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Leichtmatrosen: Roman (German Edition)

Leichtmatrosen: Roman (German Edition)

Titel: Leichtmatrosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Liehr
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Gemüse, Milch, Tee, Bio-Frühstücksflocken, Vollkornbrot, Vollkornpasta, Mineralwasser, Saft und solchen Sachen – Cora nannte das »Ohne-Produkte«, weil für die Kaufentscheidung relevanter zu sein schien, was sie nicht enthielten –, während Mark, den anderen Einkaufswagen führend, Dinge wie Chips, Spare-Ribs zum Aufbraten, riesige Kochwürste, Tütensuppen, Fertigsoßen, BiFi,massenweise Schokolade und drei Kisten Bier in seinen Wagen lud. Ich fand die Mischung gut und hielt mich zurück. Ich ging ohnehin davon aus, dass wir mindestens abends irgendwo essen gehen würden. Bei den Desserts geriet ich kurz in Panik, entdeckte dann aber doch noch eine schmale Reihe aus zehn Bechern meiner Lieblingsnachspeise, die ich in Henners Wagen lud.
    An der Kasse musterte dieser erst den eigenen und dann den anderen Wagen.
    »Wie teilen wir das auf?«, fragte er.
    »Durch vier?«, schlug Mark vor.
    Der Pfarrer zog eine Tüte Buchstabensuppe aus Marks Wagen und hielt sie mit zwei Fingern, als wenn der Antichrist darin wohnen würde.
    »Ich werde das nicht essen«, erklärte er.
    Mark zog mit genau derselben Geste geschmacklose Bio-Reiswaffeln aus Jan-Hendriks Korb.
    »Und ich das nicht«, gab er zurück.
    »Mir ist das egal«, sagte ich. »Das ganze Zeug wird vielleicht hundert Euro kosten. Das sind fünfundzwanzig für jeden. Das Mousse zahle ich allein, und das gehört bitte schön auch nur mir.«
    Es kostete hundertvierzig.

    Eine Stunde später war alles verladen, es gab keinen Grund mehr, nicht abzulegen, der kleine Zeiger der Uhr zeigte kurz hinter die Fünf. Wir versuchten abermals, Simon auf allen möglichen Kanälen zu erreichen, doch das gelang nicht. Also setzten wir uns an den großen Tisch im Salon. Henner schlug die Gewässerkarte auf, blätterte wie wild darin herum, um schließlich triumphierend auf eine ziemlich kleine blaue Fläche zu zeigen.
    »Hier sind wir.«
    Ich sah nach draußen. »Kann gut sein.«
    »Okay. Da ist eine Ausfahrt.« Er wies nach rechts. »Und da ist noch eine.« Nach links. »Wollen wir irgendwo ankern oder anlegen?«
    »Ankern!«, verkündete Mark fröhlich.
    »Gut. Wir müssten ein Stück Havel fahren, die da Steinhavel heißt, dann durch eine Schleuse. Kurz dahinter kämen zwei Seen, die als gute Ankergebiete markiert sind.«
    »Bleibt die Frage, was wir mit Simon machen«, gab ich zu bedenken.
    Henner nickte und schob den Zeigefinger über die Karte. »Hier ist eine Brücke, dahinter scheint es einen Anleger zu geben. Steinförde heißt der Ort. Wir müssten in spätestens einer Stunde dort sein.«
    »Steinförde«, wiederholte ich und tippte eine Nachricht an Simon.
    »Dann los«, erklärte Mark.
    Henner stand am Steuer, Mark und ich lösten die Leinen. Der Pfarrer gab erstaunlich vorsichtig Gas, und erst schien es auch, als würden wir uns sauber aus dem Hafen bewegen. Dann gab es seltsame Geräusche, das Boot stoppte, jemand schrie – und es platschte.
    »Landstrom«, erklärte Mark grinsend, als er sich nach hinten umgesehen hatte. Ich tat es ihm gleich. Zwischen der Dahme , zehn Meter vom Steg entfernt, und dem Hafen hing ein dickes, blaues Stromkabel, stark schwingend. Ausgerechnet eine der beiden ängstlichen Frauen hatte es erwischt – offenbar hatte sich das Kabel gespannt, just in dem Augenblick, als sie darüber hinwegsteigen wollte. Jetzt paddelte sie ungefähr an der Stelle, wo unser Boot bis eben noch gelegen hatte, im Wasser herum – und heulte schon wieder.
    Der Chefeinweiser stand stumm am Rand des Stegs und stemmte die Hände in die Hüfte. Dann schüttelte er langsam den Kopf. Dies nahm Mark zum Anlass, sich aus dem riesigen Kühlschrank ein Bier zu holen, es am Tischrand zu öffnen unddem Mann damit zuzuprosten. Der quittierte das zuerst kurz mit einer drohenden Faust, anschließend verdeutlichte er gestisch, dass wir stante pede zum Anleger zurückkehren sollten. Henner legte den Rückwärtsgang ein, aufwendiges Steuern war nicht nötig, denn das Kabel wies den Weg.
    »Es tut uns leid«, nuschelte der Pfarrer in einer Endlosschleife, als wir festgemacht hatten und neben dem Chartertyp standen. Mark nuckelte an der Bierflasche, um sein fröhliches Grinsen zu überdecken. Ich neigte dazu, Marks Fröhlichkeit zu teilen, schaffte es aber – hoffentlich –, relativ ernst dreinzuschauen, was nicht ganz leicht war, denn die pudelnasse Touristin saß direkt vor mir auf dem Steg und plärrte weiter.
    »Wenn Sie ungeeignet sind, ein Boot zu führen, kann ich die

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