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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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gehört, dass eine Frau bei der Entbindung gestorben wäre.
    »Wenn du nicht aggressiv geworden bist, haben die Polizisten falsch gehandelt. Du solltest dich mit diesem einen Beamten in Verbindung setzen, der nicht zu eurer Gemeinde gehört. Und natürlich mit der Provinzialpolizei. Name und Beruf deines Mannes?«

    »Leevi Säntti. Prediger«, antwortete Johanna. Auch das hörte sich so unglaublich an, dass ich beinahe lachen musste.
    »Er hat also Einfluss im Ort?«
    »Er ist der Laienprediger unserer Kirche.«
    »Genauer gesagt, ein weithin bekannter Prediger«, ergänzte Elina. Ich überlegte, was die beiden eigentlich von mir wollten.
    Wieder fragte ich nach einem Rechtsanwalt. Wie sich herausstellte, gab es auch in dieser Hinsicht Probleme. Der kommunale Rechtshelfer war ebenfalls Laestadianer, aber einen anderen Anwalt konnte Johanna nicht bezahlen.
    Ich musste mir in Gedanken einen Tritt geben, damit ich nicht anfing, Versprechungen zu machen. Neben der polizeilichen Ausbildung hatte ich auch Jura studiert und nach dem Examen knapp ein Jahr in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, die dann Konkurs machte. Ab und zu reizte es mich sehr, auch meinen zweiten Beruf auszuüben. Aber woher die Zeit nehmen, auf meinem Schreibtisch lag ohnehin Arbeit genug. Außerdem befürchtete ich, hier in einen Interessenkonflikt zu geraten, obgleich Johannas Wohnsitz weit entfernt lag.
    Plötzlich fiel mir Leena ein, eine Kommilitonin, die ab und zu beim juristischen Auskunftsdienst der Frauenunion mitarbeitete.
    »Ich habe da eine Bekannte«, sagte ich. »Die könnt ihr anrufen, sie hilft bestimmt. Und ich auch … Ich frage bei der Provinzialpolizei nach, vielleicht kenne ich da jemanden. Hast du die Scheidung schon eingereicht?«
    »Noch nicht«, wisperte Johanna.
    »Soweit ich es beurteilen kann, bist du weder psychisch krank noch alkoholsüchtig. Und ein anderer Mann ist auch nicht im Spiel, oder?« Johanna schüttelte entsetzt den Kopf. »Es ist kaum anzunehmen, dass das Gericht die Kinder deinem Mann zu-spricht.« Ich wollte ihr Mut machen, obwohl ich wusste, dass die Entscheidung weitgehend vom Richter abhing. In diesem Moment schlug mein Piepser Alarm.

    »Tut mir Leid, ich muss telefonieren. Ich habe Bereitschafts-dienst.«
    »Das nächste Telefon ist in der Küche. Aira kann inzwischen die Papiere fertig machen. Du hast vermutlich keine Zeit, zum Abendessen zu bleiben?«
    »Es sieht nicht so aus. Aber haltet mich über Johannas Fall auf dem Laufenden«, murmelte ich, während ich rasch Leenas Telefonnummer aufschrieb.
    In der Küche war Aira mit dem Abendessen beschäftigt, dem Duft nach gab es Gemüseeintopf mit Kräutern. Ich füllte die Honorarquittung aus und rief beim Dezernat an. Pertsa meldete sich. Mürrisch erklärte er, in Suvela habe eine Frau ihren Lebensgefährten erstochen, das falle in mein Ressort. Ich versprach, direkt hinzufahren.
    Ohne mich von Elina und Johanna zu verabschieden, ging ich zu meinem Wagen. Hinter einem der gardinenlosen Fenster sah ich fröhlich schwatzende Frauen, die sich um einen langen, von Kerzen beleuchteten Tisch scharten. Elina setzte sich gerade hin, Aira trug Brotkörbe auf. Johanna war nicht zu sehen. Als ich den Motor anließ, ging die Haustür auf. Ich erkannte Millas violett gestreiften Schopf, dann fiel die Tür zu, und es wurde wieder dunkel. Nach einer Weile sah ich im Rückspiegel eine Zigarette aufglühen. Ich fuhr zum Tor, das wieder von selbst aufschwang und sich hinter mir lautlos schloss. Rosberga blieb hinter der Mauer zurück, weit weg vom Rest der Welt.

    Zwei
    Müde starrte ich durch das Bürofenster auf die Autobahn Helsinki – Turku, auf der selbst jetzt am Nachmittag kaum Verkehr herrschte. Eine unbegreifliche Müdigkeit hatte mich erfasst, der Kopf wollte auf den Tisch sinken, und das Sofa in der Ecke schien mir einladend zuzuwinken.
    Vielleicht war es nur Weihnachtsmüdigkeit. Heute war der erste Tag nach Weihnachten. Antti und ich hatten die Feiertage faulenzend und lesend zu Hause verbracht. Ich hatte mich für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr zum Dienst eingetragen, eine gute Idee, hatte ich gedacht, denn dadurch hatten wir einen Vorwand, weder Anttis Eltern in Inkoo noch meine in Nordkarelien besuchen zu müssen. Jetzt wäre es mir allerdings lieber gewesen, noch ein paar Tage Urlaub zu haben, mit unserem Kater Einstein am Kamin zu sitzen, Hercule Poirots Weihnacht von Agatha Christie zu Ende zu lesen und Schokolade zu futtern.
    Nein, keine

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