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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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Hause?«
    »Ja, Rosenköpfchen zum Beispiel, oder Zebrafinken. Frag nicht so viel.«
    Mikael schwieg eine Weile.
    »Vögel?«
    »Schon gut. Die scheißen alles voll. Ina sagt, man muss sogar die Decke putzen. Wie schaffen die es wohl, an die Decke zu kacken?«
    »Rosenköpfchen??«
    »Vergiss es.«
    Schweigend schmiegten sie sich aneinander. Mikael dachtean die blinkenden Lampen und an die Sonne, in die er beinahe getaucht wäre. Er hatte Saana nichts von dem Vorfall in der Klinik erzählt, hatte allerdings eine Weile mit dem Gedanken gespielt, es zu tun. Vielleicht hätte die Geschichte ihm das Recht gegeben, schwierig zu sein, darüber zu klagen, wie schwer er zu tragen hatte.
    »Wollen wir fernsehen?«, fragte Mikael.
    Saana nickte.
    Sie sahen stumm zu, als ein Innenarchitekt Gardinen für das Blockhaus einer Familie in Sipoo aussuchte. Das Haus war aus dem Norden nach Südfinnland gebracht worden, ein teures und aufwändiges Projekt, das auch den Zuschauer anstrengte. Auf dem Schrank im Zimmer des ältesten Sohnes lag ein blauer Eishockeyhelm.
    »Erinnerst du dich, wie Finnland Gold gewonnen hat?«, fragte Saana.
    »Natürlich.«
    Mikael hätte Saana gern ins Gesicht geschaut, um zu sehen, ob sie lächelte, traute sich aber nicht. Sie mochte es nicht, wenn er ihr Lächeln feierte. Am Abend des WM -Finales hatte Saana mit drei Kommilitoninnen auf einem Tisch im »El Gringo« einen Striptease hingelegt. Sie war nicht bis zum Äußersten gegangen, und außerdem war an dem Abend ohnehin die ganze Stadt außer Rand und Band gewesen, und alle hatten über die Stränge geschlagen. Trotzdem war Mikael eifersüchtig gewesen.
    Der Innenarchitekt im Fernsehen lachte, als die Familienmutter in Sipoo seine Idee verwarf. Sein Lachen wirkte gezwungen, aber nicht verzweifelt. Er wusste, dass er neue Chancen bekommen würde und von wichtigen Persönlichkeiten geschätzt wurde.
    »Auch an dem Abend hat bestimmt irgendwer auf der Intensivstation gelegen, während die anderen gefeiert haben«, sagte Saana langsam.
    Der Innenarchitekt wurde ernst und erklärte, wie er zu seinen Empfehlungen gekommen war.
    »Du hast an dem Abend vor unserer Haustür gekotzt«, sagte Mikael und wusste im selben Moment, dass er nicht davon hätte reden sollen.
    Als die Sendung zu Ende war, putzten sie sich gemeinsam die Zähne. Mikael betrachtete Saanas Tränensäcke und die blaugrauen Dellen zu beiden Seiten der Nasenwurzel und beugte sich vor, um Zahnpastaschaum auszuspucken, als er sie nicht länger ansehen mochte.
    In der Nacht übergab sich Saana wieder und weinte so heftig, dass Mikael für sie hätte sterben mögen. Am liebsten hätte er sich eine Kugel in die Schläfe gejagt wie ein General im Augenblick der Niederlage; damit wäre sein Schicksal besiegelt, eine endgültige Entscheidung gefällt gewesen, wie auch immer.
    Saana bat ihn, sie allein zu lassen, und so sah er durch das Fenster im Flur hinaus auf die Bäume vor dem Haus, die sich hinter seinem Spiegelbild wiegten. Saanas Würgen drang aus der Toilette, und alles auf der Welt war so sinnlos, dass sich das Gesicht des Spiegelbilds verzerrte, doch die Tränen wollten nicht kommen.
    Vor der Krankheit waren sie reisesüchtig gewesen. Lonely Planet war eine tolle Sache, Fliegen ein normaler Vorgang ohne Schuldgefühle, das Übernachten in heruntergekommenen Buden Teil des Erlebnisses.
    Während des Studiums hatten sie gespart, einen Studienkredit aufgenommen, sich bei Freunden Geld geliehen, den Computer versetzt, was auch immer getan, um Reisen zu unternehmen, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Sie wollten all die Orte besuchen, deren Bild ihnen aus dem Erdkundeunterricht im Gedächtnis geblieben war.
    Mikael hatte Saanas Unverfrorenheit bewundert, ihre Weigerung, auch nur einen ihrer Reisepläne von schnöden weltlichenProblemen durchkreuzen zu lassen. Saana wagte es, Grenzen zu verschieben, sie fürchtete sich nicht vor Schlammlawinen, war nicht bereit, Malariatabletten zu nehmen, las keine Reisewarnungen. Mit ihr hatte Mikael das Gefühl gehabt, sie beide seien so unbedeutend und zugleich so einzigartig, dass ihnen keine wirkliche Gefahr drohte.
    Schon damals hatte Mikael ihr Verhalten manchmal für zwanghaft gehalten. Aber solange man unterwegs war, konnte man von einem Zuhause träumen, von einem festen Punkt. Hatte man es erst einmal erreicht, würden die Wände immer die gleichen sein. Man überschritt die Schwelle in dem Wissen, dass man das Zuhause von nun an immer bei

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