Leidenschaft und Pfefferkuchen
leisten zu sterben.
„Ich werde ja nicht mit ihm allein sein“, murmelte sie aufmunternd vor sich hin, während sie aufstand und in den Gastraum zurückkehrte. Acht weitere Personen waren an Thanksgiving zum Dinner in ihr Haus geladen. Da fiel Marks Anwesenheitsicherlich kaum ins Gewicht. Bei einem so großen Puffer aus anderen Leuten zwischen ihnen konnte sie womöglich sogar vermeiden, dass sie sich ihm gegenüber zum Affen machte.
„Tut mir echt leid, dass ich so kurzfristig absagen muss“, verkündete Millie Jasper am nächsten Morgen. Sie versuchte, betrübt zu klingen, aber stattdessen strahlte sie vor Freude.
„Ich verstehe“, erwiderte Darcy, weil sie wirklich Verständnis dafür aufbrachte. Es gefiel ihr nur nicht sonderlich. „Wenn deine Eltern möchten, dass du über die Feiertage nach Hause kommst, ist das viel besser, als hierzubleiben.“
Millie setzte sich den zweijährigen Ronnie von einer Hüfte auf die andere. „Ich hoffe, dass sie mir anbieten, wieder nach Hause zu ziehen“, gestand sie ein. „Seit Ron mit seiner hohlköpfigen Tussi durchgebrannt ist, habe ich ganz schön zu kämpfen. Deshalb kommt es mir fast wie ein Wunder vor.“
Darcy wusste, dass Wunder nicht oft passieren. Sie tätschelte ihrer Freundin den Arm. „Fahr nach Hause. Versöhn dich mit deinen Eltern, und sieh zu, dass du noch mal von vorn anfangen kannst. Ich werde dich an Thanksgiving vermissen, aber so ist es viel besser.“
„Danke. Du bist echt lieb.“
Millie umarmte sie, was Ronnie dazu verleitete, Darcy einen klebrigen Schmatzer auf die Wange zu geben. Dann winkten die beiden zum Abschied und verließen das Café.
„Keine Panik“, ermahnte Darcy sich. Sie griff nach einem Tuch und begann, die Theke abzuwischen. „Es kommen immer noch vier andere Leute zum Dinner.“
Vier Leute plus ihm , dachte sie. Inzwischen weigerte sie sich nämlich, namentlich an Mark Kincaid zu denken. Ihr Inneres verhielt sich in letzter Zeit sehr seltsam, wenn sie ihn im Geist vor sich sah oder seinen Namen sagte. Ihr Herz pochte, sobald sie an ihn dachte, und im Magen flatterte es. Das erschien ihr beängstigend und irgendwie bestürzend.
„Ich tue nur ein gutes Werk“, sagte sie sich entschieden. „Es ist absolut nichts Persönliches dabei.“
Und das ist eine verdammte erbärmliche Lüge.
Leichter Schnee fiel am Dienstagabend, als Mark über die Auffahrt joggte, die zum Duplex zurückführte. Er hatte sich übernommen, und es stach ihn in der Seite. Bei jedem Schritt ziepte und zerrte es in den noch nicht verheilten Muskeln. Er würde für die zusätzlichen Meilen am nächsten Morgen bezahlen, wenn er steif und unter Schmerzen aufwachte. Vorausgesetzt, dass er überhaupt Schlaf fand.
Zumindest kann ich joggen gehen und die Konsequenzen ertragen, rief er sich in Erinnerung, während er um eine Wegbiegung rannte. Eine ganze Zeit lang war er nicht einmal sicher gewesen, ob er überhaupt überleben würde. Jetzt wusste er, dass ihm eine vollständige Genesung bevorstand und sein Leben – abgesehen von einigen Narben und einer etwas zynischeren Einstellung zur Welt – wie vorher weitergehen würde. Oder etwa nicht? Konnte er nach allem, was Sylvia ihm angetan hatte, je wieder einer Frau vertrauen?
Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken an sie zu verscheuchen. Die Auffahrt verbreiterte sich und führte kreisförmig an dem einstöckigen Duplex vorbei. Gerade wollte er zu seiner Hälfte laufen, da sah er seine Nachbarin bei ihrem Auto stehen und sich mit einem großen Gegenstand auf dem Rücksitz abmühen.
Mark verlangsamte seinen Schritt. Das ist nicht dein Problem, ermahnte er sich. Tür an Tür mit jemandem zu wohnen verpflichtete ihn zu nichts. Er blieb etwa zehn Fußvon ihrem Auto entfernt stehen. Ihrem uralten Auto. Der ausländische Kleinwagen hatte schon bessere Zeiten erlebt und eindeutig zu viele Meilen gefressen. Stellenweise war die grüne Farbe abgeblättert, das Blech verrostet und die hintere Stoßstange verbeult. Aber die Winterreifen sahen recht neu aus. Zumindest war Darcy klug genug, angesichts des bevorstehenden Winters auf ihre Sicherheit zu achten.
Sie schlang die Arme um das, was auch immer auf dem Rücksitz klemmte, und versuchte, sich aufzurichten. Es gelang ihr nicht, stattdessen taumelte sie einige Schritte rückwärts.
Ohne nachzudenken eilte er zu ihr und nahm ihr das Ding ab. Es stellte sich als ein sehr großer, schwammig-weicher Truthahn heraus.
Darcy blinzelte ihn an. „Mark.
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