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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Personenbeschreibung passt haargenau auf Florian Scheuermann, denn der Tramper hatte ein Rennrad dabei und trug einen schwarzen Rucksack mit knallrotem FCK-Wappen und Teufel-Emblem auf dem Rücken.«
    »In Colmar?«
    »Ja.
    »Das muss er sein.«
    »Wo hat er ihn denn abgesetzt?«
    »An einer Tankstelle.«
    »Hat Florian dem Lkw-Fahrer gesagt, wo er hinwill?«
    »Ja, und zwar, dass er in Colmar seine Oma besuchen wolle, aber wegen einer Muskelverletzung nicht mehr Rad fahren könne und deshalb getrampt sei.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein. Wenn ich noch etwas erfahre, melde ich mich sofort wieder bei dir.«
    »Danke, Sabrina. Sei so gut und gib mir die Handynummern von Florians Eltern durch. Die hast du doch, oder?«
    »Ja, die hab ich«, entgegnete Sabrina und las die Nummern vor.
    Damit Dr.   Schönthaler sie aufschreiben konnte, wiederholte ihr Chef die Zahlen laut und deutlich. Dann drückte Tannenberg die rote Taste und tippte die Telefonnummer von Florians Vater ein.
    »Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Sohn in Colmar will? Dort ist er nämlich gerade gesehen worden«, fiel er gleich mit der Tür ins Haus.
    »In Colmar? Nein.«
    »Lebt seine Großmutter dort?«
    »Seine Großmutter?«, wiederholte der Gesprächspartner. »Nein, die wohnen beide in der Nähe von Kusel.« Die Stimme wurde leiser. »Hast du irgendeine Idee, warum Florian in Colmar ist?«, fragte er seine Frau. Offensichtlich hatte auch sie keine Erklärung parat. Ein paar Sekunden lang hörte man nur Atemgeräusche. »Doch, klar, ich hab eine Idee«, posaunte Herr Scheuermann heraus. »In den Vogesen besitzt der Kaiserslauterer Ski- und Kanuclub eine Hütte. Da war Florian schon oft. Manchmal hat er dort auch allein trainiert.«
    »Das ist doch die Hütte auf dem Schnepfenried.«
    »Ja, genau die.«
    »Da war ich früher mal mit meiner Schule zum Skifahren«, gab Tannenberg zurück.
    »Ich auch«, murmelte Dr.   Schönthaler.
    »Hat Florian denn einen Schlüssel für die Hütte dabei?«
    »Nein, den bekommt man immer vom Hüttenwart unseres Vereins. Aber für alle Fälle ist ein Schlüssel in einem Versteck außerhalb der Hütte deponiert. Und Flo weiß natürlich, wo sich dieses befindet.«
    »Das heißt, er hätte auf alle Fälle Zugang zur Hütte.«
    »Ja. Und unbewohnt ist sie zurzeit auch. Denn sie ist gesperrt, weil sie nächsten Monat renoviert wird.«
    »Gut, Herr Scheuermann. Das sind doch durchaus erfreuliche Nachrichten. Wir sind schon an der französischen Grenze und fahren jetzt gleich dorthin. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir melden uns bei Ihnen, sobald wir ihn gefunden haben.«
    »Danke.«
    »Das klingt doch wirklich hoffnungsvoll, findest du nicht, Rainer?«
    »Doch«, erwiderte der Gerichtsmediziner. »Zumal Florian getrampt ist. Er hat sich also nicht völlig von der Außenwelt abgekapselt, sondern zwei Stunden lang mit einem wildfremden Lkw-Fahrer ein Schwätzchen gehalten. Und so etwas tut für gewöhnlich keiner, der vorhat, unmittelbar danach Selbstmord zu begehen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr.«
    Dr.   Schönthaler klopfte seinem Freund auf den Oberschenkel. »Das ist tatsächlich eine sehr erfreuliche Entwicklung.«
    In den Radionachrichten hörten die beiden, dass sich ARD und ZDF zum sofortigen Ausstieg aus der Tour-de-France-Berichterstattung entschlossen hatten.
    »Was für eine scheinheilige und selbstgerechte Bande!«, schimpfte Dr.   Schönthaler. »Es sind doch die Medien, die den Sport permanent unter Druck setzen und solche jungen Kerle wie den Scheuermann überhaupt erst zum Doping treiben. Sie verlangen doch ständig nach neuen Siegertypen, für die sie dann auch allzu gerne bereit sind, sehr tief in die Tasche zu greifen.
    Und ausgerechnet jetzt in diesem geradezu historischen Moment, wo diese unglaublichen Doping-Sauereien endlich auf den Tisch kommen, ziehen die den Schwanz ein und verdrücken sich! Anstatt den Anti-Doping-Kampf zum Topthema zu machen. So eine Heuchlerbande!«
    Kurz nach diesem emphatischen Auswurf machte sich Tannenbergs Handy abermals bemerkbar. Diesmal blinkte ›unbekannter Anrufer‹ auf dem Display.
    »Tannenberg.«
    »Florians Freundin … hat in dieser Skihütte … mit ihm Schluss … gemacht«, wimmerte Frau Scheuermann und legte danach auf.
    »Ach, du Scheiße«, zischte Tannenberg und gab diese Information an seinen Beifahrer weiter.
    »Damit erscheint diese Aktion plötzlich wieder in einem völlig anderen Licht«, seufzte Dr.   Schönthaler und richtete seinen traurigen Blick

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