roch. Er sah sich um, lauschte und zwängte sich durch den schmalen Einlass; dabei musste er achtgeben, sich nirgends zu verkeilen. Schließlich gelangte er in eine senkrechte Röhre. Sein Fuß schwebte anscheinend über einem Abgrund; warme Luft strömte von unten herauf, ließ seine Haare wehen.
    »Vorsicht!«, hörte er Karjuna über sich. Die Warnung kam reichlich spät. »Vor Euch verlaufen die Ketten mit den Gegengewichten, mein Halbgott. Streckt den Arm aus und ergreift sie. Gebt acht, sie sind geschmiert und rutschig.«
    Caphalor tat wie ihm geheißen. Die Kettenglieder waren riesig, halb so groß wie er, und er fragte sich, in welcher Schmiede man solche Dinge anfertigte. Sie führten sicherlich bis weit unter die Erde, zu den Gewichten, mit denen Teilstücke der Röhren zwischen den Türmen herabgelassen werden konnten. Der Gålran Zhadar musste über unglaubliche Fertigkeiten verfügen und ein sehr schlaues, einfallsreiches Wesen sein.
    Der Aufstieg begann. Schritt für Schritt ging es voran, seine Arme und Beine ermüdeten nach einiger Zeit, und Caphalor konzentrierte sich auf jede Bewegung, jedoch nicht auf die stärker werdenden Schmerzen in den Muskeln. Einhundert Mal, zweihundert Mal, dreihundert Mal, die stets gleichen Bewegungen und Griffe wollten nicht enden. In seinen Fingerspitzen kribbelte es. Das Gefühl kannte er nicht; offenbar wirkte das Gift allmählich, drohte mit ersten Vorboten Schlimmeres an. Wieder ärgerte er sich darüber, dass sie den Fflecx in die Hände gefallen waren und Dienste für sie verrichten mussten.
    Die Obboona hielt inne. »Wir sind da.« Es klickte wieder, dann öffnete sich in der Wand über ihnen eine weitere Luke,durch die schwaches bläuliches Licht fiel. Karjuna zog sich hinauf und verschwand durch die Öffnung.
    »Wenn sie die Luke jetzt schließt«, sagte Sinthoras dicht hinter ihm, »und Alarm schlägt   …«
    »Das hätte sie schon früher tun können«, fiel Caphalor ihm ins Wort.
    »Dient diese Bemerkung deiner eigenen Beruhigung, oder lässt deine Wachsamkeit nach?«, spöttelte Sinthoras. »Vielleicht erwartet uns da oben eine Streitmacht, um uns gefangen zu nehmen, und der Gesegnete läuft hinein wie ein   …«
    Karjunas Gesicht tauchte über ihnen auf. »Ihr Halbgötter, wo seid Ihr?«, raunte sie aufgeregt. »Beeilt Euch!«
    Caphalor hätte seinem Rivalen zu gern einen Tritt verpasst, der ihn abstürzen ließ. Er sah nach unten. Sinthoras war schlau genug, ausreichend Abstand zu seinen Stiefeln zu wahren. »Weiter.«
    Einer nach dem anderen überwand die restlichen Schritte und kam neben der Obboona im Gang zum Stehen. Das bläuliche Licht stammte von einer Art Moos, das hinter Glas in gewissen Abständen an der Wand wuchs. Caphalor kannte es aus dem Inàste-Tempel. So sparte man sich rußende Fackeln und Lampen, die Luft war unverbraucht und brannte nicht in den Augen.
    Er sah an sich herab und erkannte, dass seine Kleidung und die Rüstung mit schwarzer Schmiere von den Ketten beschmutzt waren. Er würde darauf achten müssen, keine verräterischen Spuren zu hinterlassen.
    Die Luke befand sich in einem niedrigen, aber großen Raum, in dem die Kette weiter verlief, über eine Umlenkrolle nach rechts geführt wurde und durch die Wand verschwand. Caphalor vermutete, dass sie von dort zu einem der absenkbaren Teilstücke führte.
    »Du zuerst«, sagte er zu Sinthoras und zeigte auf die Treppe, die nach oben führte. »Wenn ich wegen der Schmiere stürze, willich dich nicht mit in die Tiefe reißen.«
    »Sei unbesorgt, ich weiche schnell genug aus und sehe zu, wie du dir die Knochen brichst«, antwortete sein Rivale freundlich. »Nach dir, Gesegneter.«
    Sie marschierten die Stufen hinauf, traten durch eine Tür und standen im Hellen.
    Ein hoher, breiter Gang zweigte nach rechts, einer nach links ab, und die Treppe führte zehn Schritt weiter nach oben, wo sie erneut vor einer Tür endete. Das Licht in diesem Abschnitt des vierten Turmes rührte von gewaltigen Petroleumlampen her, die an langen Seilen von der Decke hingen

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