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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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ihr aus einem Buch oder der Zeitung vorlas.
    Damals hatte er nie so eisig geklungen. Dass er es heute tat, linderte die Schuldgefühle, die sie hegte, weil sie ihn verraten musste. In diesem Moment fühlte sie vieles - Wut, ein bisschen Angst, aber keine Reue. Nicht nach dem, was er ihr angetan hatte.
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    Ein hämisches Lachen entfuhr ihm, während er sie mit einem Blick bedachte, der bestenfalls ungläubig genannt werden konnte. »Nach dreißig Jahren ohne ein einziges Wort kommst du her und erwartest, dass ich dir helfe?«
    Sie erwartete gar nichts, von ihm ganz gewiss nicht. »Man kann wohl kaum behaupten, du hättest dich während der letzten dreißig Jahre in irgendeiner Form bemüht, mich zu sehen.« Warum wurde ihr merkwürdig flau, als sie es laut aussprach? Immerhin hatte sie sich keine Sekunde gewünscht, er würde nach ihr suchen.
    »Du hast versucht, mich zu töten«, erwiderte er schroff. »Ich hatte nicht das Bedürfnis, diese Erfahrung zu wiederholen.«
    Wie eine Wunde riss die alte Verletzung wieder auf - roh und stinkend. »Wie angenehm für dich, dass in deiner Erinnerung alles meine Schuld ist! « Sie wäre jetzt nicht hier, und James würde nicht in Schwierigkeiten stecken, wäre Reign nicht gewesen.
    Hätte sie ihn nicht verlassen.
    »Du bist weggelaufen.«
    »Du hast mich betrogen.« Ihre Stimme bebte auf diese scheußliche Art, die eher weinerlich als wütend klang.
    »Du hattest mir ewige Liebe und Treue geschworen.« Er klang unverändert tief und ruhig. Es war eine Unterhaltung, sonst nichts. Und trotzdem war die Härte in seinem Blick unverkennbar. »Ich dachte, du würdest wissen, was das bedeutet.«
    Diese Spitze hätte ihr einen stummen Schrei entlockt, denn sie traf sie durchaus tief; aber ihr Zorn überwog zum Glück. »Du hast nie gefragt.« Es war so lange her, und dennoch war die Bitterkeit so klar wie am ersten Tag. »Du hast nie gefragt, und ich war nicht darauf vorbereitet. «
    Nun wurden seine Gesichtszüge ein klein wenig weicher. »Liv … «
    »Du hast mir keine Wahl gelassen.« Warum musste sie weinen, wenn sie wütend war? Auch das war irgendwie seine Schuld. »Du Mistkerl!«
    Sie konnte nicht sagen, ob Reign den Schlag kommen sah. Auf jeden Fall wich er ihm nicht aus. Einem Sterblichen hätte er den Kiefer gebrochen, vielleicht sogar den Schädel gespalten. Reign jedoch stolperte nicht einmal zurück. Sein Kopf schnellte leicht nach hinten, während der Knall durch den Raum hallte. Olivias Fingerknöchel und ihr ganzer Arm vibrierten unter dem Aufprall.

    Als er sie wieder ansah, tropfte Blut aus seinem Mundwinkel. Seine Augen funkelten wie perfekt geschliffene Diamanten, während er es sich ableckte. »Einen«, warnte er sie ruhig und eiskalt, »einen Schlag hast du frei. Das nächste Mal schlage ich zurück.«
    Wieso erregte seine Gewaltandrohung sie? Wie viel Befriedigung könnte sie denn daraus gewinnen, mit Fäusten auf ihn einzuprügeln? Mit den Jahren hatte sie zu kämpfen gelernt, zwangsläufig, wie sie überhaupt vieles hatte lernen müssen, doch zweifellos hätte sie keine Chance gegen einen sechshundert Jahre alten Vampir.
    Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass es sie freute, ihn verletzt zu haben.
    Vielleicht würde Gewalt endlich abschließen, was zwischen ihnen war. Und sollte er sie nicht töten, könnte sie danach ihr Leben weiterleben, ohne je wieder an ihn zu denken.
    Es war dumm von ihr, aber sie ging nochmals auf ihn los, obgleich sie wusste, dass ihr Schlag nicht treffen würde. Diesmal war er vorgewarnt, packte sie, zog sie an sich und hielt ihre Arme fest.
    Gütiger Gott, er war erregt! Deutlich fühlte sie die Wölbung durch die vielen Schichten ihrer Röcke, konnte mühelos erahnen, wie groß sie sich ausnähme, trennte sie weniger Stoff. Und zu ihrem Verdruss stellte sie fest, dass sie nicht minder erregt war. Sie hätte ihn auf der Stelle in sich aufnehmen können, während sie ihn zugleich in Stücke reißen wollte. An gegenseitiger körperlicher Anziehung hatte es in ihrer Beziehung nie gemangelt. Nur warum war es heute nicht anders? Immerhin hatte sie mit ihm das Bett geteilt, bevor sie entdeckte, was er war. ja, sie war gleich in der ersten Nacht mit ihm intim gewesen, in der sie ihn kennengelernt hatte.
    Zu jener Zeit war sie eine junge Witwe gewesen, die nach angemessener Trauerzeit erstmals wieder zu einer Gesellschaft ging. Ihr erster Ehemann, Allan, war an einem Fieber gestorben. Die Heirat mit Allan war eher

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