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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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weißer Kittel fleckig war und dass er keine Eile hatte und dass das Flackern in seinen Augen von Anfangan ein Zeichen gewesen war, aber sie konnte nicht anders handeln. Sie lief auf Mikael zu und sprach von Krankenwagen und Verbandszeug und Dingen, die zum Tageslicht gehörten, auf die man reagieren musste, die es nicht zuließen, einfach dazustehen in einem blutbefleckten Kittel. Ein paar Schritte vor Mikael machte Groos halt, konnte nicht weitergehen. Die Haut wusste Bescheid, denn sie war älter, vom Sterben geschult.
    »Nichts ist genug«, sagte der Mann.
    Das war die falsche Antwort. Auf alles.
    Hannele betrachtete die Schere, dann die Augen, in denen es flackerte, weigerte sich aber, zu sehen. Eine schlimme Situation, sagte ihre Haut. Dicker Schleim im Hals. Doch sie weigerte sich, zuzuhören. Sie stand da, würde nicht nachgeben.
    »Strömendes Wasser«, sagte sie.
    Irgendwann als Kind hatte Groos gewusst, wer sie war. Und jetzt wusste sie es wieder, als das Tageslicht ganz und gar fort und sie ganz und gar hier war.
    Der Mann vor ihr seufzte schwer wie jemand, der eine Trauerbotschaft erhalten hat, und trat näher. Eine Hand legte sich auf einen Rücken.

DER OFFENE KÄFIG

43
    Als die Polizisten in der Hovioikeudenpuistikko mit dem Hausverwalter die Treppe hinaufstiegen, fragte einer der beiden Beamten nach dem Geruch.
    Der komme aus der Wohnung der Frau im ersten Stock. Sie sei schon älter. Vergesse, den Müll wegzutragen. Die anderen Bewohner hätten sich beschwert, aber was könne man tun? Irgendwelche Inspektoren seien gekommen und hätten der Frau geraten, sich eine Haushaltshilfe zu besorgen, aber man könne sie ja nicht zwingen, solange sie körperlich gesund sei und auch der Verstand noch so weit funktioniere, dass sie auf ihren Rechten zu beharren wisse.
    An der Wohnung im dritten Stock klingelte der Hausverwalter, obwohl die Polizisten sagten, es könne eigentlich niemand dort sein. Dennoch ließ sich der Verwalter Zeit bei der Suche nach dem Schlüssel, schien auf Lebenszeichen zu warten. Schritte, die Stille eines Auges im Türspion, das Geräusch der Klinke.
    Hier riecht es auch, sagten die Polizisten in der Diele. Das musste der Verwalter zugeben, auch wenn sich niemand beschwert hatte. Auf dem Garderobentisch stand ein Vogelkäfig. Mit offenem Türchen. Sind hier Vögel? Sie schwiegen eine Weile, lauschten auf Vogelgezwitscher oder rasches Flügelschlagen, bis der Verwalter sagte: Ich glaube nicht.
    Die Polizisten gingen in die Küche. Die Vorhänge waren zugezogen. Den Tisch bedeckte eine gelbliche, klebrige Schicht, auf der Schwebfliegen und ein kleines Stück Zeitungspapierhafteten. Die Spüle war schmutzig, aber nicht so verdreckt wie in den Wohnungen von Fixern und Säufern. Auch der Geruch war zwar unangenehm, aber gerade noch erträglich. So ähnlich wie in einem alten Kühlschrank, der gerade abgetaut wurde.
    Der Hausverwalter erkundigte sich vorsichtig, ob dem Bewohner etwas zugestoßen sei. Die Polizisten antworteten nicht sofort. Sie gingen im Wohnzimmer umher, öffneten Schränke, hoben leere CD -Hüllen hoch. Dazu können wir momentan noch nichts sagen, erklärte der eine schließlich, als das Schweigen unhöflich zu werden begann.
    Der Hausverwalter zeigte auf einen Riss, der sich von der Decke über die Wand zog. Das kommt von den verdammten Lastern, die unten auf der Straße vorbeidonnern, wenn sie vom Hafen kommen. Das Gerüttel greift die Betonwände an. Der eine Polizist sagte, die Laster müssten umgeleitet werden, davon sei ja schon seit einer Ewigkeit die Rede. Er trat ans Fenster und blickte hinaus, auf die Garagen und den Hof.
    Kleine, fast körnige Schneeflocken fielen vom Himmel. Der Polizist musste an die Einzimmerwohnung seines Vaters denken, die er mit seinem Bruder geräumt hatte. Auch damals hatte es so geschneit, ein schnelles Weiß, das ein Gefühl heftiger Bewegung suggerierte, obwohl drinnen alles stillstand, das Ticken der Wanduhr verstummt war. Sie hatten Sachen unter sich aufgeteilt, die nutzlos und klobig waren, nicht in die Koffer passten, die Kartons ausbeulten, die sie zu ihren Wagen trugen. Aber man musste sie tragen, verwahren und lagern, denn die Summe dieser Sachen war das Leben ihres Vaters. Man hätte sie auf dem Fußboden eines Zimmers ausbreiten können, sie bestaunen wie in einem Kuriositätenkabinett aus alten Zeiten, man hätte die Augen zusammenkneifen und das jüngere Gesicht des Vaters verschwommen, durch ein regennasses Fenster sehen

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