Leidenschaft und Pfefferkuchen
geschah. Noch vor zwei Stunden hatte das Hip Hop Café unversehrt da gestanden, wo es stehen sollte, und nun verschwand es vor ihren Augen. Um sie her versammelten sich Leute; einige redeten leise, anderen hatte die furchtbare Gewalt der Flammen die Sprache verschlagen.
Sie war sich nicht sicher, wie lange sie zusah. Allmählich wurde das Feuer kleiner. Der Rauch wechselte die Farbe – von Dunkelgrau zu fast Weiß, während die Feuerwehrleute den Kampf gewannen. Schließlich war nichts mehr übrig als ein Haufen qualmender Trümmer.
Dann erst wurde Darcy bewusst, was sie verloren hatte. Nicht nur den Vertrag für die Backwaren, sondern auch ihren Arbeitsplatz. Ihre Haupteinkommensquelle war soeben in Flammen aufgegangen. Tränen brannten ihr in den Augen. Sie wandte sich ab, um mit Mark zu sprechen, und stellte fest, dass er in ein Gespräch mit dem Sheriff und jemandem von der Feuerwehr vertieft war.
„Ich werde es herausfinden“, sagte er gerade. Er warf ihr einen Blick zu. „Darcy, warst du die letzte Person im Gebäude?“
Seine Frage klang beiläufig, als ob er sich nach dem Wetter erkundigte. Doch im Bruchteil einer Sekunde drang die wahre Bedeutung seiner Worte in ihr Bewusstsein vor. Sie hatte das Restaurant geschlossen; womöglich war alles ihrer Schuld!
Aufgebracht packte sie ihn am Ärmel seines Mantels. „Mark, ich weiß genau, dass ich alles ausgemacht habe. Den Ofen, die Lichter. Einfach alles. Es gibt eine Checkliste fürs Zuschließen. Ich mache es nicht sehr oft, und deshalb bin ich nach der Liste vorgegangen, nicht nach meinem Gedächtnis.“
„Ich weiß. Es ist alles in Ordnung.“
Sie wollte ihm glauben, doch sie sah etwas Furchterregendes in seinem Blick. Eine gewisse Distanz.
Er legte einen Arm um sie und zog sie näher. Nicht, um sie zu trösten, wie sie zunächst hoffte, sondern, damit sie direkt mit dem Sheriff und dem Brandmeister sprechen konnte. „Erzähl ihnen, was passiert ist“, forderte er sie auf.
Darcy berichtete über ihre letzte Stunde im Restaurant. So detailliert wie möglich beschrieb sie all die Handgriffe, die sie getätigt hatte, um das Lokal zu schließen. Ihre zitternde Stimme erschwerte den Rapport ein wenig, aber beide Männer zeigten Geduld. Sie stellten ihr einige Fragen, wurden aber unterbrochen, als Melissa North eintraf.
Kurz darauf kam ein Feuerwehrmann mit einem verkohlten Benzinkanister, den er dem Brandmeister übergab. „Der lag in der Seitenstraße“, erklärte er. „Gleich bei der Hintertür.“
Melissa schrie erschrocken auf und murmelte dann betroffen: „Das verstehe ich nicht.“
„Wir auch nicht“, teilte der Sheriff ihr mit. „Aber wir werden der Sache auf den Grund gehen.“ Zusammen mit dem Brandmeister entfernte er sich einige Schritte.
Darcy konnte nicht hören, was gesagt wurde. Sie drehte sich um und stellte fest, dass Mark in der Menschenmenge verschwunden war. Sie fühlte sich sehr allein.
„Es tut mir wirklich leid“, zwang sie sich zu Melissa zu sagen. Es fiel ihr schwer zu sprechen. „Ich schwöre, dass ich nichts getan habe, was das Feuer ausgelöst haben könnte.“
Melissa wischte sich die Tränen von den Wangen. „Ich glaube Ihnen. Da ein Benzinkanister gefunden wurde, ist es sehr unwahrscheinlich, dass das Feuer durch einen elektrischen Kurzschluss oder eine angelassene Herdplatte ausgelöst wurde. Ich nehme an, ich …“, sie schluchzte leise auf, „… muss wohl doch umgestalten.“
Ein großer Mann trat zu ihr und legte die Arme um sie. Es war ihr Ehemann, Wyatt North, und er führte sie behutsam von der Brandstelle fort.
Darcy wurde sich schmerzlich bewusst, dass jeder einen Freund oder einen Nahestehenden zu haben schien, auf den er sich stützen konnte. Nur sie selbst stand ganz allein da.
„Ma’am? Wir werden später noch einmal mit Ihnen sprechen müssen.“
Sie drehte sich um und sah den Brandmeister auf sich zukommen. „Das verstehe ich nicht. Worüber denn?“
„Das Feuer. Wir möchten noch einmal mit Ihnen durchgehen, an was Sie sich erinnern.“
„Aber was ist mit dem Benzinkanister? Ist der Brand denn nicht durch das Benzin ausgelöst worden?“
„Es ist noch zu früh, um das mit Sicherheit sagen zu können.“ Er schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Niemand will Ihnen irgendetwas vorwerfen. Wir müssen Sie jedoch bitten, die Stadt in den nächsten Tagen nicht zu verlassen. Wir müssen so viele Informationen wie möglich sammeln.“
Darcy nickte nur, sie hätte auch kein Wort
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