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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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selben Moment, in dem die letzte Bestie ihr Leben ließ«, verkündete Caphalor nicht weniger strahlend und ging an ihm vorbei zum Käfig. »Du wolltest aber davor fertig sein. Außerdem war das Blatt groß. Versuche es das nächste Mal mit einer Tannennadel, und danach werde ich beeindruckt sein.« Mehr musste er nicht sagen, der ehrgeizige Alb würde sich über sein Versagen von selbst aufregen.
    Die Obboona rutschte indessen nach vorn, hielt eine Armlänge Abstand von den Käfigstäben und musterte Caphalor. Die dunklen Augen funkelten, und er sah, dass ihre Pupillen einmal grün gewesen waren. Die schwarze Färbung des Augapfels verlor ihre Intensität.
    »Demnach braucht Ihr mich, Anbetungswürdige?«, säuselte sie und klang dabei unterwürfig und listig zugleich. »Ihr habt Euch die Himmelsfestung aus der Nähe betrachtet und keinen Weg gefunden, in sie einzudringen?« Sie lächelte wissend. »Das ist keine Schande. Auch nicht für Halbgötter.«
    Es kostete Caphalor einige Beherrschung, sie nicht sofort zu töten. »Wir schenken dir dein Leben, Fleischdiebin«, sprach er düster. Er sandte ihr Angst, schickte die schwarzen Schleierfinger gegen sie aus und umgab sich gleichzeitig mit einem Mantel aus purer Bedrohung. Sie sollte sich vor ihm winden und spüren, was es hieß, einem Alb leibhaftig gegenüberzutreten! »Dafür bringst du uns in die Festung.«
    »Sicher, mein Halbgott«, sagte sie und betrachtete ihn verlangend. Sie sog die Luft tief ein, als könnte sie die schwarzen Schlieren der Furcht wie Duftwasser einatmen. Ihre Stimme verriet, dass sie ihn gern angefasst hätte, so wie eine Liebhaberin ihren Liebhaber berührte. Von Angst keine Spur. Caphalor starrte sie an und meinte, Wahnsinn in ihren Augen zu erkennen.
    Sinthoras erschien neben ihm, wischte mit dem Speer die Blätter vor dem Käfig zur Seite und legte den Boden frei. »Zeichne uns ein, was sich in welchem Turm befindet«, befahl er ihr und verbarg seinen Ekel nicht. »Wo verwahrt er seine Schätze? Wo sind seine Gemächer?«
    Sie lächelte entrückt. »Mein Name ist Karjuna«, verkündete sie, als sei es etwas Heiliges.
    Das stumpfe Ende des Speers zuckte nach vorn und traf sie an der Nasenwurzel. Aufschreiend stürzte sie rückwärts, ein Blutstrom schoss aus ihren Nasenlöchern, lief über Lippen und Kinn. Sinthoras hatte seine Beherrschung verloren und war froh, ein Ventil für die angestauten Gefühle zu haben. »Du bist eine Obboona, mehr nicht«, schrie er sie an. »Niedrige Tiere tragen keinen Namen! Tu, was man von dir verlangt!«
    Karjuna warf sich rasch vor ihm nieder. »Verzeiht mir, Ihr Halbgötter«, wimmerte sie aufgelöst. Sie kroch an die Stäbe, nahm mit verschmierten Fingern ein Stöckchen und zeichnete die Türme. »Sechshundert Männer und Frauen leben in der Festung, alles Bedienstete und Sklaven«, erklärte sie stockend. »Jeder Turm ist wie ein kleines Dorf, mit eigenen Vorräten, eigenen Kriegern. Der Herr der Festung lebt, wo immer er gerade will, doch immer in den Spitzen der Türme. Er thront über allen und ist den Göttern am nächsten.«
    Caphalor prägte sich die Erklärungen ein. »Und wie gelangen wir hinein?«
    Karjuna grinste frech, doch als ihr die Anmaßung bewusst wurde, sah sie erschrocken zu Sinthoras. Zu ihrer Erleichterung beachtete er sie nicht. »Es ist der vierte Turm«, sagte sie schnell.»In den Stützen der Festung verlaufen Ketten, die zu Gegengewichten unter der Erde führen. Damit werden die schwebenden Elemente heruntergelassen. Es gibt eine Klappe, die ich durch einen Zufall entdeckte.«
    »Eine Klappe, so groß, dass eine Horde junger Trolle hindurchpasst?«, warf Sinthoras argwöhnisch ein, ohne den Blick von der Zeichnung zu wenden.
    »Nein, das hätten sie nicht, Halbgott«, beeilte sie sich zu erklären. »Aber ich musste lügen, um mein Leben zu retten. Mir sind nicht alle Verteidigungsanlagen bekannt, welche der Gålran Zhadar in die Türme einbaute, aber die wenigen, die ich dort gesehen habe, werden mit weitaus Schlimmerem fertig als mit Trollen.«
    »Du musstest lügen, um dein Leben zu retten.« Caphalor wiederholte ihre entlarvenden Worte. Er hasste ihr Gesicht von Herzschlag zu Herzschlag mehr.
    Karjuna benötigte einen Moment, bis sie verstand, was er andeutete. »Nein! Nein, bei Samusin, Inàste und Tion, mein Halbgott!«, rief sie bestürzt. »Ich würde es niemals wagen, Euch zu hintergehen!«
    »Wieso nicht? Ihr Obboon tötet uns, wenn ihr uns in die Finger bekommen

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