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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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können.
    Diese Gedanken teilte der Polizist nicht mit seinem Kollegenund dem Hausverwalter, sondern überließ es ihnen, sich über die Verkehrsregelung zu unterhalten, bis sie ins Schlafzimmer gingen.
    Das Zimmer war sauber, nur ein wenig staubig. Auf dem linken Kissen im Doppelbett lag ein Kopftuch. Er hat doch allein hier gewohnt, nicht wahr? Keine Freundin? Der Polizist, der sich an die Wohnung seines Vaters erinnert hatte, ließ die Fragen fallen, ohne den Verwalter anzusehen, und trat an die andere Seite des Betts.
    Allein, seit seine Lebensgefährtin vor knapp einem Jahr von ihm gegangen war. Eine peinliche Geschichte, die Trauerbeflaggung kam nämlich zu spät, weil ich keinerlei Mitteilung bekommen hatte. Der Tod ist heutzutage eine so persönliche Angelegenheit. Bei uns zu Hause stand immer das ganze Dorf still, wenn ein Verstorbener geholt wurde. Selbst die frechsten Dreikäsehochs nahmen die Mütze ab und standen brav am Wegrand.
    Als sie wieder in die Diele kamen, blieben die Polizisten stehen und sahen sich an. Hier ist der Geruch irgendwie stärker. Andererseits steht die Klotür offen.
    Der eine Polizist, derjenige, der aus dem Fenster geschaut hatte, drehte zweimal einen Halbkreis, senkte dann den Blick auf eine Truhe, die neben dem Garderobentisch stand. Eine bemalte alte Aussteuertruhe, in verblichenem Grün mit Blumenmuster. Er versuchte, sie mit der Schuhspitze zu öffnen, was ihm aber nicht gelang. Man muss die Verschlussklappe hochziehen, sagte der Verwalter.
    Beim ersten Mal fiel der Deckel wieder zu. Der Geruch quoll so intensiv heraus, dass keiner mehr etwas sagte. Der Polizist zog die Truhe von der Wand, damit er den Deckel ganz zurückschlagen konnte.
    Sie betrachteten den Inhalt stumm, der Verwalter hüstelte und trat einen Schritt zurück.
    Was ist das?
    Der andere Polizist hielt sich die Hand vor die Nase und bückte sich.
    Federn, in allen Farben, als hätte sich ein ausgebleichter Regenbogen in Daunen verwandelt und wäre in die Truhe geregnet. Darunter kleine blütenweiße Maden. Sie kämpften miteinander um das, was übrig war.
    Vögel, sagte der Polizist mit belegter Stimme. Massenweise tote Vögel.
    Die Maden wimmelten, bewegten die Federn.
    Draußen fiel schneller Schnee.

DIE GRABKATZEN

44
    Am Morgen des elften November weckte ein deutscher Offizier die ganze Stube und kommandierte alle in voller Ausrüstung nach draußen.
    Er wählte zwanzig Männer aus, begann an dem Ende der Reihe, wo Olavi und Reijo standen. Sie wurden auf den Wagen befohlen. Nachdem die vorige Fahrt überflüssig gewesen war, ging dieses Mal alles etwas langsamer vonstatten. Der Offizier musste doppelt so lange brüllen, ehe die ganze Schar auf der Ladefläche saß. Das Gemurre hätte sicher disziplinarische Folgen gehabt, wenn er Finnisch verstanden hätte.
    Keiner sprach auf der Fahrt darüber, dass es jetzt ernst würde, obwohl die Rumänen erzählt hatten, dass die Russen ihnen bald im Nacken sitzen würden. Die Träume von Heldentaten, davon, das Weiße im Auge des Feindes zu sehen, hatten sich in Unsicherheit verwandelt, in Nörgelei. Die Untätigkeit führte ihnen vor Augen, dass ein einzelner Soldat oder auch eine Einheit nicht gebraucht wurde. Sie hatten vier Geschosse pro Mann. Damit gewann man keinen Krieg. Sie waren Schmeißfliegen in einem Scheißhaus von der Größe Europas.
    Der Wagen hielt ruckelnd an, und sie stellten sich auf einem Waldweg in Reih und Glied auf. Olavi lauschte dem Rauschen der kahlen Bäume und roch den Wind. Obwohl die Windstöße beißend waren, erinnerten sie ihn an den Atem der Frau, der seine Wange und sein Ohrläppchen gekitzelt hatte.
    Die Zeit verging, doch nichts geschah. Keine Anweisungen, nichts. Der Offizier ging nervös auf und ab und steckte sichdie zweite Zigarette an. Einige der Soldaten verstanden dies als Zeichen, dass sie dasselbe tun durften. Tatsächlich sagte der Offizier kein Wort, obwohl in der Reihe bald drei, vier Zigaretten brannten und teils von einem Soldaten zum anderen weitergereicht wurden.
    Als in der Ferne Motorengeräusch zu hören war, wurden sie in den Wald geschickt. Sie stapften durch dichtes Unterholz, bis sie zu einer großen Grube kamen. Daneben lag ein Haufen Erde, aus dem Wurzelreste und Steinbrocken ragten. In einiger Entfernung sahen sie andere Soldaten, die sich auf ihre Schaufeln stützten, auf Baumwurzeln saßen und gelangweilt herumhingen. Sie sprachen nicht mit ihnen, würdigten sie keines Blicks, sondern drehten ihnen

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