Legenden d. Albae (epub)
Hand.
»Wart Ihr erfolgreich?«, fragte sie und deutete eine Verbeugung an.
Caphalor war beeindruckt. Für eine frisch Erblindete war es nicht eben einfach, die Höhle zu erkunden und ein Versteck zu finden. Er hatte sie wirklich nicht gehört. »Sardaî hat mich verraten?«
»Er würde allein seinen Gebieter freundlich empfangen. Sein Wiehern oder gar ein Angriff hätten mir gezeigt, dass es Feinde sind, die Einlass begehrten.« Die Sklavin richtete sich auf, erlaubte sich eine bequemere Stellung und schien zu lauschen. »Ihr seid allein, Gebieter?«, bemerkte sie. »Ist am Ende etwas Furchtbares geschehen?«
Caphalor vernahm die Angst um Sinthoras in ihrer Stimme. Rasch erklärte er ihr, was geschehen war, und dass sie mithilfe der Obboona in die Festung wollten. »Wir werden bald wieder zurück sein.«
»Ihr traut der Fleischdiebin, Gebieter?«
»Nein. Wir lassen uns von ihr den Eingang zeigen, danach wird sie sterben«, sprach er und schritt auf den Ausgang zu. »Halte dich bereit. Unsere Abreise wird sehr rasch geschehen, nehme ich an.«
»Man wird Euch nicht bemerken, Gebieter«, antwortete sie. »Ihr seid Albae.«
Das brachte uns gegen die Fflecx auch nichts,
erwiderte er in Gedanken.
»Ja, wir sind Albae«, sagte er schließlich, verließ grußlos die Höhle und folgte den Spuren der Obboona, die ihn geradewegs zu Sinthoras’ Versteck führten.
Sie schrak zusammen, als er plötzlich hinter ihr stand. Sinthoras schaute nicht einmal auf, sondern hielt den Blick weiterhin nach vorn gerichtet, auf die Ebene, wo sich die Türme in der Nachmittagssonne erhoben.
»Gibt es etwas Auffälliges?«, verlangte Caphalor zu wissen.
»Nein«, erwiderte der Alb.
Caphalor erklomm den Baum, stieg hinauf bis zu einer breiten Astgabel und ließ sich zu einem Schlummer nieder. Er benötigte all seine Kraft für die nächtliche Unternehmung. »Ich löse dich bald ab«, sagte er noch zu Sinthoras und schloss dann die Augen.
»Ich wache über Euch, mein Halbgott«, rief Karjuna zu ihm hoch und ächzte im nächsten Moment dumpf auf.
Caphalor lächelte zufrieden. Er musste nicht nachsehen, um zu erfahren, was geschehen war. Sinthoras hatte sie umgehend für die Anmaßung bestraft. Sobald er ein wenig geschlafen hatte, würde er herabsteigen und sie ebenfalls züchtigen. Er wünschte sich noch viele ihrer Verfehlungen.
Im Schutz der Nacht eilten sie auf die Türme zu.
Caphalor fiel auf, dass es vollkommen still um sie herum war. Keine Insekten, keine anderen Tiere. Der Wald hatte gelebt, Kauze und Wölfe hatten ihre melodiösen Rufe zum Besten gegeben, doch sobald sie einen Fuß in die Ebene gesetzt hatten, waren die Geräusche hinter ihnen zurückgefallen. Die Himmelsfestung besaß keine gute Ausstrahlung.
Karjuna lief vor ihnen, wissend, dass sie einen Pfeil und einen Speer in ihren Nacken bekäme, wenn sie Verrat begehen wollte. Sie hielt zielstrebig auf den besagten vierten Turm zu und verursachte dabei kaum Lärm. Kein Vergleich zu den lautlosen Albae,aber immer noch leiser als jede andere Kreatur.
Caphalor verfluchte die Fflecx.
Gnomenvolk.
Nichts im Hirn und sich dann auch noch bestehlen lassen. Von einem Gålran Zhadar.
Noch bemerkte er nichts, was auf die beginnende Wirkung des Gifts hinwies, das ihnen Munumon hatte verabreichen lassen.
»Hier«, sagte Karjuna und blieb an dem mächtigen Pfeiler stehen. »Es war hier.« Sie rieb mit beiden Händen suchend über die glatte Steinoberfläche.
Caphalor beobachtete sie, Sinthoras die Umgebung. Die Obboona bewegte sich mit fließenden Bewegungen und viel zu übertrieben, um auch nur annähernd als eine aus dem Volk der Albae durchgehen zu können. Einfache Scheusale mochte sie täuschen, aber jedes halbwegs vernünftig denkende Wesen würde sogleich erkennen, dass es sich bei ihr um ein traurig-schauriges Zerrbild handelte, eine bloße Nachahmung von wahrer Perfektion.
Karjunas Tasten endete, dann öffnete sich unter ihren Fingern eine Klappe mit einem handgroßen Ring darin. Sie zog daran, es klackte, und eine größere Luke schwang auf. Sie war gerade so breit, dass ein Alb oder ein sehr schlanker Mensch kriechend hindurchpasste. Eine perfekte Falle.
Aber die Obboona ließ sich nicht abschrecken, sondern verschwand in der Finsternis. »Kommt, Halbgötter«, sagte sie lockend.
»Du zuerst«, sagte Sinthoras lächelnd und verneigte sich. »Der Segen der Unauslöschlichen wird dich vor Hinterhalten schützen.«
»Du irrst in deinem Denken: Die Segnung macht
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