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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einen Begrüßungskuss, als sie zur Tür hereinkam. Wie üblich drehte sie den Kopf ein wenig, so dass sein Kuss auf ihrem Mundwinkel landete, nicht ihrem Mund. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn die subtilen Zurückweisungen nicht leicht zu ertragen waren.
    »Alles gut«, sagte Roz. »Ich soll dich grüßen.«
    »Wie wäre es, wenn wir eine DVD ausleihen und uns Curry bestellen?«
    »Oh, ähm, welcher Film?«
    »Such du einen aus.«
    Verdammt, dachte Roz. Er machte es ihr schwer einfach abzulehnen. Sie wusste, dass er nett sein wollte, aber sie war trotzdem wütend. Darin hatte sie viel Übung.
    »Ich weiß nicht, ob ich Lust auf einen Film habe. Vielleicht bügel ich und gehe früh ins Bett.« Ups, dachte Roz sofort. Das war keine schlaue Ansage nach einem Monat ohne Sex. Sie hörte förmlich, wie es in Manus’ Kopf zu ticken begann. Aber zum ersten Mal stieg er nicht darauf ein. Er sagte nicht: »Ah, früh ins Bett! Darf ich mitmachen?« Tja, wenn man einen Hund lange genug prügelte, kam auch der nicht mehr an, um sich streicheln zu lassen. Und so nickte er nur und sagte: »Kein Problem, war bloß eine Idee.«
    Roz begriff auf einmal, dass ihre Beziehung einen Wendepunkt erreicht hatte.
3. Kapitel
    Am folgenden Montagmorgen trommelte Ven mit den Fingern auf dem Tisch und nahm allen Mut zusammen, um gleich die Nummer zu wählen. Der Notizblock neben ihr war voller Kritzeleien und Durchgestrichenem vom Wochenende. Sie wusste, dass es richtig war, warum also zögerte sie noch? Die Organisation ihres gigantischen Vorhabens war ein Albtraum. Es gab so viele Dinge zu bedenken, von denen jedes einzelne schrecklich schiefgehen könnte. Am besten grübelte sie nicht zu viel, ihr Kopf drohte ohnehin schon zu explodieren.
    Ven nippte an ihrem Kaffee und bemerkte eine abgeplatzte Stelle am Becherrand. Sie sollte sich dringend neue Becher besorgen. Und der Wasserkocher pfiff auch aus dem letzten Loch. So lange wie der brauchte, konnte sie genauso gut bequem nach Island fliegen, sich das Wasser aus den heißen Quellen schöpfen und wieder zurückfliegen. Doch all die kaputten und alten Sachen im Haus zu erneuern, hatte weiter warten müssen, seit »Furniture for You« vor acht Monaten Konkurs angemeldet und Ven ihre Stelle als Management-Assistentin verloren hatte. Es war kein toller Job gewesen, aber sie hatte mit wirklich netten Leuten zusammengearbeitet. Danach hatte sie ziemlich miese Zeitarbeit gemacht, bis sie wieder eine Festanstellung fand. Die allerdings brachte nicht so viel ein, dass Ven nun mit dem Geld um sich werfen konnte. Andererseits sah es auch nicht so finster aus, dass sie sich keine neuen Becher leisten konnte, dachte sie lächelnd.
    Sie verdrängte den Gedanken an ihr schäbiges Geschirr und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Es hieß, jetzt oder nie, also jetzt. Sie griff nach dem Telefon und zog die Hand gleich wieder zurück.
    Augen zu und durch. Der Lieblingsspruch ihres Vaters ging ihr durch den Kopf. Das hatte er immer gesagt, wenn sie zum Beispiel überlegte, ob sie sich ein Auto kaufen oder ihr hüftlanges Haar abschneiden lassen sollte, eine Katze anschaffen, ihr erstes Haus kaufen   … Sie hörte seine sanfte Stimme, die immer und immer wieder diese Worte sprach, und dann wiederholte Ven sie laut.
    Augen zu und durch .
    Sie nahm das Telefon und wählte die Nummer auf ihrem Block. Anscheinend war Roz’ Vorgesetzte in derBank eine furchtbare alte Schachtel, aber sehr engagiert im Frauenverein und stets auf Spenden aus. Das war immerhin eine gute Verhandlungsbasis. Eine affektierte Frauenstimme meldete sich nach dem dritten Klingeln. »South Yorkshire Bank, Margaret Hutchinson am Apparat.«
    »Hallo, Mrs. Hutchinson«, sagte Ven. »Wie ich hörte, sind Sie Rosalind Lynchs Vorgesetzte, und ich würde gern etwas mit Ihnen besprechen.«
4. Kapitel
    Der Wecker ging los, und nach sieben schrillen Piepsern trat der halbwache David seiner Frau in die Wade, wo sich seine langen Zehennägel unangenehm in ihre Haut bohrten.
    »Olive, aufwachen. Dein Wecker!«
    Seine Stimme holte Olive aus dem Dämmerschlaf. Sie träumte gerade, dass sie in einem funkelnden blauen Meer badete, und wollte nicht wach werden. Verdrossen schlug sie auf die Schlummertaste. Nicht dass sie in den neun Minuten bis zum nächsten Klingeln in ihren Traum zurückfinden würde. Der war schon fort gewesen, als sie das erste Mal blinzelte.
    Sie schwamm nicht mehr im Ozean mit Delfinen, sondern lag im

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