Leidenschaft und Pfefferkuchen
herausgebracht. Sie konnte kaum atmen. Sie hatte keinen Job, keinen Auftrag für ihre Backwaren, kein wesentliches Einkommen mehr, und jetzt war es ihr auch noch verboten, Whitehorn zu verlassen?
„Wie fühlst du dich?“
Sie drehte sich um und sah Mark. Erleichterung erfasste sie. Gott sei Dank war er noch da. Sie griff nach ihm, in dem Bedürfnis, seine Arme um sich zu spüren, von ihm getröstet zu werden.
Stattdessen drückte er ihr einen Schlüsselbund in die Hand. „Ich muss ins Büro des Sheriffs“, teilte er ihr zerstreut mit, ohne sie auch nur anzusehen. „Nimm den Truck und fahr nach Hause. Ich weiß nicht, wann ich mit der Arbeit fertig werde. Aber ich lasse mich von jemandem nach Hause bringen, sobald ich mich loseisen kann.“ Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln und verschwand in der Menschenmenge.
Darcy blieb allein zurück.
15. KAPITEL
Sheriff Rafe Rawlings traf am nächsten Morgen um kurz vor neun bei Darcy ein, um sie abzuholen. „Wir haben nur ein paar einfache Fragen an Sie“, erklärte er höflich, als sie zu ihm ins Auto stieg.
Sie redete sich ein, dass es ein gutes Zeichen war, dass sie vorn sitzen durfte anstatt auf dem Rücksitz, wohin man Verbrecher zu verfrachten pflegte. Außerdem hatte er ihr keine Handschellen angelegt. Während er abfuhr, blickte sie über die Schulter zurück zum Duplex. Der Truck stand noch immer im Carport, wo sie ihn am vergangenen Abend abgestellt hatte. Soweit sie wusste, war Mark die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen und auch an diesem Morgen noch nicht eingetroffen. Wo steckte er, und was mochte er denken?
In den nächsten drei Stunden erhielt sie keine Antwort darauf. Sie beantwortete so viele Fragen, dass ihr Hals zu schmerzen begann. Nein, sie hatte niemand Verdächtigen ums Café herumschleichen sehen. Ja, sie hatte den Herd abgestellt und beide Kaffeemaschinen ausgesteckt, bevor sie gegangen war. Sie berichtete von der Checkliste und erklärte, wie akribisch sie danach vorgegangen war, weil sie es nicht gewöhnt war, das Lokal für die Nacht abzuschließen.
Diese Aussage warf eine ganze Reihe neuer Fragen auf. Warum war sie plötzlich gebeten worden, die Abendschicht zu übernehmen, wenn sie es für gewöhnlich nicht tat?
Darcy versuchte, gelassen zu bleiben. „Ich habe den Schichtwechsel nicht verlangt. Es gab ein riesiges Durcheinander mit dem Belegungsplan.“ Sie legte die kalten Hände um den Becher mit Kaffee, den die Sekretärin des Sheriffs ihr serviert hatte, und versuchte, nicht darüber nachzudenken, ob das Verhör ohne ihr Wissen auf Tonband aufgenommen oder gar auf Video aufgezeichnet wurde. „Eine Servicekraft wollte am Nachmittag freihaben, wegen einer Geburtstagsfeier für ihre Tochter. Jemand von der Abendschicht wollte mit der Morgenschicht tauschen. Ein anderer hatte einen Termin beim Arzt. Jeder hat praktisch mit jedem getauscht, und zum Schluss war niemand bereit, am Abend zu arbeiten.“
Sie blickte dem Sheriff ins Gesicht und versuchte zu lächeln. Sie bezweifelte, dass es ihr besonders gut gelang. „Den Leuten, die ständig abends arbeiten, gefällt es. Der Rest von uns hasst es und versucht, sich davor zu drücken. Schließlich habe ich mich bereit erklärt, den Schlussdienst zu übernehmen. Es kommt nicht oft vor, dass ich für jemanden einspringen muss, und ich versuche meistens, kooperativ zu sein – damit die Leute bereit sind, mit mir zu tauschen, wenn es mal nötig sein sollte.“
Rafe sah sie nicht an, während er sich Notizen machte.
Darcy verschränkte die Arme vor der Brust. Obwohl das Raumklima angenehm war, fröstelte sie innerlich. Ihr Magen verkrampfte sich jedes Mal, wenn sie an Mark dachte. Warum hatte sie ihn nicht mehr gesehen? War er wirklich so beschäftigt, oder ging er ihr aus dem Weg? Sie hatte nichts falsch gemacht, aber glaubte er ihr das? Oder dachte er, dass er sich wieder einmal mit einer Kriminellen eingelassen hatte? Erinnerte ihn diese Situation an jene mit Sylvia?
Der Sheriff ging noch einmal den vergangenen Abend mit ihr durch.
Darcy fühlte sich erschöpft. Zum Teil war es die Folge des Verhörs, aber der Hauptgrund war vermutlich, dass sie unter Schock stand und in der vergangenen Nacht nicht geschlafen hatte. Egal, wie oft sie duschte, sie wurde den Rauchgeruch, der in ihrer Nase zu hängen schien, einfach nicht los.
„Das ist vorläufig alles“, teilte Rafe ihr endlich mit. „Sie werden bald vom Brandermittler hören. Er wird mit Ihnen reden wollen.
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