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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Großvater? Und jedes Mal musste Reign aufpassen, nichts zu sagen, das ihn verraten konnte. Es war verteufelt schwierig, bisweilen regelrecht schmerzlich, wenn es sich um eine Dame handelte, die er in jenem »anderen« Leben gekannt und geschätzt hatte.
    Erst dreißig Jahre lag es zurück, seit er sich das letzte Mal bei gesellschaftlichen Anlässen gezeigt hatte. Und es wäre ein gefährliches Spiel, sollte jemand ihn wiedererkennen. Damals hatte er sich jedoch in anderen Kreisen bewegt, in einem anderen Teil des Landes. Nein, es war eher unwahrscheinlich, dass er in dieser Jahreszeit in London jemandem aus Hertford über den Weg lief.
    »Geht es Ihnen gut, Mr. Gavin? Sie sehen so seltsam aus.«
    Jäh aus seinen Gedanken gerissen, lächelte Reign seine Gastgeberin reumütig an.
    »Verzeihen Sie mir, Mrs. Willet! Es war bloß eine Erinnerung, die mich einholte, sonst nichts.« Die Erinnerung an Hertford und die glücklichste Zeit seines Lebens, die er dort verbracht hatte.
    »Ich hoffe, keine böse Erinnerung?« Natürlich würde sie nicht erwarten, dass er es zugäbe, sollte es sich um eine solche handeln, aber ihre Sorge war sehr wohl ernst gemeint.
    »Nein, nein, es war überhaupt nichts. «
    Und Nichts war auch die Summe seines Lebens. Nichts in den Jahren, das jenem Glück auch bloß nahegekommen wäre. Nichts, das es mit der darauffolgenden Leere aufnehmen konnte. ja, er brauchte Zerstreuung, und zwar in diesen Tagen nötiger denn je.
    Er bot Mrs. Willet seinen Arm. »Wollen wir tanzen, Madam?«
    Mit einem hübschen Lächeln legte sie ihre Hand auf seine Armbeuge. »Ich fürchtete bereits, Sie würden nie fragen! «
    Während sie tanzten und sich nach einer Choreographie bewegten, die sich seit hundert Jahren nicht verändert hatte, ließ Reign seine Gedanken abermals abschweifen und redete nur, wenn er angesprochen wurde. Er hätte heute Abend nicht zu einer Gesellschaft gehen sollen, denn er war viel zu abgelenkt, zu geistesabwesend. Besser wäre er ins Maison Rouge gegangen, um mit Madeline und den Mädchen zu plaudern. Dort hätte er trinken, sich vielleicht nähren und eventuell sogar ein wenig Spaß haben können. Erst kürzlich hatte er bei einem abendlichen Besuch ein Auge auf die vollbusige Brünette geworfen.
    Dann aber hatte Madeline ihm erzählt, Chapel wäre bei ihr gewesen, und prompt hatte Reign das Mädchen vollkommen vergessen. Chapel war im Bordell gewesen?
    Derselbe Chapel, der die letzten fünfhundert Jahre den Prügelknaben der Kirche mimte? Wie konnte das sein? Und warum hatte der Mistkerl ihn nicht besucht? Auch wenn sie heute nicht mehr die Freunde sein mochten, die sie einst waren, blieben sie dennoch Brüder, geeint durch das verfluchte Blut, das sie von einfachen Soldaten in Unsterbliche verwandelt hatte.
    Sollte Madelines Bericht über jenen Abend stimmen und Reign hatte keinerlei Grund, ihn anzuzweifeln, obschon er glaubte, dass sie einige Einzelheiten ausließ -, hatte Chapel sich im Maison Rouge an den Mädchen gütlich getan. Keine von ihnen war verletzt worden, doch jedes Mädchen im Haus, ausgenommen Maddies Tochter Ivy, hatte Chapel von ihrem Blut gegeben. Keinen Sex, nur Blut.
    Was wiederum bedeutete, dass sein alter Freund eine Frau gefunden hatte. War ja auch höchste Zeit geworden!
    Als die Musik endete, begleitete Reign Mrs. Willet von der Tanzfläche. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Ehre erwiesen haben, Ma’am.«
    Sie klappte ihren zarten Seidenfächer auf und fächelte sich mit langsamen Bewegungen Luft zu. »Wie überaus höflich Sie sind, Mr. Gavin! Ich empfinde Ihre angenehmen Umgangsformen als höchst erfrischend. Die meisten jungen Männer verschwenden dieser Tage keinen Gedanken mehr an Manieren. «
    Reign lächelte. In seiner Jugend waren junge Männer ebenfalls wenig interessiert an gutem Benehmen gewesen. Es schien allerdings, dass seit Walter Scotts Buch Ivanhoe die ganze Gesellschaft dazu neigte, Ritter, blutige Kämpfe und große Schwerter zu verklären. Die Menschheit war entschieden zu fasziniert von der Vergangenheit. Nicht einmal Reign selbst konnte sich auf die Gegenwart konzentrieren, geschweige denn in die Zukunft blicken.
    Der Butler näherte sich. »Ich bitte um Verzeihung, Mr. Gavin. Entschuldigen Sie die Störung, doch draußen an der Tür fragt eine Dame nach Ihnen.«
    »Nach mir?« Sein erster Gedanke war, dass etwas mit Madeline oder dem Maison Rouge war. »Hat sie ihren Namen genannt?«
    Der Mann blieb erstaunlich stoisch. »Mrs. Gavin,

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