Leidenschaft und Pfefferkuchen
mit der Zeitung vor ihm. Allmählich rückte die Umgebung in den Hintergrund, während er die Footballergebnisse vom Vortag studierte. Vielleicht schafften die Dallas Cowboys in diesem Jahr den Aufstieg. Vielleicht …
Ein kleiner Teller tauchte in seinem Gesichtsfeld auf. Darauf lagen halb übereinanderdrapiert drei Scheiben, die in seinen Augen seltsam und undefinierbar aussahen.
Er blickte zu Darcy hoch.
„Reißen Sie mir nicht den Kopf ab. Das ist eine Empfehlung des Hauses. Wir ziehen in Erwägung, den Lieferanten für unsere Backwaren zu wechseln. Das ist eine Kostprobe von einem der neuen Produkte. Was halten Sie davon?“
Die Scheiben stammten von irgendeinem großen Laib. Die Farbe war gelblich-orange. „Was ist das?“
„Kürbisbrot.“
Mark schob den Teller von sich. „Ich esse vormittags kein Gemüse.“
Sie starrte ihn an, als hätte er gerade den ersten Preis in einem Dummheitswettbewerb gewonnen. „In Ihrem Omelett sind Paprikaschoten. Außerdem ist Kürbis kein Gemüse.“
„Wollen wir wetten?“
„Okay, rein botanisch gesehen ist es Gemüse, wegen der Samen und so. Aber wir essen ihn in Kuchen. Das macht ihn zu Obst, ehrenhalber. Probieren Sie doch mal. Es schmeckt wirklich gut.“
Das wagte er zu bezweifeln. „Warum Kürbisbrot?“
„Wegen Thanksgiving. Das ist am Donnerstag. Haben Sie das vergessen?“
Er hatte es tatsächlich vergessen, weil er sich nicht um Feiertage scherte. Nicht mehr. Früher, als er sich ganz allein um Maddie gekümmert hatte, war es ihm wichtig erschienen, die Feiertage außergewöhnlich zu gestalten. Seine kleine Schwester war noch ein Kind gewesen, als sie ihre Eltern verloren hatten. Aber in letzter Zeit … Was hatte es noch für einen Sinn?
„Dann ist hier am Donnerstag wohl geschlossen“, stellte er fest. Er musste sich also sein Frühstück selbst zubereiten. Oder auch nicht. Kochen war ihm zu mühsam.
Darcy musterte ihn neugierig. „Sagen Sie, Detective, was haben Sie für den Feiertag geplant?“
„Ist meine Bestellung noch nicht fertig?“
Sie nickte bedächtig. „Wusste ich es doch. Sie sind der Typ Einzelgänger, stimmt’s? Sie werden den Tag ganz allein verbringen und den Kopf hängen lassen.“
Er starrte sie finster an. „Ich lasse den Kopf nicht hängen.“
„Aber Sie werden allein sein.“
Mit einer ausladenden Armbewegung umfasste er das halb volle Hip Hop Café. „Haben Sie keine anderen Gäste zu bedienen?“
Sie blickte um sich. „Eigentlich nicht, aber danke für den Hinweis. Ich bin der Meinung, dass niemand Feiertage allein verbringen sollte. Sie müssen ausgehen.“
Zu seinem Glück ertönte ein schrilles Klingeln, das Darcy zurück in die Küche rief.
Kaum eine Minute später kehrte sie mit seinem Frühstück zurück. „Ich meine es ernst. Einsamkeit macht die Feiertage schlimmer, als sie sein müssten. Haben Sie keine Familie in der Stadt?“
Mark dachte an seine Schwester, die das verlängerte Wochenende auf Reisen verbringen wollte. „Nein.“
„Dann kommen Sie doch zu mir. Es gibt Truthahn mit allem Drum und Dran. Alles ist selbst gemacht. Es kommen ganz viele Leute, es wird Ihnen gefallen. Sie müssen nicht mal reden, wenn Sie nicht wollen. Obwohl es Ihnen nicht schaden könnte, ein bisschen gesprächiger zu sein, wenn Sie mich fragen.“
Er stöhnte. Es hatte ihm gerade noch gefehlt, in die Fänge einer Gesundheitsfanatikerin und Weltverbesserin zu geraten. Vermutlich nahm sie Tofu als Füllung für den Truthahn und propagierte bei der Zusammenkunft ausschweifend die Wichtigkeit, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Er öffnete den Mund, um das Angebot abzulehnen, doch da wandte sie sich ab und verschwand in der Küche.
Sekunden später kehrte sie mit der Kaffeekanne zurück, schenkte ihm nach und eilte sofort wieder davon. In den nächsten zehn Minuten kümmerte sie sich um andere Gäste, diskutierte mit ihnen über die Bestellungen und mied Marks Nähe.
Ihm blieb also genug Zeit, um sich etwa fünfzig Gründe auszudenken, aus denen hervorging, dass er die Einladung ablehnen musste.
Als Darcy mit der Rechnung an seinen Tisch kam, brachte er es jedoch nicht über sich, etwas zu sagen, das ihr strahlendes Lächeln gedämpft hätte.
„Um welche Uhrzeit?“, fragte er, wobei der Versuch, liebenswürdig zu klingen, eindeutig fehlschlug.
Verwundert hakte sie nach: „Sie nehmen an?“
„Haben Sie es sich schon anders überlegt?“
„Nein. Ganz und gar nicht. Sagen wir um vier? Wir essen um
Weitere Kostenlose Bücher