Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
alleinerziehende Mutter bin. Ich werde längst nicht so viel Zeit in den Job stecken können wie Julian.“
„Die meiste Arbeit ist ja bereits erledigt“, wandte Diane ein. „Allerdings musst du die Willkommensrede heute Abend halten. Es ist wichtig, dass du die Sponsoren beeindruckst. Du weißt ja, wie hart der Konkurrenzkampf in unserer Branche ist.“
„Ich hasse es, vor Menschen zu sprechen.“ Charlotte biss sich auf die Unterlippe. „Was, wenn ich anfange zu stottern oder kein Wort mehr herausbringe?“
„Du machst das schon“, beruhigte Diane sie. „Trink vorher ein Gläschen Sekt, das entspannt. Konzentriere dich besonders auf Damon Latousakis, er ist der Hauptsponsor und Leiter der Eleni-Stiftung. Ohne seine Unterstützung und seine Leihgabe von Familienerbstücken können wir einpacken.“
„Mach dir keine Sorgen, Diane. Mit Männern wie Latousakis weiß ich umzugehen.“
„Gut. Du hast noch etwa zehn Minuten. Warum ziehst du dich nicht noch ein wenig in dein Büro zurück, um dich zu sammeln?“
Kurz darauf öffnete Charlotte die Tür zu ihrem Büro, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Ihre jüngere Schwester war im Begriff, sich auf dem Boden ein Nachtlager zu errichten. Sie breitete gerade ihren Mantel auf dem Teppichboden aus.
„Was zum Teufel soll das hier werden?“, fuhr sie Stacey an und schlug die Tür hinter sich zu.
„Hi, Charlie“, begrüßte ihre Schwester sie lächelnd. „Ich ruhe mich nur ein bisschen aus.“
Charlotte biss die Zähne zusammen. „Ich habe dir gesagt, in diesem Zustand will ich dich hier nicht sehen.“
„Ich bin nicht betrunken“, verteidigte sich Stacey. „Nur ein bisschen entspannt.“
„Woher hast du es diesmal bekommen?“
„Was?“ Stacey versuchte vergeblich, ihren Blick auf Charlotte zu konzentrieren. „Du bist so verdammt anständig, weißt du das, Charlie? Du solltest auch mal leben. Ab und zu muss man sich einfach eine Auszeit genehmigen.“
Beunruhigt sah Charlotte zu, wie ihre Schwester zum nächsten Stuhl taumelte und darauf niedersank.
„Was willst du?“
Mit geröteten Augen sah Stacey sie an. „Ich wollte mir was von dir borgen. Aber keine Sorge. Ich habe mir schon selbst geholfen.“
Charlotte hatte ein ungutes Gefühl. „Was meinst du damit?“
Ein verschlagenes Grinsen erschien auf Staceys Gesicht. „Eben ist mir bei den Toiletten ein hübscher Grieche über den Weg gelaufen. Ich hab ihm einen Quickie angeboten, aber er war so arrogant und hat abgelehnt. Dann hab ich ihm eine Lektion erteilt und seine Brieftasche mitgehen lassen.“
Charlotte schwante Schreckliches. „Hast du sie noch?“
„Klar.“ Staceys Kopf rollte zur Seite, und sie schloss die Augen.
„Hast du sie noch, oder hast du sie weggeworfen, nachdem du das Geld rausgenommen hast?“
Stacey zog das Portemonnaie aus der Tasche und schob es ihrer Schwester mit geschlossenen Augen hin. „Sieht teuer aus. Ich geb sie meinem Kumpel Brian. Der hat demnächst Geburtstag.“
Mit zitternden Händen griff Charlotte nach der Brieftasche und öffnete sie. „Oh nein“, entfuhr es ihr.
„Was ist los? Kennst du den Typen?“
Eine Sekunde lang schloss Charlotte einfach nur die Augen und sah dennoch Damons schönes Gesicht vor sich, genau so, wie es ihr gerade von seinem Ausweis aus entgegengeblickt hatte.
Sie sah noch einmal hin, und ihr Magen zog sich zusammen. Vor lauter Herzklopfen konnte sie kaum atmen. Wortlos ließ sie die Brieftasche in ihre Kostümjacke gleiten. „Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“
„Ich hab dem Typen an der Tür gesagt, dass ich deine Schwester bin“, erklärte Stacey ruhig.
Charlotte unterdrückte ein Stöhnen. Staceys blondes Haar war ungepflegt und ihre Jeans zerfetzt. Das T-Shirt war viel zu kurz.
„Sieh mal, Stacey“, setzte sie an und sah erschrocken auf die Uhr. „Ich muss in drei Minuten eine Rede halten.“
Stacey machte Anstalten, sich auf ihrem Mantel niederzulassen. „Schon in Ordnung. Ich ruh mich nur ein bisschen aus, bevor ich weiterziehe.“
„Nein!“ Charlotte zerrte ihre Schwester auf die Beine. „Nein, Stacey, du kannst hier nicht schlafen. Wenn dich jemand findet …“
Stacey schüttelte Charlottes Hand ab. „Schon kapiert“, sagte sie schmollend. „Du schämst dich für mich. Ich bin nicht gut genug für deine reichen Freunde.“
„Das stimmt nicht … Aber der Abend ist wichtig für mich.“
„Komm schon, Charlie“, versuchte Stacey es noch einmal. „Ich brauche nur
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