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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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behaupten konnte. Im Geiste war sie immer noch das langbeinige, dünne Mädchen, das Schlagball liebte und Poster von The Police an der Wand hatte. Olive, Ven, Roz, Frankie. Die fabelhaften Vier . Sie hatten sich die Daumen mit einer Rasierklinge von VensVater aufgeritzt und ihre Freundschaft mit Blut besiegelt, wie sie es in einem Film gesehen hatten. Angeblich sollte es sie ein Leben lang zusammenschweißen, was aber offensichtlich nicht passiert war. Heute war alles ein einziger Schlamassel.
    Olive stieg an ihrer Haltestelle aus, überquerte die Straße und ging die Seitenstraße gegenüber hinunter zu dem Haus, in dem sie wohnte. Nie dachte sie an das Haus, als ihr »Zuhause«, weil es nicht ihres war. Es gehörte ihrer Schwiegermutter Doreen. Für ein Zuhause suchte man selbst die Teppiche und Tapeten aus. Olive war nur Mieterin in der Land Lane 15. Es war nicht ihr Zuhause und würde es wohl auch nie sein.
    Sie öffnete die Vordertür und ging hinein.
    »Olive, bist du das?« Die kreischende Frauenstimme riss sie jäh aus ihren warmen Erinnerungen und katapultierte sie in die dumpfe, kalte Gegenwart.
    »Ja, ich bin’s«, sagte Olive, zog ihren acht Jahre alten Regenmantel aus und hängte ihn neben Davids Arbeitsjacke. Obwohl   – diese Bezeichnung war ziemlich gewagt. Olive konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einen vollen Tag gearbeitet hatte. Genau genommen wusste sie nicht, ob er das überhaupt jemals getan hatte.
    »Hast du mein Hühneraugenpflaster mitgebracht?«
    »Ja, Doreen.«
    Doreen Hardcastle richtete ihren massigen Leib im Rollstuhl ein wenig auf, um die ganzen goldenen Kissen um sich herum neu zu richten. Sie sah wie eine sehr fette Königin auf einem klobigen Thron mit Rädern aus. Nur dass auf ihrem Kopf anstelle einer Krone ein fest gesprühter Lockenschopf saß. Den hatte sie der mobilen Friseurin zu verdanken, die alle acht Wochen mit einem Beutel voller Wickler und stinkender Chemikalien anrückte.
    »Ich sitze hier schon ewig und gucke denselben Sender. Die Batterien in der Fernbedienung sind leer«, schimpfte Doreen. »Und ich habe nichts mehr zu trinken.«
    »Wo ist David?«, fragte Olive, die automatisch in ihren Pflegekraft-Modus umschaltete, zur Kommode ging und eine Packung Batterien holte.
    »Er hat sich hingelegt. Sein Rücken piesackt ihn wieder.« Wie immer, wenn Doreen über »ihre Jungs« sprach, wurde ihre Stimme merklich weicher. Gemeint waren David, ihr einziges Kind, und der Neffe Kevin, der mit fünfzehn zu Doreen gezogen war, als ihre ledige Schwester starb. Beide Jungen wickelten Doreen gnadenlos um den kleinen Finger.
    »Ach, der arme David! Sein Kreuz plagt ihn übel.«
    Prima, dachte Olive. Nun durfte sie nicht bloß ihre Schwiegermutter bedienen, sondern würde auch noch den ganzen Nachmittag für David rauf und runter laufen, der ganz sicher jammernd wie ein Kleinkind oben im Schlafzimmer lag. Und in vier Stunden musste sie dann zu ihrer nächsten Putzstelle, während sich der Rest der Welt schick machte, um am Samstagabend auszugehen.
    »Bist du das, Olive?«, erklang eine matte Stimme von oben.
    »Ja, ich bin wieder da.« Sie sah auf ihre Uhr.
    »Kannst du mir den Rücken einreiben, Schatz? Die Schmerzen sind grausam.«
    »Und mein einer Zehennagel schneidet in den Pantoffel«, sagte Doreen. »Wenn du dich um David gekümmert hast, schneidest du mir den, ja?«
    Bitte , ergänzte Olive im Geiste. Nicht dass irgendjemand in diesem Haus ihr gegenüber sonderlich höflich war. Das ließ sich nicht mit ihrem Sklavenstatus vereinbaren.
    »Sonst noch was, bevor ich nach oben gehe?«, fragte sie, während sie sich schon zur Treppe drehte.
    »Ja«, sagte Doreen. »Eine Tasse Tee. Drei Stücke Zucker, aber rühr nicht um, dann wird er mir zu süß.«
    Olive ging in die Küche und wäre beinahe über einen großen schwarzen Müllsack gefallen, aus dem müffelnde Jeans und schmutzige Herrenunterhosen quollen.
    »Doreen, was sind das für Sachen?«, rief Olive.
    »Ach so, Kevin wohnt für einige Zeit hier. Er hat sich von Wendy getrennt, diesmal endgültig. Mach ihm doch oben das Zimmer zurecht, wenn du sowieso raufgehst, ja? Er ist gerade los, sein restliches Zeug holen.«
    Olive wollte etwas einwenden, doch wie sollte sie? Schließlich war es Doreens Haus und sie nur die Putzfrau, die die wusch, kochte und alles putzte.
    Der griechische Sonnenschein schien Millionen Lichtjahre entfernt zu sein.
    »Hallo, Liebling. Wie war’s mit den Mädels?« Manus gab Roz

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