Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
ein bisschen Schlaf. Um elf hab ich den nächsten Kunden, dann bin ich eh weg.“
Die Vorstellung, dass ihre Schwester für Geld mit jedem beliebigen Mann ins Bett stieg, verursachte Charlotte Übelkeit. „Wie kannst du dir das antun? Sieh dich doch an, Stacey. Du bist viel zu dünn und blass. Dieses Leben ist doch der Tod auf Raten. Aber ich schwöre dir, dass ich das nicht zulassen werde.“
„In ein paar Tagen bin ich wieder auf dem Damm. Versprochen. Das ist mein letzter Trip. Aber ein letztes Mal brauche ich das noch.“
Nur noch einen Trip. Wie oft schon hatte Charlotte dieses leere Versprechen aus dem Munde ihrer Schwester gehört?
„Warum versuchst du es nicht noch mal mit dem Entzug?“
Stacey verzog das Gesicht. „In dieses miese Loch bringen mich keine zehn Pferde mehr. Nicht mal, wenn du mich dafür bezahlen würdest.“
„Gegen Geld gehst du mit allen möglichen Typen in viel miesere Löcher“, gab Charlotte gereizt zurück.
„Du bist ja nur neidisch, weil du seit Jahren keinen Sex mehr hattest.“
„Ganz bestimmt nicht. Du siehst ja, in welche Schwierigkeiten es mich gebracht hat, als ich mich das letzte Mal mit einem Mann eingelassen habe.“ Charlotte seufzte leise auf. Was Damon wohl täte, wenn er herausfände, wer seine Brieftasche gestohlen hat?
Mit den anderen Gästen wartete er nur ein Stockwerk entfernt auf ihre Rede …
„Es gibt eine neue Privatklinik in den Blue Mountains, die sehr gut sein soll. Ich habe erst kürzlich darüber gelesen. Sie ist schrecklich teuer, aber würdest du dort einen Entzug machen, wenn ich das Geld irgendwie auftreibe?“
Unverbindlich zuckte Stacey mit den Achseln. „Vielleicht …, vielleicht auch nicht.“
„Wirst du wenigstens darüber nachdenken?“ Tränen der Verzweiflung brannten in Charlottes Augen. „Mum könnte es nicht ertragen, dich so zu sehen, nach dem, was mit Dad passiert ist.“
Stacey legte sich auf ihren Mantel und schloss die Augen. „Okay. Ich denk drüber nach. Aber ich verspreche nichts.“
Charlotte zog die untere Schublade des Schreibtisches auf und holte eine Decke hervor, die sie hier aufbewahrte, weil Emily sie manchmal zur Arbeit begleitete. Liebevoll deckte sie ihre Schwester damit zu und steckte die Decke an den Rändern fest.
Stacey kuschelte sich ein und war Minuten später eingeschlafen.
2. KAPITEL
Charlotte hatte gerade die Tür ihres Büros hinter sich geschlossen, da trat aus dem dunklen Flur eine Gestalt auf sie zu. Ihr Herz pochte laut, als sie Damon erkannte.
Bitte, Stacey, rühr dich jetzt nicht …, schoss es ihr durch den Kopf.
„Ich habe mich schon gefragt, wo du bist“, stieß er rau hervor.
„Ich hatte noch etwas zu erledigen“, stammelte Charlotte.
„Ist das dein Büro?“
„Ja.“
„Warum gehen wir nicht rein und unterhalten uns ein bisschen?“, schlug Damon vor.
Charlotte wurde blass. „Worüber denn?“
Als er eine Strähne ihres kastanienbraunen Haares zwischen die Finger nahm und zärtlich darüberstrich, versteifte sie sich abrupt.
„Über uns“, murmelte er. In seinen Augen loderte etwas, das sie nur allzu gut kannte.
Das alte Begehren flackerte in ihrem Innern auf, als seien sie sich erst gestern zuletzt begegnet und nicht vor Jahren.
„Es gibt kein Uns“, widersprach sie. Ihre Stimme zitterte. „Du hast die Beziehung vor vier Jahren beendet, schon vergessen?“
„Gar nichts habe ich vergessen.“ Er spielte immer noch mit ihrem Haar, seine tiefschwarzen Augen unverwandt auf sie gerichtet. „Ebenso wenig wie du. Das sehe ich an deinem Blick.“
Das Schweigen, das seinen Worten folgte, war voller so intensiver Erinnerungen, dass sie Charlottes Selbstbeherrschung zu untergraben drohten.
Plötzlich hörte sie ein unterdrücktes Husten aus dem Büro hinter sich. „Ich muss mich jetzt auf meine Rede vorbereiten“, erklärte sie panisch. „Wir können uns ja später unterhalten, wenn du willst.“
Damon trat einen Schritt zurück. „Ich würde mich freuen, Charlotte.“
Sie seufzte leise auf. Vor vier Jahren hatte sie schon einmal den Fehler begangen, mit Damon Latousakis auszugehen. Der Himmel allein wusste, welchen Preis sie diesmal würde zahlen müssen.
Wenige Minuten später sah Charlotte sich im Besprechungssaal des Museums um und fragte sich, ob sie nicht mehr als nur ein Glas Sekt brauchte. Wahrscheinlich wäre eine ganze Flasche nicht genug, um ihre Panik zu zügeln.
Endlich hatten auch die verspätet eingetroffenen Gäste Platz genommen,
Weitere Kostenlose Bücher