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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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antwortete er selbst: »Mit Tiernahrung und Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin- und Aufbaupräparate …«
    »Gibt das hier jetzt eine Werbesendung, oder was?«, blaffte Tannenberg dazwischen.
    »Sie haben schon wieder intuitiv den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn die illegalen Substanzen, die wir zum Tagesgeschäft benötigen, sind in Katzen- und Hundefutterdosen versteckt. Aus Werbezwecken werden diese Warenproben in den Fahrzeugen mitgeführt und an die Zuschauer an der Strecke verteilt.«
    »Aber die haben wir doch auch konfisziert und stichprobenartig überprüft.«
    » Die nicht, Herr Kommissar. Die mit delikatem Inhalt haben wir natürlich vorher ausgetauscht. Es lag doch wohl auf der Hand, dass Sie eine Hausdurchsuchung durchführen würden. Diese präparierten Dosen sind zudem stets nur in geringer Anzahl vorhanden – und werden natürlich gehütet wie der eigene Augapfel. Dafür war übrigens Joop zuständig – bis zu seinem Tod jedenfalls. Danach haben Pieter und Jenny gemeinsam diese lukrative Aufgabe übernommen. Dieses kleine Depot wird über diverse logistische Nachschubsysteme immer wieder aufgefüllt. Just-in-time-Belieferung, wie es heute in der Wirtschaft eben üblich ist.«
    »Das hört sich ja richtig professionell an.«
    »Muss es ja auch sein«, entgegnete der Sportmediziner. »Was glauben Sie denn wohl, warum nie einer unserer Fahrer positiv getestet wurde?« Da er keine Antwort erhielt, fuhr er fort: »Weil wir sehr perfekt zusammengearbeitet haben.«
    Und du elender Mistkerl willst mir ernsthaft weismachen, dass du wegen schlechten Gewissens mit deinem Job aufgehört hast?, dachte Tannenberg. Glaubst du wirklich, dass ich dir diese Gutmensch-Legende abnehme? Mich kannst du nicht blenden! Deine leuchtenden Augen verraten dich, wenn du über Doping sprichst.
    Dir ging es von vornherein einzig und allein um die Kohle! Deshalb hast du dich an die Medien gewandt! Nicht aus ethischen Gründen, sondern weil du dein Insiderwissen möglichst profitabel vermarkten wolltest – was dir anscheinend ja auch gelungen ist. Und mit dieser Kohle willst du dir mit deinem süßen Täubchen nun einen schönen Lenz in der Südsee machen. Klasse Plan, muss ich schon sagen!
    »Wenn in Ihrem Verein immer alles so optimal funktioniert hat, verstehe ich nicht, wieso Ihre Turbofood-Cracks heute beim Einzelzeitfahren so unglaublich abgekackt sind«, versetzte Tannenberg, mit einem erneuten Exkurs in die Fäkaliensprache, seinem Gegenüber einen Rippenstoß.
    »Tja, das ist eine spannende Frage«, entgegnete der ehemalige Mannschaftsarzt des Profi-Rennstalls.
    »Jetzt kommt erst der richtige Knaller, Tannenberg«, behauptete der Wiesbadener Chef-Ermittler. »Los, Schneider, lassen Sie endlich die Bombe platzen.«
    »Eine recht unglückliche Wortwahl, wie ich finde, mein lieber Wagner«, rüffelte der Leiter des K 1, »angesichts eines heimtückischen Sprengstoffanschlages, bei dem ein Mensch zu Tode gekommen ist.«
    Eva Schneider schluchzte auf. Ihr Mann ließ sich weder von dieser Bemerkung noch von der emotionalen Reaktion seiner Ehefrau beeindrucken.
    »Was glauben Sie wohl, weshalb die Fahrer gerade an den Berganstiegen nichts mehr zuzusetzen hatten?«, fragte er an Tannenberg adressiert.
    »Reaktionen auf die psychologischen Belastungen …«
    »Totaler Quatsch!«, zischte Dr.   Schneider. »Psycho-Stress? Mann, das sind Profis! Diese Jungs rufen auch dann noch Spitzenleistungen ab, wenn ihre Frau am Tag zuvor gestorben ist.«
    »Fehldosierungen beim Doping?«, formulierte Tannenberg einen weiteren Erklärungsversuch.
    »Bei mir? Undenkbar! Nee, ich habe immer perfekte Arbeit abgeliefert«, empörte sich der langjährige Teamarzt. Er presste die Kiefer fest aufeinander und schüttelte den Kopf. »Nein, keine Fehler beim Doping, sondern ….?« Er ließ den Rest zunächst unausgesprochen. Nach ein paar Sekunden setzte er den Fangschuss: »Sondern überhaupt kein Doping.«
    Wolfram Tannenberg kratzte sich so heftig an der Schläfe, dass er das Geräusch hören konnte. »Wollen Sie damit etwa andeuten, dass die Turbofood-Rennfahrer heute nicht gedopt waren?«
    »Genau so ist es. Seit mehr als drei Wochen haben die Fahrer von mir weder Epo noch irgendwelche anderen illegalen Substanzen erhalten, sondern lediglich Placebos, nichts als Placebos. Und eine ungedopte Turbofood-Mannschaft ist genauso fad wie ein Cantuccini ohne Mandeln«, sagte er.
    Gleich darauf stopfte sich Dr.   Heiko Schneider zwei Streifen

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