Leidenschaft und Pfefferkuchen
fünf.“ Sie zögerte. „Wissen Sie, wo ich wohne?“ Im nächsten Moment errötete sie. „Blöde Frage.“
Zum ersten Mal an diesem Tag, womöglich zum ersten Mal seit mehreren Tagen, lächelte Mark. „Ja, Darcy. Ich weiß, wo Sie wohnen.“
Darcy Montague lehnte die Stirn an die Tür ihres Spinds und stöhnte. Die gute Nachricht war, dass sie sich als Idiotin des Monats nominieren lassen konnte. Was in aller Welt hatte sie sich nur gedacht?
„Bitte sag mir, dass du deinen Kopf nicht gegen die Wand knallst!“, flehte Janie Carson Austin, die Geschäftsführerin des Hip Hop, während sie den kleinen Lagerraum betrat. „Du bist meine verlässlichste Kraft, und wenn du durchdrehst, ist meine Feiertagslaune dahin.“
Darcy richtete sich auf und zwang sich, ihre Vorgesetzte anzulächeln. „Kein Kopfknallen. Das verspreche ich. Ich denke bloß über den Stand der Dinge in meinem Leben nach.“
„Und der wäre?“
„Großartig.“ Sie ignorierte die Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass es unglaublich dumm gewesen war, Mark Kincaid zu sich nach Hause einzuladen.Ausgerechnet Mark Kincaid – Whitehorns Antwort auf Brad Pitt und Tom Cruise in einer Person!
Hatte sie ihm tatsächlich gesagt, dass er mit niemandem reden musste, solange er in ihrem Haus war, nur um sich praktisch im selben Atemzug darüber zu beschweren, dass er nicht gesprächig genug war? Du hast total wirres Zeug geplappert. Wie peinlich ist das denn.
Janie lehnte sich an den Türrahmen. „Dein Kürbisbrot ist ein großer Hit. Vielleicht sollten wir nächste Woche etwas Neues ausprobieren.“
Darcys Stimmung hob sich augenblicklich. „Danke. Ich lasse mir etwas ganz Besonderes einfallen. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du mir diese Chance gibst.“
Janie – hübsch, blond, dreißig Jahre alt – zuckte mit den Schultern. „Ich bin unseren langjährigen Lieferanten gern treu, aber ich schulde auch meinen Gästen das Beste. Wenn dein nächstes Produkt genauso gut ist wie dieses und der Preis stimmt, werde ich empfehlen, dass wir die Backwaren in Zukunft immer von dir beziehen.“
„Ich werde dich nicht enttäuschen.“
„Ich habe vollstes Vertrauen in dich“, erwiderte Janie, und damit ging sie hinaus.
Darcy machte einen kleinen Luftsprung und setzte sich auf die Bank vor den Spinden. Ich habe vollstes Vertrauen in dich. Wer hätte je gedacht, dass sie diese Worte einmal hören würde? Lange Zeit hatte sie nicht an sich selbst geglaubt. Doch inzwischen trafen verlässlich, ehrlich, ordentlich und all die anderen hübschen Bezeichnungen, die auf „-lich“ endeten, tatsächlich auf sie zu. Nicht schlecht für eine ehemalige Niete.
Sie freute sich beinahe so sehr über das Kompliment wie über die Chance, ihr Geschäft namens Darcy’s Delectables zu expandieren. Wenn sie einen Festvertrag mit dem Hip Hop Café an Land ziehen konnte, bedeutete das einen großen Schritt in die Richtung, ihr minimales Sparkonto aufzupolstern. Dann nahm ihr Leben eindeutig eine Wende zum Besseren.
Sie konnte sich wirklich selbst auf die Schulter klopfen. Oder aber sie kümmerte sich um dringendere Angelegenheiten wie die Tatsache, dass sie Mark Kincaid zu Thanksgiving eingeladen hatte.
Ihre gute Laune verflog augenblicklich. Es ging nicht darum, dass es ihr widerstrebte, den Mann in ihrem Haus zu haben. Wie auch? Er war eine wahre Augenweide. Das war natürlich auch ein Teil des Problems. Sie hatte seit fünf Jahren keinen näheren Kontakt zu Männern. Diese Tatsache trug sicher dazu bei, dass Mark ihr so gewaltig unter die Haut ging. Die Kombination aus toller Figur, tiefsinnigen grünen Augen und charmant-verwegenem Lächeln stellte eine unglaubliche Versuchung dar. Etwas, für das sie momentan so gar keine Zeit aufbringen konnte.
Zu allem Überfluss war er überzeugter Single. Ihres Wissens gab er sich überhaupt nicht mit Frauen ab. Nicht, dass sie ihn ausspioniert hatte, aber sie lebten nun einmal Tür an Tür. Sie teilten sich ein Duplex am anderen Ende der Stadt. Er war einige Monate nach ihr eingezogen, und da er so verdammt gut aussah, war es unmöglich gewesen, ihn zu übersehen. Sie verfolgte nicht unbedingt jede seiner Bewegungen, aber ein kleines bisschen wusste sie Bescheid darüber, wann er kam und ging.
Du bist verknallt in ihn. So, nun war es eingestanden. Sie schwärmte für ihn, und das machte ihr Angst. Was, wenn er es merkte? Die Demütigung würde ich nicht überleben, und momentan kann ich es mir nicht
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