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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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schätzt du mich?
    Herzlichen Glückwunsch.
    Auf wie viele?
    Was?
    Wie viele Jahre. Wie alt schätzt du mich?
    Was weiß ich. Nicht sehr alt.
    Los, rate, sagte sie und trat mir mit dem rechten Fuß gegen den Oberschenkel.
    Zweiundzwanzig.
    Fast. Ich werde es dir nicht genau sagen, weil ich nicht will, dass du in zehn Jahren mein Alter kennst.
    Ich nahm ihre Füße von meinem Schoß, aber sie legte sie wieder drauf.
    Ich werde niemals alt, sagte sie. Ich schmiere mir Cremes ins Gesicht. Und wenn ich mit vierzig hässlich bin, bringe ich mich um. Lieber sterbe ich, als schlaffe Haut zu kriegen. Findest du mich hübsch?
    Ja. Wo ist Carlão?
    Ich bin das Geburtstagskind, nicht Carlão. Heute bin ich dran.
    Sie stand auf und zog mich an der Hand. Lass uns so lange ein Bier trinken, bis die Party anfängt, sagte sie.
    In der Küche holte sie aus dem Kühlschrank zwei Dosen Bier heraus und gab mir eine. Und dann schlang sie ihre Arme um meinen Hals. Ich spürte die eisige Dose in meinem Nacken, und die Kälte kroch mir den Rücken hinab.
    Was machen wir hier?, fragte sie.
    Party, antwortete ich. Torte essen, tanzen und so weiter.
    Ich meine unsere Zukunft. Lebensplanung. Projekte. Warum gehen wir nicht fort?
    Carlão lässt auf sich warten, sagte ich.
    Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, dass du vorhast, eine korrupte Polizistin zu heiraten, die du kaum kennst.
    Sie ist nicht korrupt.
    Aber sie ist Polizistin. Und alle Polizisten sind korrupt. Nennen wir es doch beim Namen: Der Urlaub war großartig. Du hast dich berappelt, und ich habe im Pantanal einen Haufen Spaß gehabt. Es war toll mit Carlão. Das heißt, bis ich dichkennengelernt habe, war es toll mit ihm. Aber Carlão ist ein alter Mann.
    Ich musste lachen. Carlão ist nur drei Jahre älter als ich.
    Genau drei Jahre, die alles versauen. Es ist das Gleiche wie mit einer siebenunddreißigjährigen und einer vierzigjährigen Frau. Ein grundlegender Unterschied. Ich habe keine Lust mehr auf ihn. Es war toll, jawohl, aber es reicht. Etwas Öderes als Corumbá gibt es nicht. Du kommst aus São Paulo und ich bin auch nicht von hier. Das hier ist kein Ort für uns beide. Ich weiß genau, dass du ganz verrückt nach mir bist. Von dem Tag an, seit du hier angekommen bist. Ich habe gesehen, wie du mich angeschaut hast. Ich weiß, warum du hier abgehauen bist. Du willst Carlão nicht wehtun. Aber merk dir, wir beide gehören zusammen.
    Erst in diesem Moment erzählte sie mir, dass Carlão nach Campo Grande gefahren sei. Und dass es überhaupt keine Party gebe. Ich habe auch nicht Geburtstag, erklärte sie.
    Da lachte und küsste sie mich schon. Bis zu dem Tag hatte ich versucht, dem auszuweichen. Als es zwischen uns zu knistern begann, hatte ich mich davongemacht. Wenn sie anrief, ging ich nicht ran, und wenn ich ranging, ließ ich sie abblitzen. Aber wenn ich anfing, an Rita zu denken, kam mir sofort in den Sinn, wie Carlão mich eines Tages zu sich ins Büro gerufen, mir eine Waffe gezeigt und dazu gesagt hatte, hier würden Probleme auf diese Weise gelöst.
    Wäre das alles ein Film, dann wäre nun der Zeitpunkt gekommen, an dem man zu der Figur sagen würde, sie solle gehen. Es ist eine Szene voller Spannung, er klopft an die Tür des verfluchten Hauses und fragt, ist jemand da? Keiner antwortet, aber er geht trotzdem hinein. Drinnen befindet sichein Mörder oder eine Leiche oder beide zusammen. Im Film geht der Protagonist weiter, und den Rest kennt man. Ein Haufen Blut. Reines Adrenalin. Im wirklichen Leben geht man nicht hinein. Stattdessen tut man etwas Schlimmeres: Man raubt einen Toten aus. Engagiert einen verlotterten Indio, um den Schnee zu verkaufen, den man dem Toten abgenommen hat. Vögelt mit der Frau seines Cousins. All das tut man, weil man glaubt, man könne sich einen Fehler leisten, nur einen, einen noch, und dann noch einen, nur noch einen winzigen kleinen Mist bauen, und dann geht man weiter seinen Weg, macht weiter in seinem Film, weil die Spur, in der das Leben verläuft, nach wie vor dort ist, unveränderlich, und darauf wartet, dass man Mist baut und danach zurückkehrt.
    Als ich es bemerkte, lagen wir schon auf dem Boden, sie grunzend, ich triefend, wir beide ungelenk, in wilder Erregung, wie die Hunde, die ich auf den unbebauten Grundstücken neben meiner Wohnung kopulieren sah. Wir schafften es kaum, uns die Kleider herunterzureißen, vögelten angezogen, Ritas Slip scheuerte an meinem Schwanz. Die Hitze und die Angst, ertappt zu werden,

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