Legion der Morgenroete
Schlächter überhaupt."
„Aber, meine Herren", sagte Trott mit sanfter und amüsiert klingender Stimme. „Wir wollen doch nicht gleich mit gegenseitigen Beleidigungen aufwarten. Wir befinden uns hier auf neutralem Boden. Was den Krieg betrifft, das ist eine völlig andere Sache, die uns im Augenblick nicht beschäftigen sollte. Wir wollen uns wie zivilisierte Menschen benehmen, um nicht von vornherein einen schlechten Eindruck auf unseren jungen Gastgeber zu machen."
Hawkmoon blickte ihn düster an. „Wie seid Ihr nach Dnark gekommen, Graf Shenegar?"
„Per Schiff, Herzog von Köln. Unser Baron Kalan - den Ihr ja kennengelernt habt.", Trott kicherte, als Hawkmoons Hand automatisch zu dem Juwel in seiner Stirn fuhr, das Kalan ihm dort eingepflanzt hatte, „... hat einen neuen Antrieb entwickelt, der unseren Schiffen beachtliche Geschwindigkeit verleiht. Ich erhielt vom Reichskönig Huon persönlich den Auftrag, nach Amarehk zu reisen und freundschaftliche Verbindung mit den Mächten aufzunehmen, die hier leben."
„Um ihre Stärke und ihre Schwächen auszukundschaften, ehe ihr angreift!" knurrte Hawkmoon. „Einem Diener des Dunklen Imperiums ist nicht zu trauen!"
Der Junge breitete die Hände aus, und ein Ausdruck der Betrübnis beschattete seine Züge. „Wir in Dnark suchen nur die Ausgeglichenheit. Das ist das Ziel des Runenstabs, den zu schützen wir hier sind, und der Grund für seine Existenz. Spart euch eure Auseinandersetzungen für das Schlachtfeld auf und laßt uns gemeinsam das Mahl einnehmen, das ich vorbereiten ließ."
„Aber ich muß dich warnen", sagte d'Averc in leichterem Ton als Hawkmoon, „daß Shenegar Trott bestimmt nicht hier ist, um Frieden zu bringen. Wohin immer er geht, führt er Tod und Vernichtung mit im Schlepp. Sei darauf vorbereitet, denn man hält ihn für den schlauesten Fuchs von ganz Granbretanien."
Der Junge schien äußerst verlegen. Ohne etwas zu erwidern, deutete er auf die Tafel. „Bitte setzt euch."
„Und wo habt Ihr Eure Flotte, Graf Shenegar?" erkundigte sich d'Averc, als er sich auf der Bank niederließ und nach einer Platte mit Fisch griff.
„Flotte?" murmelte Trott unschuldig. „Ich habe nichts von einer Flotte erwähnt. Mein Schiff liegt mit seiner Besatzung ein paar Meilen außerhalb der Stadt vor Anker."
„Dann muß es aber ein recht beachtliches Schiff sein", sagte Hawkmoon und kaute an einem Stück Brot. „Denn es ist mehr als unwahrscheinlich für einen Grafen des Dunklen Imperiums, eine Reise zu unternehmen, ohne gleichzeitig an eine Invasion zu denken."
„Ihr vergeßt, daß wir in Granbretanien auch Wissenschaftler und Gelehrte sind", protestierte Shenegar Trott scheinbar ein wenig gekränkt. „Wir suchen Wissen, Wahrheit und Vernunft. Unsere einzige Absicht in der Vereinigung der sich ständig bekriegenden europäischen Staaten war es, einen von der Vernunft bedingten Frieden in der Welt zu schaffen, damit der Fortschritt sich schneller ausbreiten möge."
D'Averc hüstelte theatralisch, schwieg jedoch.
Trott tat nun etwas, das für einen Adeligen des Dunklen Imperiums so gut wie ohne Präzedens war. Er legte die Maske ab und ließ sich mit sichtlichem Genuß die Speisen schmecken. In Granbretanien galt es als geradezu obszön, die Maske in der Öffentlichkeit abzunehmen und gar noch in Gesellschaft anderer zu dinieren. Trott, das wußte Hawkmoon, wurde von seinen Mitlords schon immer als exzentrisch angesehen und war hauptsächlich seines Reichtums wegen geduldet, allerdings auch aufgrund seines taktischen Könnens als General, und seines zweifellosen Mutes, den man in dem schwabbligfetten Grafen nicht erwartete.
Das Gesicht, das nun entblößt war, war tatsächlich das von der Maske karikierte. Es war weiß, feist und intelligent. Die Augen verrieten keine Regung.
Sie aßen schweigend. Der Junge saß zwar bei ihnen, berührte jedoch keine der Speisen. Schließlich deutete Hawkmoon auf die unförmige Silberrüstung des Grafen. „Weshalb reist Ihr in so schwerer Aufmachung, Graf Shenegar, wenn Ihr Euch nur auf einer friedlichen Forschungsfahrt befindet?"
Shenegar Trott lächelte. „Woher sollte ich wissen, welche Gefahren in dieser fremdartigen Stadt meiner harren würden? Ist es nicht klüger, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein?"
D'Averc wechselte das Thema, denn sie würden ja doch nur nichtssagende Antworten von dem Granbretanier erhalten. „Wie steht der Krieg in Europa?" erkundigte er sich.
„Es gibt keinen Krieg
Weitere Kostenlose Bücher