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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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Ermittler, der später an einem Herzinfarkt starb, ins Badezimmer des Opfers gegangen war, sich eine Parfumflasche gegriffen und die ganze Wohnung eingesprüht hatte. Stellt euch bloß mal den Geruch vor. Verwestes Fleisch mit Parfum. Sie lachten aus vollem Halse. So ein Gestank, sagte der Kommissar, der Pedro Caleiro hieß, dieser warme Fäulnisgeruch zusammen mit dem Parfum, ich hätte diesen Raul beinahe umgebracht, sagte er, dieses Tier, wir haben geschwitzt wie Sau. Sie lachten laut. Vor allem Dudu, der Assistent des Kommissars, ein blonder Typ mit blauen Augen, einem Gesicht wie ein alter Weimaraner.
    Es war eine heiße, schwüle Nacht, ich hörte nicht mehr zu, was sie redeten. Das Bild der hinter der Sonnenbrille weinenden Dona Lu wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Was ist mir dir los?, fragte Sulamita.
    Ich habe wohl zu viel getrunken, sagte ich und ging hinaus, um mich draußen im Flur zu übergeben, wo ein paar Reifen und anderer Krempel den Ausgang versperrten.
    Sulamita brachte mir ein Erfrischungsgetränk. Setzte sich neben mich, hielt mir die Hand. Geht es dir besser?
    Ich nickte.
    Sie sagte, ihre Familie wolle mich kennenlernen. Meine Mutter gibt dir zu Ehren am Sonntag ein Mittagessen.
    Ich fragte sie, ob es ihr etwas ausmache, wenn ich ginge.
    Sulamita war lieb zu mir, ich bringe dich zum Wagen, sagte sie.
    Im Gehen hörte ich, wie sie Joel fragte, kannst du mich ein Stück mitnehmen, Tranqueira?
    Klar, Süße.
    Zu Hause wälzte ich mich schlaflos im Bett und starrte an die Decke. Das Bild von der im Fluss treibenden Leiche ging mir nicht aus dem Kopf.
    Um drei Uhr stand ich auf, ging zum öffentlichen Fernsprecher an der Ecke und rief bei der Familie Beraba an.
    Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen, sagte ich zu dem Mann, der den Anruf entgegennahm.
    Wer spricht da?
    Es war die Stimme des Fazendeiro, ich erkannte sie.
    Ihr Sohn ist tot, sagte ich.
    Und legte auf.
11
    Zuerst sprengte Brian sich das Gehirn. Zehn Tage später erhängte sich Robbie. Als Nächstes schluckte Justin Rattengift. Und drei Tage später trat Max in die Fußstapfen von Brian, Robbie und Justin. Im Stillen dachte ich mir, die Leute dort in Texas oder Wisconsin, ich weiß nicht mehr genau, wo es war,wachten vermutlich morgens auf und fragten sich: Wer wird sich heute den Strick nehmen? Wer wird heute aus dem zehnten Stock springen?
    Es ist kein Zufall, behaupteten die Experten. Keine Ahnung, wo ich die Geschichte gelesen hatte, aber eine Theorie besagt, dass es sich um eine Epidemie handelt. Einer bringt sich um, und die Sache breitet sich aus wie eine Grippe. Ein machtvolles Virus. Die Meldung wird in allen Zeitungen, im Fernsehen, im Radio gebracht, und die Toten, die Stunden zuvor bloß ein schüchterner Student, ein Witwer, ein harmloser Verkäufer von Haushaltsgeräten oder der Sohn chinesischer Einwanderer waren, ohne jegliches Talent, ohne jeglichen Glanz, werden zu Berühmtheiten wie Kinostars oder Baseballspieler. Ein makabrer Ruhm, das ist wahr. Infektiöse Sterne.
    Die anderen, die sich nicht umbringen, stiften dazu an und inszenieren das Todesspektakel. Auch das gehört zur Krankheit dazu. Sie tratschen, kommentieren, besudeln sich damit. Verschlingen die Zeitungen. Machen das zu ihrem Lebensinhalt. Die Beerdigung ist ein Großereignis mit Bürgermeister, der dem Erhängten in einer schönen Rede die Ehre erweist. Schüler singen Hand in Hand Gesänge. Trauer wird angeordnet, und die Fahne der Mannschaft wird auf Halbmast gesetzt. Wie eine lokale Oscar-Verleihung. Diese Ehrungen, sie sind eine Auszeichnung. Man bringt sich um, und im Gegenzug wird man in seinem kleinen Städtchen berühmt. Für ein paar Tage. Und einige Zeit später hängt sich der Nächste auf, und dann noch einer, ein Teufelskreis, der paradoxerweise Leben in diese toten Städte bringt.
    Eine Epidemie, behaupten die Soziologen. Aber Händewaschen hilft nichts. Alkohol verwenden. Einen Mundschutz tragen.Das Einzige, was hilft, sich nicht das Gehirn zu sprengen, ist den Fernseher auszuschalten. Das Radio abzustellen. Keine Zeitungen zu lesen. Aus der Stadt wegzugehen.
    Ich selbst fühlte mich infiziert. Meiner Ansicht nach war das, was wir gerade in Corumbá erlebten, ebenfalls der Ausbruch einer Krankheit. Anderer Art, aber genauso pervers. In sämtlichen Zeitungen, im Radio, im Fernsehen war nur noch von dem Unfall des Piloten die Rede. Mit dem Unterschied, dass niemand sich umbrachte. Dona Lu konnte einem leid tun. Sie hatte

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