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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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die Erinnerung an das Feuer in ihren Augen, als sie ihn angefaucht hatte, er könnte sie Vögeln, wenn er wollte, aber nur von Angesicht zu Angesicht.
    Er war sehr versucht gewesen, es gleich dort zu tun, und nicht mit Zorn oder Gewalt, sondern mit Bedauern, mit der Bitterkeit und Sehnsucht aus dreißig Jahren.
    Die ersten zehn Jahre war er überzeugt gewesen, er wäre das Opfer ihrer Hochzeitsnacht. Danach setzte Unsicherheit ein, und mit ihr kamen Schuldgefühle.
    Heute jedoch würde er sich nicht schuldig fühlen.
    »Wo ist sie?«, fragte er, bevor der andere Mann sprechen konnte.
    »Im Wohnzimmer«, antwortete Clarke, der sich mit einer Hand durch sein ergrauendes braunes Haar fuhr. »Reign, was geht hier vor?«
    Da Olivia sie hören konnte, wenn sie wollte, und Reign nicht bezweifelte, dass sie sie belauschte, falls sie glaubte, sie könnte etwas erfahren, das ihr zum Vorteil gereichte, lächelte er bloß und sagte: »Ich habe keine Ahnung.« Gleichzeitig reichte er seinem Freund eine kurze Nachricht, die er auf der Heimfahrt geschrieben hatte.
    Stirnrunzelnd faltete Clarke den Zettel auseinander. Zum Glück stand er lange genug in Reigns Diensten, um gar nicht auf die Idee zu kommen, ihn laut vorzulesen.
    Finden Sie alles Über sie heraus, was Sie können.
    Clarke sah wieder zu Reign auf. Er wirkte ernst, beinahe mitleidig, und Reign schüttelte den Kopf. Er wollte kein Mitgefühl. Was Olivia betraf, machte er sich keinerlei Illusionen. Seit dreißig Jahren wünschte er sie sich zurück, und er wollte sie immer noch - in seinem Bett und an seiner Seite. Davon aber würde er sein Urteilsvermögen nicht trüben lassen.
    Frauen forderten Abbitte, ehe sie etwas vergaben. Und weil Reign keine Geste in diese Richtung gemacht hatte gar keine Chance dazu gehabt hatte -, konnte sie ihm auch noch nicht verziehen haben. Außerdem wäre er verdammt, wenn er ihr jetzt eine Entschuldigung anbot, da sie die Gelegenheit ergreifen könnte, um ihm die Kehle aufzuschlitzen.
    Falls sie also noch so stark empfand, warum kam sie her und bat um die Hilfe eines Mannes, den sie verachtete? Entweder steckte sie in großen Schwierigkeiten, oder sie wollte Rache üben -möglicher-weise beides.
    So oder so sollte er der Wahrheit einige Schritte näherkommen, indem er sich mit seiner Frau unterhielt. In wenigen Stunden ging die Sonne auf, und sie sollte ihn schließlich nicht als den verwunderten Idioten zu Asche schmoren, als der er in diesem Moment in seiner Diele stand.
    Er richtete seine Manschetten und die Krawatte, ehe er ins Wohnzimmer ging. Olivia stand an einem der Fenster, dessen dunkelgrüne Vorhänge zurückgezogen waren, so dass die goldenen Strahlen der Straßenlaterne ihr erhobenes Gesicht erhellten. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihre schwarzen Wimpern zeichneten sich fächerartig auf ihren honigfarbenen Wangen ab. Reign liebte es, dass jeder Millimeter von ihr wie Gold und Bronze mit zarten Andeutungen von Rosa anmutete. Er liebte ihr dichtes Haar, selbst wenn sie es, wie jetzt, zu einem strengen Knoten gebunden trug. Er liebte ihre gerade Nase und die zarten Linien in ihren Augenwinkeln. Und er liebte es, wie das enge Mieder ihres pflaumenblauen Kleides ihre Hüften und runden Brüste betonte.
    Ja, er liebte sie - zumindest hatte er es einst getan.
    »Betest du?«, fragte er überheblicher als beabsichtigt.
    Sogleich versteiften sich ihre Schultern. Langsam öffnete sie die Augen und wandte sich zu ihm. Fort war die reife unwiderstehliche Frau, in die er sich verliebt und die er geheiratet hatte, und an ihre Stelle trat das verbitterte Wesen, zu dem sie sich entwickelt hatte. Dass er maßgeblich an ihrer Veränderung beteiligt gewesen war, beschämte ihn.
    »Du hast dich schon immer daran gestört, dass ich bete«, bemerkte sie mit tiefer, volltönender Stimme. Wenigstens war diese geblieben, wie er sie in Erinnerung hatte.

    »Er hört ohnehin nicht zu, also wozu deine Zeit verschwenden?«
    »Er hört sehr wohl zu«, entgegnete sie mit der blinden Überzeugung von jemandem, dessen Glaube stärker war als seine Vernunft. »Er hört zu, und er antwortet - wenn man ihn lässt.«
    Reign schnaubte verächtlich. Blödsinn! Würde es stimmen, wäre Olivia vor Jahren zu ihm zurückgekehrt. Nein, sie wäre überhaupt nie gegangen!
    Aber nun war sie hier. Reign war nicht so naiv zu glauben, seine Gebete wären erhört worden. Falls irgendeine göttliche Macht im Spiel war, hatte sie ihm Olivia als Strafe für seine Sünden

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